Lisa
raus. Morgen gehe ich hinauf ins Gasthaus. Dort werde ich schon etwas finden, zumindest sind mir keine leeren Fassungen aufgefallen.
…
Ist durchaus eine Kumpelsituation, in der ich mich mit euch hier befinde. Es gibt einige Freunde, die ich kaum noch sehe, mit denen ich aber trotzdem in intensivem Kontakt bin, weil wir alle drei Tage telefonieren, und was ist daran so anders als das hier?
Die Kulturphilosophen regen sich auf über das Verschwinden persönlicher Beziehungen, was für ein Hühnermist,ich habe jetzt mehr Umgang mit Menschen als früher, eben durchs Telefon oder über Facebook. Früher hätte ich mit den Leuten eben gar keinen Kontakt gehabt. So kann ich wenigstens mit ihnen reden oder Nachrichten austauschen und höre oder lese, wie es ihnen geht und was sich in ihrem Leben ereignet. Was ist daran schlecht? Behauptet doch niemand, dass es keinen Unterschied gäbe zwischen Telefonat und Candlelight-Dinner. Aber besser Telefon und Facebook als gar nichts.
Was gibt es denn für Alternativen? Was war früher? Gar nichts war da, ihr habt die Leute einfach aus den Augen verloren.
Kulturpessimisten sind Streber. Kulturpessimisten hören das Gras wachsen. Die reden von Dingen, von denen sie nichts verstehen.
Ich will damit nicht sagen, dass alles perfekt läuft mit meinen Freundschaften. Als es jetzt kritisch wurde, hat mich da einer ernst genommen? Christian hat die Augen gerollt und mir erklärt, ich falle auf einen uniformierten Paranoiker herein, während Bene nur ein Leberkäsegrunzen von sich gegeben hat.
Klar habe ich Freunde.
Na klar habe ich welche. Etwas Spezielles fehlt mir trotzdem. Einer, mit dem ich reden kann und bei dem es nicht um Konkurrenz geht. Immer dreht sich alles um Beweise. Ich mag nichts beweisen.
Ich mag nicht beweisen, dass ich potent und smart bin. Ich mag mein Bier trinken und ich mag, dass der Mensch neben mir den Mund hält und mir zuhört. Dass es ihn ein wenig interessiert, was ich sage, so wie es mich interessiert, was er sagt. Doch das ist meistens zu viel verlangt. Besonderswenn eine Frau mit am Tisch sitzt, dann beginnen sich die klügsten Männer wie die Affen aufzuführen.
Vielleicht liegt es an mir, vielleicht bin ich zu konservativ. Ich bin mehr einer, der ganz gern merkt, dass er ein Kerl ist, ich stemme Gewichte und es macht mir Spaß, ich fahre schnell Auto und es macht mir Spaß, ich schaue mir gern Frauen an und es macht mir Spaß, und ich finde, ab und zu muss ich derjenige sein, der die Dinge in die Hand nimmt, na und? Nämlich nicht, weil ich ein Mann bin, sondern weil ich ich bin, weil ich so veranlagt bin, weil ich ein Tatmensch bin und zupacken will.
Na ja, aber wirklich. Ich ecke schon ab und zu an. Ich sage eben, was ich mir denke. Ich halte zum Beispiel nichts davon, Kindern keine Grenzen zu setzen. Mir gehen tyrannisch kreischende Kinder, die immer ihren Willen kriegen, auf den Wecker. Was sollen das für Erwachsene werden?
Gut, mir gehen alle anderen Kinder auch auf die Nerven. Ausgenommen, sie sind originell. Na, egal jetzt.
Ich glaube, dass ich meinem Sohn ein Vorbild sein muss, und mitunter muss ich auch ein aggressives Vorbild sein. Aggressivität ist ja nichts prinzipiell Negatives. Manchmal müsst ihr der gute Böse sein, um dem bösen Bösen Einhalt zu gebieten. Dieses Prinzip existiert, ich kann dem nicht ausweichen, ich kann nicht so tun, als wäre die Welt besser, als sie ist.
Womit ich nicht sagen will, dass man Kinder schlagen darf, falls das jetzt jemand missverstehen sollte, das war mit Aggressivität selbstverständlich nicht gemeint. Ich habe Alex niemals auch nur einen Klaps auf den Hintern gegeben, ich finde körperliche Gewalt dermaßen widerlich, dassmir, wenn ich sie sehe, fast übel wird. Okay, Bud-Spencer-Filme ausgenommen.
Außerdem halte ich nichts davon, dass Männer schlechter sein sollen als Frauen. Ungleichheit beginnt bei der Sprache, da haben die Frauen völlig recht. Aber wieso zum Beispiel wird dann das Wort Männerphantasie immer negativ gebraucht? Was um alles in der Welt ist grundsätzlich falsch an unseren Phantasien? Wieso sollen die einen Phantasien schlechter sein als die anderen?
Wenn einer nur von schnellen Autos und von Blondinen mit dicken Titten träumt, sind das außerdem keine Männerfantasien, dann ist der Typ ein Trottel. Oder sagen wir es diplomatisch, dann ist er ein wenig beschränkt in seinem Wunschvorstellungsvermögen.
Ich habe gelegentlich Tagträume, von denen ich gelesen habe,
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