Lisa
auf Pfähle zu setzen, ich will sagen, es heißt, angeblich hat es das dort schon vor Jahrhunderten gegeben. Sie runden den Pfahl oben ab und führen ihn den Opfern hinten ein, so dass nur die Eingeweide zusammengedrückt werden, sie also nicht gleich sterben, sondern erst nach Stunden oder gar Tagen. Bei den Alten hat es nicht ganz so lang gedauert, aber … Na, muss jetzt auch nicht sein, dass wir das ausbreiten.
Ja glaubt ihr, mir fällt ein, was ich sagen wollte?
…
Damals wussten sie relativ bald, dass Lisa beteiligt war. Komischerweise zusammen mit zwei Frauen, Frauen aus dem Osten, entweder Rumänien oder Bulgarien oder Ukraine,hieß es. Zunächst wollte man Hilgert keine Dienstreise nach Abuja spendieren, aber dann nahmen die Behörden in Nigeria drei Rumäninnen fest, die sich offenbar besonders auffällig benommen hatten, mit Geld um sich geworfen haben oder so, ich weiß es nicht. Man fand bei ihnen Wertsachen, die eindeutig von den Menschen aus dem Heim stammten.
Hilgert muss sich gefühlt haben wie ein Löwe im Käfig. Afrika ist weit weg. Sein Disziplinarverfahren hatten sie zwar vorerst eingestellt, wie das zugegangen ist, weiß ich nicht. Ich glaube, von Holland kam zunächst nichts Offizielles, weil der Misshandelte seine Aussage zurückgezogen hatte, nachdem ihm von Hilgert etwas spendiert worden war. Er selbst hat mir gegenüber nicht viel darüber sagen wollen, scheint ihm unangenehm gewesen zu sein. Jedenfalls geht er zu seinen Vorgesetzten und erklärt ihnen, dass in Nigeria drei Frauen im Gefängnis sitzen, die etwas über Lisa wissen könnten.
Übrigens war Hilgert ihr zu dem Zeitpunkt nicht mehr als Einziger auf den Fersen. All die Länder, in denen sie eine besonders schwere Straftat begangen hatte, interessierten sich für sie, doch so viel wie Hilgert wusste offenbar niemand.
Wenn ich mich recht erinnere, gab es da einen Schweden, der bei Hilgert angerufen hatte und Informationen austauschen wollte. Er wollte Hilgert besuchen, kam aber nicht, und als Hilgert nachfragte, hieß es, er sei gestorben, er sei krank geworden und gestorben. Das war in der Zeit, als Hilgert sich bereitmachte, nach Abuja zu fliegen.
…
Hilgert. In Afrika. Du liebe Zeit.
Die empfohlenen Impfungen schenkt er sich, dem sind Krankheiten egal, der fürchtet sich nicht vor Bazillen. Er kommt an, und ihr könnt euch vorstellen, wie es dem dort gleich gefällt, rundherum nur Schwarze. Ich meine, Hilgert ist kein Rassist, aber trotzdem. Der war dort unten hundertprozentig überfordert.
Er fährt ins Hotel und dann gleich ins Gefängnis. Wo sie ihm sagen, dass es die drei nicht mehr gibt. Was heißt, es gibt sie nicht mehr, fragt er, und die sagen, sie sind nicht mehr da.
Ich weiß ja nicht, wie gut Hilgerts Englisch ist, das wird auch sein Teil beigetragen haben zu der konfusen Unterhaltung.
Weg, weg, weg, was heißt das, schreit er, wieso weg! Bis er endlich dahinterkommt, sie wollen ihm sagen, die drei Frauen sind tot. Wieso sind sie tot? schreit er. Wieder ein turbulentes Hin und Her, die verstehen nicht, was er will.
Das müssen Szenen gewesen sein, da wäre ich gern dabeigewesen. Ich sehe Hilgert vor mir, wie er vor Wut beinahe platzt und sich kaum verständlich machen kann, wie er mit geschwollenen Adern am Hals dasteht und alles kurz und klein schlagen will.
Er findet heraus, dass sie im Gefängnis gestorben sind, aber dass man nicht weiß, woran. Einer der Polizisten macht ihm ständig komische Zeichen, Hilgert erwischt ihn jedoch nicht allein, also wartet er im Hotel, ob er sich meldet.
Er wartet geschlagene zwei Tage. Niemand meldet sich. Vor seinem Hotel zelebrieren sie inzwischen Voodoo-Kulte. Da werden Kreise auf den Boden gemalt, ein Zauberer trommelt, jemand wirft mit Bohnen nach ihm, und einmal gehen ihm zwei alte Frauen nach, umkreisen ihn und spuckenihm über die Schulter. Keiner kann ihm erklären, was das soll. Im Hotel sagen sie nur dauernd no, no und halten ihm die Rechnung hin. Er zahlt aber nicht, er bleibt, solange er bleiben will. Das ist genauso lang, bis sie ihm Hyänenköpfe an die Tür nageln.
Das ist nichts Besonderes, nicht dass ihr jetzt denkt, Lisa, nein, das machen die Leute da unten wegen der bösen Geister. Sie hatten ihm sogar Blut und Sperma auf die Tür geschmiert und gegen die Tür geschissen, und nein, er hat die DNA nicht auswerten lassen, er wusste schon, dass das nicht Lisa war.
Er fährt noch einmal zu dem grauen Bunker in der Vorstadt, wo er nun gar nicht
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