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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gutmütig an.
    „Wie du da redest, Vati!“ sagte Lisbeth besänftigt. „Aber was bist du doch im Grunde für ein großartiger Kerl!“

7
     
     
    Und wieder verlebten wir einen Abend voller Angst. Ich war mutlos und unglücklich und schrecklich ratlos.
    „Gott sei Dank sind bald Sommerferien“, sagte Heming.
    „Ich glaube, das beste ist, du fährst dann sofort mit beiden Kindern nach Geilo. Ich komme nach, sobald ich mit den Abiturienten fertig bin.“
    „Ja, wenn wir nur diese Zeit gut überstehen“, seufzte ich. „In einem Monat kann viel geschehen, Heming.“
    „Im Grunde“, sagte Heming, „hätte ich wohl Lust, Lisbeth das Zusammensein mit diesem Boor zu verbieten.“
    „Ja – und gleichzeitig das Vertrauensverhältnis zwischen ihr und uns für Zeit und Ewigkeit zu zerstören! Vergiß nicht die Geschichte von der verbotenen Frucht!“
    „Eben daran denke ich ja gerade“, sagte Heming. „Und deshalb tue ich nicht, was ich am liebsten tun würde. Nun ja! Wenn das Mädchen nur um halb ein Uhr nachts zu Hauseist! Dann werden wir ja sehen, wie wir die Sache weiter anpacken müssen.“
    Heming beugte sich über den Stapel Rechenhefte, und ich machte mich seufzend an die Übersetzung einer englischen Novelle.
    Vorsichtig knipste ich die Nachttischlampe an. Die Uhr war eins. War Lisbeth gekommen, ohne daß ich es gehört hatte? Ich blieb noch etwas liegen. Heming schlief tief. Es gelang mir, das Zimmer so leise zu verlassen, daß ich ihn nicht aufweckte. Ich starrte auf die offenstehende Tür von Lisbeths Zimmer. Es war leer. Dann schlich ich mich nach unten und ging ins Wohnzimmer. Ich wußte, daß ich nicht würde schlafen können, solange Lisbeth nicht zu Hause war.
    Kurz vor halb zwei sah ich das Licht der Scheinwerfer, bis Lisbeth hereinkam. Ich nahm sie in der Halle in Empfang.
    „Nanu?“ sagte Lisbeth. „Was ist denn los? Das ist ja ganz neu, daß du aufbleibst und auf mich wartest! Ich muß schon sagen, du bist neuerdings eine sehr besorgte Gluckhenne geworden!“
    „Komm einen Augenblick ins Wohnzimmer, Lisbeth!“ sagte ich. Sie folgte mir in die Stube.
    „Es ist jetzt halb zwei, Lisbeth.“
    Sie blinzelte mit den Augen in das Licht der Lampe.
    „Ja, weißt du, die Zeit verging so schnell – und gerade als ich aufbrechen wollte, spielten sie einen Tango, und da konnte ich nicht widerstehen – aber wir fuhren direkt nach Hause, Mutti. Ehrenwort, obwohl Erling drängte, wir sollten noch eine kleine Spazierfahrt machen – aber ich sagte, ich wäre müde und müsse früh aufstehen – ich bin also immerhinziemlich vernünftig gewesen, wenn ich auch etwas später komme – und außerdem…“
    „Außerdem – was?“
    „Außerdem soll Erling jetzt verreisen – und ich kann längere Zeit nicht mit ihm Zusammensein – er fährt nämlich nach England…“ Mein Herz hüpfte vor Freude.
    „Wirklich? Fährt er nach England? Ja, siehst du, so ist es, wenn einer ein großer Schiffsreeder ist. Es handelt sich wohl um eine Geschäftsreise?“
    „O ja! Sie haben in England ein neues Schiff gekauft. – Wie ich ihn beneide! – Wenn ich denke, daß er eine Reise macht, während ich für die Versetzung büffeln muß…“
    „Deine Reisezeit wird schon noch kommen, Lisbeth.“
    „Eigentlich ist das alles doch ein furchtbarer Blödsinn, Mutti. Stell dir doch vor: Wenn ich mich verheirate, kann ich mit meinem Abitur überhaupt nichts anfangen.“
    „Man kann nie wissen. Vielleicht hast du gar keine Lust, dich zu verheiraten…“
    Lisbeth blickte mich mit einem wunderlichen Ausdruck in den Augen an.
    „Erling sagt, wir passen fabelhaft zusammen. Du ahnst gar nicht, wie gut wir zusammen tanzen. Und du – er sagt, es müsse Spaß machen, mit mir zusammen zu reisen, weil ich so tüchtig in den Sprachen wäre, und…“
    Was war das mit Lisbeth? Ihre Stimme klang leicht verschleiert, ihre Augen flatterten etwas unruhig… Ich schnupperte. Ein fremdartiger Geruch ging von ihr aus. Alkohol!
    Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit, dachte ich. Lisbeth war natürlich nicht betrunken, aber daß sie unter dem Einfluß von Alkohol stand, unterlag keinem Zweifel. Und ein Kind war sie auch. Vielleicht war das, was in diesem Augenblick aus ihr heraussickerte, die Wahrheit…
    Ich verschloß daher die Augen vor der Tatsache, daß es kurz vor zwei Uhr war, und ließ sie reden.
    „… und er sagt, ich würde mich in einem Nerzpelz hübsch ausnehmen – und dann fragte er, ob ich einen Pelz hätte – aber

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