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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Mädchen gegeneinander aus, hielt sie in Atem, machte sie eifersüchtig aufeinander und stachelte sie an… Oh! Hätte ich dem Burschen doch Daumenschrauben anlegen können!
    „Lisbeth! Verzeih deiner sehr langweiligen und moralisierenden Mutter – aber denkst du auch daran, daß du in einem Monat in die Oberprima versetzt werden sollst?“
    „Natürlich denke ich daran. Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird schon ordentlich werden.“
    Lisbeth war nicht schlecht in der Schule. Sie pflegte sich mit Geistesgegenwart, Instinkt und schnellem Denken durch alle Schwierigkeiten hindurchzuwinden. Ich sagte also nichts mehr. Erst mußte ich mit Heming reden. Ich hätte wer weiß was dafür gegeben, wenn ich das für den nächsten Tag geplante Souper hätte verhindern können. Natürlich konnteich Lisbeth ganz einfach verbieten zu gehen. Doch wozu hätte das geführt? Sie würde verschlossen werden und das Gefühl haben, ungerecht behandelt zu sein. Vor allem hätten wir dann ihre wundervolle Offenheit verloren.
    Aber war es nicht doch ein unverantwortliches Risiko? Während Lisbeth ihre Schulaufgaben machte, legte ich diese Frage Heming vor. Er überlegte mit gerunzelter Stirn. Und als Lisbeth zum Abendessen herunterkam, hatte er augenscheinlich seinen Plan fertig.
    „Na, du umworbene junge Dame!“ begrüßte er sie lachend. „Ich höre, du willst morgen wieder ausgehen und die Stadt unsicher machen.“
    „Ja, und die Landstraße auch“, ergänzte Lisbeth.
    „Daran zweifle ich nicht. Aber im Ernst, Lisbeth. Ich hasse es übrigens, ein ernstes Wort zu sprechen. Ich habe das Gefühl, das kleidet mich nicht.“
    „Nein, es kleidet dich ungewöhnlich schlecht“, stimmte Lisbeth zu.
    „Aber leider muß ich dennoch ein ernstes Wort mit dir sprechen. In Anbetracht deiner Jugend und in Anbetracht deiner bevorstehenden Versetzung muß ich bitten, zu angemessener Zeit zu Hause zu sein.“
    „Was meinst du mit angemessener Zeit?“ fragte Lisbeth vorsichtig.
    „Tja – “, sagte Heming. „Sollen wir sagen: um zwölf?“
    „Nein, Vati! Wo denkst du hin? Soll ich fast im gleichen Augenblick aufbrechen, in dem das Essen aufgetragen wird?“
    „Gut. Sagen wir also halb eins.“
    „Ja – aber Vati! – Soll ich etwa zu Erling sagen, ich dürfe nicht länger ausbleiben? – Er lacht mich ja aus!“ – Lisbeths Stimme brach.
    Jetzt mischte ich mich ein.
    „Aber Lisbeth, bist du so unerfahren? Natürlich sagst du nicht, daß du nicht länger bleiben darfst. Das würde sich ja furchtbar dumm anhören! Selbstverständlich sagst du, du wärest müde und wolltest gerne nach Hause! Du brauchst sicherlich nicht einmal zu lügen, denn soweit ich dein Schlafbedürfnis kenne, möchte ich wetten, daß du schon lange vor halb eins todmüde bist.“
    Heming warf mir einen schnellen, dankbaren Blick zu.
    Lisbeth würgte an dem Problem.
    „Es ist so scheußlich peinlich…“
    „Aber nein, Lisbeth! Es ist eine durchaus ehrliche Sache, wenn man sagt, man sei müde und wolle nach Hause.“
    „Geht es nicht, daß ich – um ein Viertel nach eins komme? Es macht wirklich wenig Vergnügen, fortzugehen, bevor geschlossen wird. Deshalb…“
    „Bedauere. Ob Vergnügen oder nicht, spielt keine Rolle. Wir müssen sonst nämlich leider das nächste Mal, wenn du wieder ausgehen willst, glatt nein sagen.“
    Lisbeth biß sich auf die Lippe, und ihr Mund verzog sich trotzig. Ich strich ihr über das Haar. „Es ist nicht ganz einfach, jung zu sein, Lisbeth.“
    „Nein, das wissen die Götter!“ brach Lisbeth aus.
    „Besonders dann nicht, wenn einem früher nie etwas verboten wurde“, fuhr ich fort.
    „Und da müßt ihr gerade diesen Augenblick wählen, um mir etwas zu verbieten…“ Lisbeths Mund zitterte jetzt verdächtig.
    „Glaubst du, wir tun es aus Bosheit?“
    „Nein – aber aus übertriebener Besorgnis. Ihr traut mir nicht!“
    „Unsinn!“ erklärte Heming kategorisch. „Wir wollen dich zu angemessener Zeit im Bett haben, weil du noch ein Schulmädchen bist. Wir verlassen uns auf dich, Lisbeth. Und das weißt du. Du hast uns nie zu etwas anderem Veranlassung gegeben. Gott sei Dank! Und eben weil du immer ehrlich gewesen bist und weil wir uns immer auf dich verlassen haben, finden wir es sehr verdrießlich, daß wir dir jetzt etwas verbieten müssen. Aber etwas Rücksicht auf deine Gesundheit müssen wir schließlich doch nehmen.“
    Seine Stimme war ruhig und gleichmäßig, ja geradezu warm, und er blickte Lisbeth

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