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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Zimmer. Die Tür zum Bad ist offen. Sie hat ein geräumiges und bequemes Gefängnis.“
    „Aber…“
    „Sie bleibt dort, bis sie dich um Verzeihung bittet.“
    „Nein, Heming – nein! Ich will keine erzwungene Entschuldigung haben. Und außerdem – was nützt es, wenn sie mich um Verzeihung bittet?“
    „Eine Strafe muß sie haben, Steffi. Ich kann sie doch nicht gut übers Knie legen.“
    „Nein! Um Gottes willen nicht!“
    „Also bleibt nur Hausarrest. Jetzt gehe ich zu ihr hinauf und nehme in ihrem Zimmer einige kleine Veränderungen vor. Alle Bücher kommen weg – mit Ausnahme der Schulbücher. Und dann kannst du ihr Abendessen zurechtmachen und auf ein Brett stellen.“
    „Jetzt bist du hart, Heming.“
    „Es muß sein. Die Sache muß ein Ende haben.“
    „Ich bin so verzweifelt, Heming.“
    „Ich auch. Wir haben es im guten versucht und nichts damit erreicht. Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als hart auf hart zu setzen.“
    „Aber verlang doch bloß nicht, Heming, daß sie mich um Verzeihung bittet! Ich halte das nicht aus.“
    „Wie du willst, meine Liebe. Ich kann es ja im Grunde gut verstehen.“

12
     
     
    Ich brachte Lisbeth ein Brett mit Butterbroten. Sie lag ausgestreckt auf ihrem Bett und starrte auf die Decke. Als ich hereinkam, rührte sie sich nicht.
    „Bitte, Lisbeth.“
    Keine Antwort. Ich betrachtete sie einen Augenblick und ging dann hinaus, ohne etwas zu sagen.
    Der Sonntag war schrecklich. Heming war unerbittlich. Der Hausarrest sollte bis Montag morgen dauern. Bei Tisch gähnte uns Lisbeths leerer Platz entgegen. Ich brachte ihr das Essen, und ich war so schwach und weichherzig, daß ich ihr die besten Stücke von dem Huhn und eine riesige Portion Nachspeise gab.
    Erst spät am Abend, als ich zu ihr hinaufging, um das Brett zu holen, auf dem ich ihr das Abendessen gebracht hatte, sprach sie.
    „Ich will das Abitur nicht machen.“
    „Weshalb nicht?“ fragte ich.
    „Ich mag nicht mehr hier bei euch sein. Es bleibt mir daher nichts anderes übrig, als daß ich heirate, sobald ich achtzehn bin.“
    „Nach den norwegischen Gesetzen kannst du nicht heiraten, solange du nicht einundzwanzig Jahre alt bist – ich meine: du kannst nicht ohne unsere Erlaubnis heiraten.“
    „Und die werdet ihr mir nicht geben?“
    „Nein, die werden wir dir nicht geben.“
    „Habt ihr etwa die Absicht, mich vier Jahre lang in meinem Schlafzimmer einzusperren?“
    „Nein. Wir gedenken, morgen wieder ein normales Leben anzufangen. Glaubst du, dieser Tag ist für uns angenehm gewesen?“
    „Jedenfalls angenehmer als für mich!“
    Ich setzte mich zu ihr. Sie rückte zur Seite.
    „Lisbeth“, sagte ich. „Jetzt bist du ruhig. Kann ich jetzt mit dir reden?“
    „Bitte schön. Rede nur!“
    „Wenn du fähig bist, vernünftig zu überlegen, dann wird es dir klarwerden, daß sowohl Vati wie auch ich dich unsagbar liebhaben. Glaubst du, wir würden uns sonst so viele Sorgen machen? Wir meinen beide, daß das Zusammensein mit Erling Boor für dich – nun ja: nicht wünschenswert ist. Es wird eine Zeit kommen – und sie kommt bald –, da du dein eigener Herr bist. Dann kannst du machen, was du willst, Zusammensein, mit wem du willst, und – und dich verheiraten, mit wem du willst. Aber noch tragen wir die Verantwortung für dich, und wir müssen unserem Gewissen folgen. Kannst du das nicht einsehen, Kind?“
    Lisbeth antwortete nicht.
    „Komm nun auf keine dummen Gedanken, Lisbeth. Wir können dich natürlich nicht zwingen, für die Versetzung zu arbeiten. Aber was gewinnst du, wenn du es nicht tust? Wir müssen dann ein Internat ausfindig machen, wo wir dich hinschicken können. Ist es nicht besser, du bleibst zuHause und arbeitest? Laß vorläufig alle anderen Zukunftspläne beiseite. Können wir uns nicht dahin einigen?“
    Lisbeth blickte mich an. Der Ausdruck ihres Gesichtes war leer und leblos.
    „Internat?“
    „Ja. Das bliebe als einziger Ausweg.“
    Sie saß eine Weile stumm da und überlegte.
    „Schön“, sagte sie endlich. „Ich werde mich also auf die Versetzung vorbereiten. Aber ihr müßt dann euer Versprechen ebenfalls halten. Zum Herbst fange ich mit dem Reiten und Tennisspielen wieder an.“
    „Ja. Dagegen wäre wohl nichts einzuwenden.“
    Sie richtete ihre Augen auf mich und schien mit sich selbst zu kämpfen. Sie wollte wohl etwas sagen, brachte es aber nicht heraus. Dann kam es:
    „Gestern sagte Vati, ich solle dich um Verzeihung bitten.“
    „Nein, Lisbeth.

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