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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nicht erklären, daß – daß…“
    „Nein, meine Kleine“, sagte ich. „Das kann ich nicht und das will ich auch nicht. Ich bin ganz derselben Meinung wie Vati.“
    „Aber hör doch nur, Mutti. Wir sind unser mindestens sechs Personen, vielleicht acht. Und in der Hütte ist viel Platz. Und…“
    „Hilft alles nichts, Lisbeth. Und wenn ihr fünfzig wäret, so änderte das auch nichts.“
    „Und nun hat Erling die anderen eingeladen – wir sollten drei oder vier Paare sein, sagte er…“
    „Hör mal, Lisbeth“, sagte ich. „Weshalb rechnet er in Paaren? Weshalb drei Paare und nicht sechs Personen?“
    Lisbeth blickte auf und blinzelte mit den geschwollenen Augenlidern.
    „Jetzt – jetzt bist du gemein, Mutti.“
    „Nein, das bin ich nicht, Lisbeth. Ich sehe nur der Wirklichkeit ins Auge. Seitdem du selber blind geworden bist, muß ich versuchen, für dich zu sehen.“
    „Weißt du, was du bist? Du bist mißtrauisch. So ist es! Und dabei habe ich >dir doch nie eine Veranlassung dazu gegeben! Du wirst kein Mädchen finden, das ihren Eltern gegenüber so offen ist, wie ich es gewesen bin! Aber jetzt fängst du an, ängstlich zu werden! Und warum? Bloß weil Erling reich ist und älter als ich. Sei unbesorgt, ich kann allein auf mich aufpassen!“
    „Lisbeth!“ sagte ich. „Du sprichst so häßlich zu mir, daß du eine Ohrfeige verdient hättest. Aber lassen wir das! Erinnerst du dich noch an den Abend, als du von eurem Treffen nach Hause kamst und ich dir ins Bett half?“
    „Bist du wirklich mit dem Unglücksabend noch immer nicht fertig?“
    „Schweig still und laß mich ausreden. An jenem Abend erzähltest du eine ganze Menge Dinge, und es war kein Vergnügen, es anzuhören. Du warst nämlich, gelinde gesagt, beschwipst. Und eine Mutter, die einer beschwipsten siebzehnjährigen Tochter ins Bett hat helfen müssen, wird nun einmal ängstlich. Was aber meine Gefühle gegenüber dem jungen Mann angeht, der dafür sorgt, daß ein siebzehnjähriges Mädchen sich einen Rausch antrinkt…“
    „Soll Erling nun auch daran schuld haben? Er konnte doch wirklich nicht wissen, daß ich an jenem Abend so wenig vertrug. Ich hatte fast nichts gegessen – daher – undaußerdem war ich gar nicht berauscht, ich war bloß in Stimmung.“
    „So? Letzten Endes tragen also Vati und ich die Schuld. Wenn du das hast sagen wollen, so stimme ich dir bei. Wir haben dir gegenüber verantwortungslos gehandelt. Es geschieht uns daher ganz recht, daß wir uns nun mit diesen Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen. Aber es hat keinen Zweck, Lisbeth, daß wir weiter darüber sprechen. Aus der Hüttentour wird nichts. Punktum.“
    Plötzlich trocknete Lisbeth sich die Tränen ab. In ihre Augen trat ein böser Ausdruck. Sie blickte mich starr an, und ihre Stimme klang hart und häßlich – ja, geradezu unheimlich, als sie sagte:
    „Findest du, daß das Spaß macht?“
    „Spaß? Wie meinst du das?“
    „Ich meine, ob es Spaß macht, die strenge Mutter zu spielen. Wäre ich deine richtige Tochter, so würdest du es niemals übers Herz bringen, so zu sein. Aber ich bin ja bloß ein Adoptivkind - aus dem Armeleuteviertel. Ich eigne mich gut dazu, daß man mit mir herumexperimentiert. Und jetzt macht es dir zur Abwechslung einmal Spaß, streng mit mir zu sein.“
    Ich war aufgestanden, und ich fühlte, wie alles Blut mir aus dem Gesicht wich.
    „Lisbeth!“
    Aber Lisbeth fuhr hemmungslos fort, und ihre Stimme war ganz heiser vor Erregung:
    „Wäre ich ein richtiges Fräulein Skar, dann wäre der Schiffsreeder ein passender Umgang für mich, nicht wahr? Aber ich bin ja bloß adoptiert, und da paßt sich das nicht. O ja, es ist nicht ganz einfach, ein Adoptivkind zu haben!
    Aber, weißt du, dafür trägst du auch keine so große Verantwortung. Damit kannst du dich trösten…“
    „Lisbeth – Lisbeth!“ Ich schrie sie laut an, und sie mußte etwas in meinem Gesicht gesehen haben, denn ganz plötzlich machte sie eine Kehrtwendung und verschwand.
    Ich aber warf mich auf das Sofa, drückte mein Gesicht in ein Kissen und schluchzte hemmungslos. Ich weiß nicht, wie lange ich so gelegen hatte, als ich eine gütige Hand auf meinem Kopf spürte.
    „Meine Steffi!“
    „Heming!“ Ich schmiegte mich an ihn.
    „Ich habe Lisbeths letzte Worte gehört, Steffi. Bleib ruhig, meine Liebe! Das Kind ist wie verhext.“
    „Heming – was – was hast du mit Lisbeth gemacht?“
    „Ich habe sie eingesperrt.“
    „Wo?“
    „In ihrem

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