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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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doch nicht in einen vornehmen Badeort!“
    „Nein, aber nach Schweden – und ich werde da wohl auch etwas ausgehen…“
    Der Gedanke, daß aus der Reise etwas wurde, machte mich so glücklich, daß ich eine Gewaltlösung für diese Schwierigkeit fand: „Was meinst du, Lisbeth? Du könntest das hellgelbe Kleid von mir bekommen, dann bist du doch für alle Fälle gerüstet.“
    Lisbeth riß die Augen auf. „Das hellgelbe? Das neue?“
    „Ich denke, es wird dich kleiden; und dann ist die Angelegenheit für dich ja geklärt. Ich werde dir auch so viele schwedische Kronen besorgen, daß du dir in Göteborg hübsches Badezeug kaufen kannst. Bist du jetzt zufrieden?“
    „Aber ja! Ich… Natürlich bin ich zufrieden!“ – Lisbeths Augen glänzten.
    Kurz bevor Lisbeth mit funkelnden Augen und mit meinem besten Koffer in der Hand zum Flugplatz fuhr, bekamen wir den Bescheid, daß sie mit Mühe und Not durch das Nadelöhr geschlüpft und probeweise versetzt worden war.
    Sie sah etwas beschämt aus, aber die Freude über das hellgelbe Kleid war so groß, daß sie alles andere überwog. Und Heming und ich waren über Lisbeths Reise nach Schweden so glücklich, daß wir durch die Finger sahen und den Skandal mit Fassung hinnahmen. Denn ein Skandal war es bei den guten Fähigkeiten, die Lisbeth besaß!
    So standen wir nun, die Köpfe in den Nacken gelegt, auf dem Flugplatz und blickten dem silberglänzenden Vogel nach, der Kurs nach Süden nahm und genau die Hälfte von dem, was uns auf der Welt am teuersten war, an Bord hatte. Die andere Hälfte lag mit glühendem und rotgetüpfeltem Gesicht auf dem Krankenlager. Aber Peik ging es immerhin doch nicht so schlecht, daß er nicht eine bis ins einzelne gehende Beschreibung der Erlebnisse auf dem Flugplatz verlangt hätte.
    Er lauschte andächtig und erklärte am Schluß, jetzt wolle er gern ein Glas Zitronenlimonade haben, und wenn er groß sei, wolle er Flieger werden.
    Der Friede senkte sich auf unser Heim herab. Peik war ein braver Patient. Marianne kam an jedem Nachmittag und erzählte Märchen, und er lauschte mit offenen Augen und Ohren. Nils löste Marianne von Zeit zu Zeit ab. Die ganze Szene erinnerte mich lebhaft an die Zeit, als Lisbeth Scharlachfieber gehabt hatte und abwechselnd von Heming und mir betreut worden war.
    Von Lisbeth kam eine begeisterte Postkarte: „Dies schreibe ich hoch oben in der Luft. Die Flugzeugkabine liegt ganz ruhig, aber die Stewardeß sagt, ich müsse den Bleistift benutzen, denn der Füllfederhalter könnte wegen des Luftdruckes lecken. Wir haben ein Brett mit Kaffee und Kuchen auf dem Schoß. Ich will künftig immer fliegen. Mit Gruß, Lisbeth.“
    Dann kam eine Karte aus Göteborg mit einer sehr genauen Beschreibung einer blaugetüpfelten Badeausrüstung, die Schuhe, einen Sonnenschirm und alle möglichen sonstigen Dinge umfaßte.
    Und dann kam Morten auf Besuch.
    „Sieh dich vor, Morten“, warnte ich. „In unserem Hause wimmelt es von Masernbazillen.“
    „Zum Teufel mit allen Bazillen!“
    „Aber Morten! Seit wann pflegst du denn zu fluchen?“
    „Seit heute!“ sagte Morten finster. „Und ich gedenke damit fortzufahren. Sprich mir nicht von unschuldigen Masernbazillen, wenn der Höllenbazillus Erling Boor mit dem Auto nach Schweden gefahren ist!“
    Wir blickten einander sprachlos an. Endlich gewann Heming die Fassung wieder.
    „Ist das sicher, Morten?“ fragte er.
    „Ja, leider. Hört zu! Ich hatte vorgestern in der Werkstatt mein Motorrad stehen, und da sah ich das Auto, das dem Bazillus gehört. Ihr wißt, es ist leicht zu erkennen. Außerdem hatte ich mir die Nummer gemerkt. Es hatte einen stark verbogenen linken Kotflügel, und ich dachte, wie gut es doch sei, daß Lisbeth fort ist. Heute war ich wieder in der Werkstatt, und als ich auf Boors Auto zu sprechen kam, sagte der Aufseher: ,Wie der Mann fährt! Ich kann mir nicht denken, daß er ganz nüchtern war, als er den Kotflügel derartigzurichtete. Ich möchte wohl wissen, wie es ihm erst ergehen mag, wenn er in einem fremden Land fahren muß.’ – ,Wo fahren muß?’ sagte ich verwundert. Ja’, sagte der Aufseher. ,Er ist vorgestern nach Schweden gefahren. So wie ich ihn kenne, hat er auch da ein Mädchen sitzen…’“
    Morten schwieg. Heming und ich tauschten einen schnellen Blick aus.
    „Ich habe einen gültigen Paß“, sagte ich. Und dann eilte ich zum Telefon.
    Ich hatte Glück. In dem Flugzeug, das am nächsten Morgen abfliegen sollte, war ein Platz

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