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Listiger Freitag

Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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keine Reaktion erfolgte, holte Arthur Luft, um seinen Befehl ein drittes Mal zu wiederholen, und fragte sich schon, was er eigentlich tun wollte, falls tatsächlich nicht geöffnet wurde. In dem Moment hörte er das Geräusch von mehreren Riegeln, die auf der anderen Seite der Tür zurückgeschoben wurden, und gleich darauf das Knarren der Tür selbst.
    Ein dünner, aber sehr drahtiger Bürger schob ängstlich seinen Kopf durch den Spalt und sagte: »Kommt herein, mein Herr, kommt herein! Ihr werdet uns doch nicht alle umbringen, nicht wahr?«
    »Ich werde niemanden umbringen«, erwiderte Arthur.
    Der Bürger trat zur Seite und ließ den Jungen herein, dann schob er die gut dreißig Zentimeter dicke, eisenbeschlagene Tür mit beträchtlicher Anstrengung zu und tat dasselbe mit mehreren gewaltigen Riegeln. Anschließend ließ er einen Querbalken herab, der sicher auch als zentraler Stützbalken in einer sehr tiefen Mine beim Tragen von Tonnen und Abertonnen von Gestein gute Dienste geleistet hätte.
    Arthur sah sich in dem kleinen Vorraum um, aber außer leicht klammen Steinwänden und einer dem Eingang gegenüberliegenden, geschlossenen Tür von weniger robuster Machart erblickte er nichts von Interesse. Es war immer noch sehr kalt.
    »Ich will mich einfach nur aufwärmen«, sagte Arthur. »Wer sind Sie?«
    »Marek Plattgold, Herr. Leitender Folienmacher Zweiter Klasse, 97858ster der Rangordnung innerhalb des Hauses. Ihr werdet uns nicht töten? Oder die Mühle zerstören?«
    »Nein«, bestätigte Arthur und hielt sich nicht weiter mit der Frage auf, wie ein Bürger, der ihn um einiges überragte, so viel Angst vor einem kleinen, sterblichen Jungen haben konnte. Marek zögerte, dann öffnete er die innere Tür und bedeutete Arthur, voranzugehen.
    Der Junge trat über die Schwelle und prallte zurück: Eine glühende Hitze schlug ihm entgegen, begleitet von einem grellen, gelben Licht.
    »Wow, ist das heiß hier!«
    Es war, als käme er vom Schnee in die Sauna. Hinter der Tür lag eine Halle, so groß wie ein Sportplatz, die in den Turm eigentlich nicht hineinpassen konnte. Daran war Arthur schon gewohnt; im Haus waren viele Gebäude von innen größer als von außen. Was ihn viel mehr verblüffte, war die Quelle der Hitze und des satten rotgelben Lichtes: In der Mitte der Halle stand ein gewaltiges Bassin voll geschmolzenem Gold. Es war so groß wie ein Wettkampfbecken, nur nicht in den Boden eingelassen, und seine klaren Glaswände waren an die zwei Meter hoch.
    Von dort floss das glühend heiße Gold durch eine offene Glasrinne, die über dunklen Eisenstelzen verlief, zu einer Reihe von sechs kleineren Becken. Daraus schöpften Bürger das Gold mit Werkzeugen, die wie große Tassen an dreieinhalb Meter langen Metallstangen aussahen, und trugen es darin zu einer anderen Ecke der Halle, wo es zu Barren gegossen wurde. Die noch heißen Barren wurden wiederum von Bürgern weggetragen, die mit großen, bis zu den Ellbogen reichenden Polsterhandschuhen ausgerüstet waren. Diese in ständiger Bewegung befindlichen Träger brachten das Gold in einen Hallenbereich, der an eine Ziegelei erinnerte, nur dass sich statt Ziegelsteinen überall Goldbarren stapelten. Sobald ein Bürger seine Barren abgeladen hatte, reihte er sich wieder bei seinen Kollegen ein. Beim Anblick dieser koordinierten Geschäftigkeit musste Arthur unwillkürlich an Ameisen bei der Arbeit denken.
    Zusätzlich zu Hitze und Licht erfüllte ein dumpfes, monotones Pochen den Raum: Es kam von einem Räderwerk, das offenbar von dem Wasserrad draußen angetrieben wurde und seinerseits eine Reihe von Bändern und Kolben bewegte, die wiederum eine stattliche Anzahl von mechanischen Hämmern in Gang hielten. Der größte Hammer besaß einen Kopf von den Ausmaßen eines Familienwagens; der Kopf des kleinsten war ungefähr so groß wie ein Fußball.
    Sämtliche Hämmer schlugen mit eintöniger Regelmäßigkeit; um sie herum wuselten emsige Bürger, die Gold darunter legten oder wegzogen, und was als Barren unter dem großen Hammer begann, endete als breites, flaches Blech, wenn der kleinste Hammer damit fertig war. Von dort wurden die Goldbleche zum entferntesten Winkel der Halle gebracht, wo zwei- oder dreihundert Werkbänke aufgebaut waren, an denen ebenso viele Bürger standen und die wertvollen Werkstücke noch dünner schlugen.
    Überall herrschte eifrige Betriebsamkeit, bis auf einen Bereich ganz in Arthurs Nähe, wo ungefähr fünfzig Bürger wie schlafend

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