Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Listiger Freitag

Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Pfeifen; in der Linken hatte er nichts.
    Hinter dem Pfeifer war der Raum leer bis auf eine schlanke, etwa hüfthohe Säule aus dunklem Stein. Darauf lag ein glänzender Silberspiegel, bei dem es sich angeblich um den Schlüssel handelte.
    Eins der Pfeiferkinder bewegte sich. Arthur holte Luft und wurde sich erst in diesem Augenblick der Tatsache bewusst, dass er nicht geatmet hatte, seit er hereingekommen war.
    »Sie sind am Leben!«, staunte Fred.
    »Samstags Lakaien haben seine Macht zu töten überschätzt«, sagte der Pfeifer leichthin. Seine Stimme klang beinahe so melodiös wie früher, bevor Teil Vier des Vermächtnisses ihn mit Säure bespuckt hatte.
    Er neigte Arthur den Kopf zu. »Ich stelle fest, dass Ihr wieder einmal das Ding, das sich selbst das Vermächtnis nennt, gegen mich ins Feld führt, Arthur.«
    »Es ist ein anderer Teil«, erwiderte Arthur. Er ließ den Pfeifer keinen Moment aus den Augen, wenngleich er sich nicht sicher war, was er tun würde – oder könnte –, falls dieser die Pfeifen zum Mund führte. »Ich wusste nicht, was Teil Vier vorhatte. Ich hatte ihm befohlen, nichts Feindseliges zu tun.«
    »Ich nehme an, Ihr wollt ebenfalls Anspruch auf den Fünften Schlüssel erheben?«, erkundigte sich der Pfeifer.
    »So ist es«, bestätigte Arthur. »Aber das da ist nicht der Schlüssel. Freitag wollte uns mit einer List dazu bringen, dass wir uns gegenseitig bekämpfen. In gewisser Weise hat es ja auch funktioniert.«
    »Ihr sagt, dies ist nicht der Schlüssel?«, verwunderte sich der Pfeifer. »Und doch seid Ihr hier, gemeinsam mit dem Vermächtnis und einem Trupp reizender Vergoldeter Jünglinge! Sind sie nicht prächtig? Sie gehören auch mir, müsst Ihr wissen, im Wesentlichen.«
    Was der Pfeifer sagte, waren nicht nur Worte. Arthur konnte ihre Macht beinahe greifen, und er sah Fünfzehn ehrfürchtig zurückweichen.
    »Ja, höchster Gebieter Pfeifer«, hauchte Fünfzehn. Die Vergoldeten Jünglinge, die bei ihr waren, wiederholten ihre Worte flüsternd im Chor.
    »Ganz zu schweigen von Banneret Ugham«, fuhr der Pfeifer fort. Eine kleine Bewegung mit der linken Hand, und Ugham schritt hinüber an seine Seite.
    Arthur ließ den Pfeifer keinen Moment aus den Augen.
    Ein Ausfallschritt zu seinem Herzen, dachte er , falls er die Pfeifen hebt
    »Das ist alles ziemlich ermüdend und bringt uns auch nicht weiter«, schaltete sich das Vermächtnis ein. »Denn das ist nicht der Schlüssel, sondern vielmehr eine Falle übelster Art. Wir täten alle besser daran, diesen Ort zu verlassen und das, was wir zu diskutieren haben, draußen weiter zu besprechen.«
    Der Pfeifer schenkte dem Vermächtnis keine Beachtung.
    »Ugham, bring mir den Spiegel von der Steinsäule!«
    »Tun Sie’s nicht!«, sagte Arthur. »Es ist eine Falle. Außerdem, wenn es tatsächlich der Schlüssel wäre, würden Sie bei der Berührung tot umfallen!«
    Ugham nickte. »Wir wissen, dass unser Prinz uns nicht liebt, es sei denn, wir dienen ihm. Doch er hat uns erschaffen, und diese Schuld ist nicht leicht zurückgezahlt. Wir dienen ihm mit aller verbleibenden Ehre. Eine geringfügige Sache wäre da noch, bevor ich jenen Gegenstand –«
    »Ich sagte, du sollst diesen Spiegel aufheben, Ugham!«, unterbrach ihn der Pfeifer. Er hatte sich nicht gerührt; die Stahlmaske war Arthur zugewandt, und die dunklen Löcher, hinter denen sich Augen befinden mochten, begegneten Arthurs Starren.
    »Ihr wünscht nicht, von einer Sache von Bedeutung unterrichtet zu werden, Milord?«, fragte Ugham.
    »Tu, was ich dir sage!«, zischte der Pfeifer mit überschnappender Stimme.
    Ugham nickte noch einmal, bückte sich und legte Speer, Schlagringmesser und Schwert auf den Boden. Dann griff er in seinen Mantel und schob ein kleines, zusammengefaltetes Stück Papier unter das Messer. Danach stand er wieder auf, sah Arthur ins Gesicht und zwinkerte ihm mit seinem dritten Auge zu.
    »Tu’s nicht, Uggie!«, sagte Susi. Sie machte Miene, auf ihn zuzugehen, doch Arthur packte sie am Ellbogen und zerrte sie zurück.
    »Weise gehandelt, Arthur«, lobte der Pfeifer. Seine Stimme war wieder melodisch, jedoch so voll unterschwelliger Drohung, dass Arthur das Gefühl hatte, in einem Raum mit einer Bombe zu sein. Er hatte keine Vorstellung von der vollen Macht des Pfeifers, aber er glaubte nicht, es mit ihm aufnehmen zu können, nicht einmal mit dem Vierten Schlüssel und dem Vermächtnis an seiner Seite. Erst recht nicht, wo die Vergoldeten Jünglinge sich gegen

Weitere Kostenlose Bücher