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Listiger Freitag

Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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bereitete sie mit ein paar lauten Worten auf das Erscheinen des Vermächtnisses vor. Dann hechtete er nach vorn, breitete im Fallen die Flügel aus und schloss sich schwebend der luftigen Gesellschaft an.
    Als Nächstes kam Susi heraus, dann das Vermächtnis, dann Fred, die alle sicher abhoben. Das Vermächtnis stieg sofort weiter zum Gipfel und dem Skriptorium auf. Arthur folgte ihm, und Susi und Fred schlugen heftig mit den Flügeln, um sie einzuholen – und um Abstand von Ugham zu halten, der über ihnen kreiste und ihnen vorwurfsvolle Blicke zuwarf, ohne sie aber offen dafür auszuschelten, dass sie ihn im Stich gelassen hatten. Der Neunichts hatte einen ausgeprägten Sinn fürs Praktische, dachte Arthur: Er versuchte, seine Pflicht zu erfüllen, machte sich aber keine unnötigen Sorgen, wenn es ihm einmal nicht gelungen war. Wenigstens hoffte Arthur das.
    Ein- oder zweihundert Meter vor dem Gipfel flog das Vermächtnis langsamer und drehte sich um.
    »Vorbereitet sein ist die Mutter der Tapferkeit!«, rief es zurück.
    »Was?«, fragte Susi.
    »Waffen bereit machen!«, befahl Fünfzehn und nahm einen kurzen, stark gekrümmten Bogen aus dem Futteral an seiner Hüfte und einen kurzen, dicken Pfeil aus dem Köcher am Bein. »Pfeile auflegen!«
    Vierzig Vergoldete Jünglinge folgten dem Beispiel mit geschmeidigen Bewegungen.
    »Zehn hoch, zehn links, zehn rechts, zehn mit!«, kommandierte Fünfzehn. Die Vergoldeten Jünglinge teilten sich wie befohlen in Gruppen auf, und zehn blieben bei ihm und Arthur.
    Das Skriptorium machte keinen besonderen Eindruck, fand Arthur, als sie ihr Ziel erreichten. Genau auf dem Berggipfel befand sich ein kleiner Platz und ein rundes Gebäude mit Zwiebelkuppel. Die Kuppel war vergoldet, was schon irgendwie beeindruckend war, aber das Gold war an zahlreichen Stellen abgeblättert und gab die Holzschindeln darunter dem Blick preis. Auch die Wände aus gelbem Mörtel hatten eine Reparatur nötig. Erkennbare Fenster besaß das Gebäude keine.
    Vor der einzigen Tür lagen lauter Leichen. Arthur schwebte darüber und suchte nach Pfeiferkindern, die er kannte. Aber die Toten waren Bürger, vermutlich Samstags Interne Revisoren. Sie waren in knöchellange schwarze Mäntel im Stile des neunzehnten Jahrhunderts gekleidet und trugen lange, gepuderte Perücken. Die meisten hielten ihr Schwert noch umklammert, die Klingen sahen wie vergrößerte Federn von Füllhaltern aus.
    »Keine Gegner für den Pfeifer«, stellte Susi fest.
    »In der Tat«, stimmte das Vermächtnis zu. »Der Pfeifer ist eine ausgesprochen mächtige Person. Aber wir haben mich, und Lord Arthur hat den Schlüssel. Vorwärts!«
    Es flog hinab und landete vor der Tür. Einer der Internen Revisoren, der scheinbar tot dort gelegen hatte, sprang sofort auf und richtete sein Schwert auf den Neuankömmling, aber als wäre es ein Gewehr und keine mittelalterliche Hiebwaffe. Das Vermächtnis kicherte und tauchte unter dem Strahl Aktivtinte hindurch, den die Spitze versprühte. Dann hüpfte es hoch und biss dem Revisor in den Ellbogen. Der Bürger seufzte auf, ließ die Waffe fallen und fiel dann selbst wie ein Fisch ohne Gräten zu Boden.
    »So kann man es auch machen«, sagte Susi, sichtlich beeindruckt.
    Arthur landete flatternd im Kreis seines Gefolges. Zehn Vergoldete Jünglinge blieben in der Luft, während die anderen sich um ihn, Susi und Fred scharten. So viele drängten sich um sie, dass Arthur Schwierigkeiten hatte, zur Tür zu gelangen, durch die das Vermächtnis soeben verschwunden war.
    Im Inneren erwartete sie der Pfeifer, der allein bei ein paar toten Pfeiferkindern und dem reglosen Körper eines höheren Bürgers stand, der die einst makellosen Kleider eines viktorianischen Stutzers trug und nun einen blauen Blutfleck auf der dunkelroten Weste hatte. Ein zerbrochener Elfenbeinstock lag an seiner Seite und daneben ein zerdrückter Zylinder.
    Die Pfeiferkinder hatten zu dem glücklosen Stoßtrupp gehört, der Arthur zur Zerstörung des Stachels im Großen Labyrinth begleitet hatte. Er erkannte sie sofort: Quecksilber, Gelbstoppel, Sonnensegel, Halbschnitt, Zobelfell und Hermelin.
    Des Pfeifers gelber Armeemantel war an mehreren Stellen zerrissen, wahrscheinlich infolge von Waffeneinwirkung, aber Anzeichen einer tatsächlichen Verwundung waren keine an ihm zu sehen. Wie immer verbarg die Stahlmaske sein Gesicht, unterstützt von dem Napoleonhut aus schwarzem Öltuch. In seiner behandschuhten Rechten hielt er seine hölzernen

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