Literaturgeschichte der USA
from my Pagan land»), diesen Diskurs aber gleichzeitig untergräbt bzw. teilweise in Frage stellt, wenn sie schreibt: «Remember, Christians, Negroes, black as Cain, may […] join th’ angelic train.» Die Akzeptanz der christlichen Erlösungslehre, die ihr durch die Versklavung zuteil werden konnte, steht hier im Kontrast zur Kritik an der rassistischen Einstellung der Christen, die Schwarzen ihre menschliche Gleichberechtigung versagen.
Nach dem Tod der Wheatleys wurde Phillis gemäß deren Testament in die Freiheit entlassen. Sie heiratete einen freien Afro-Amerikaner, dessen finanzielle Schwierigkeiten aber ihre Existenz bedrohten. Nochmals publizierte Wheatley Gedichte, starb aber im Alter von 31 Jahren in ärmlichen Verhältnissen bei der Geburt ihres dritten Kindes.
Neben der religiös motivierten Literatur sind für die Kolonialzeit auch die Reiseberichte, wie sie bereits am Beginn der Entdeckungen standen, bedeutend. So wurden auch im 18. Jahrhundert reiseberichtartige Traktate verfasst wie die ursprünglich nicht für eine Publikation gedachten Aufzeichnungen der aus Boston stammenden
Sarah Kemble Knight
(1666–1727).Ihre Notizen über eine Reise von Boston nach New York aus den Jahren 1704/05 werfen einen kritischen Blick auf die Siedler in den nicht urbanen Gebieten des Nordostens. Hier erlebt der Leser den ungefilterten Blick einer gebildeten Frau aus Boston auf die ihr hinterwäldlerisch erscheinenden Kolonisten außerhalb der städtischen Zentren.
Auch der Bericht von
William Byrd
(1674–1744) über die Vermessung der Grenzlinie zwischen Virginia und North Carolina (1728/29) macht den in den Köpfen der Zeit herrschenden Gegensatz zwischen Südstaaten-«Adel» und gemeinem Volk sehr gut greifbar. Damit stehen diese Texte in gewisser Weise im Widerspruch zu den oft utopisch anmutenden frühen Reiseberichten des 16. Jahrhunderts.
* Anm. d. Autors: Halterung für die Wollfasern
III. Literatur der frühen Republik
Ganz in der ursprünglichen Tradition der Gleichsetzung Amerikas mit dem Visionären und Idealen steht das wohl einflussreichste Traktat der Übergangsperiode von Kolonie zu früher Republik, nämlich
J. Hector St. John de Crèvecœur
s (1735–1813)
Letters from an American Farmer
(1782). Der Franzose Crèvecœur stellt Amerika als idealtypische Alternative zu europäischen monarchisch-aristokratischen Herrschaftsgebilden dar und besingt im wahrsten Sinne des Wortes den Beispielcharakter amerikanischer Landwirtschaft als Grundlage einer auf Gleichheit beruhenden staatlichen Organisationsform.
Here are no aristocratical families, no courts, no kings, no bishops, no ecclesiastical dominion, no invisible power giving to a few a very visible one; no great manufacturers employing thousands, no great refinements of luxury. The rich and the poor are not so far removed from each other as they are in Europe. […] We are a people of cultivators […] united by the silken bands of mild government, all respecting the laws, without dreading their power, because they are equitable.[ 29 ]
Hier gibt es keine aristokratischen Familien, keine Höfe, keine Könige, keine Bischöfe, keine kirchliche Herrschaft, keine unsichtbare Macht, die einigen wenigen eine sehr sichtbare Macht gibt; keine großen Fabrikanten, die Tausende beschäftigen, keinen ausgeprägten Luxus. Die Reichen und die Armen sind nicht so weit von einander entfernt, wie sie es in Europa sind. […] Wir sind ein Volk der Landwirte, […] vereint durch das seidene Band einer milden Regierung, alle die Gesetze achtend, ohne deren Macht zu fürchten, da sie gerecht sind.[ 30 ]
Crèvecœur, dessen Werk einen ungeheuren Einfluss auf das europäische Amerikabild des späten 18. und 19. Jahrhunderts ausübte, entwirft eine rückgewandte Utopie Amerikas, die sich auf vorindustrielle Ackerbauidyllen stützt. Diese Rückprojektion ist aber eher untypisch für das amerikanische Selbstverständnis, in dem von Beginn an das Ideal des Staates nicht in einer rückwärtsblickenden Mythologisierung gesehen wurde, sondern vielmehr der Mythos der politischen Gemeinschaft in der Zukunft gesucht bzw. dorthin projiziert wurde. Diese bei Crèvecœur so offensichtliche antiaristokratische und antimonarchistische Grundstimmung reflektiert natürlich die politischen Gegebenheiten der Zeit rund um die Amerikanische und Französische Revolution.
Auf einer philosophisch-programmatischen Ebene wies
Thomas Paine
(1737–1809) in seinem Pamphlet
Common
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