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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Klarer
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Sense
(1776) in dieselbe Richtung. In diesem weit verbreiteten und äußerst populären Text adaptierte Paine philosophische Konzepte des Locke’schen Liberalismus, die für die Freiheit des Individuums eintreten, für eine amerikanische Ideologie der Aufklärung angesichts der Befreiung von der Kolonialmacht Englands.
    Die Loslösung von England, die 1776 mit der
Declaration of Independence
begann und schließlich mit dem Zugeständnis der Unabhängigkeit nach den Revolutionskriegen gegen England politisch einen Endpunkt fand, wurde auf intellektueller Ebene vielfältig weitergesponnen. Eine dieser Manifestationen amerikanischer Identität gegenüber der Kolonialmacht England sind die Bestrebungen des Linguisten
Noah Webster
(1758–1843), dessen
Dissertation on the English Language
(1789) fürein amerikanisches Idiom eintrat, das sich nicht mehr am «Mutterland» orientiert, sondern auch linguistische Unabhängigkeit vom britischen Englisch findet. Websters Wörterbücher wie sein
American Dictionary of the English Language
(1828) bilden bis heute die linguistische Grundlage des amerikanischen Englisch.
    Keine Person verkörpert aber den Übergang von der puritanischen Religiosität der amerikanischen Kolonien zur aufgeklärten Unabhängigkeit der frühen Republik besser als
Benjamin Franklin
(1706–1790). Nach zweijähriger Schulzeit entwickelte sich der Druckerlehrling und Autodidakt aus Philadelphia in wenigen Jahren zu einem einflussreichen Drucker und Zeitungsherausgeber, der noch dazu als Postverantwortlicher auch das Vertriebsnetz seiner Produkte kontrollierte. Zusätzlich erlangte Franklin aufgrund seiner Forschungsarbeiten zur Elektrizität, die zur Entwicklung des Blitzableiters führten, auch über Amerika hinaus in Europa einen sehr hohen Bekanntheitsgrad.
    Sein Engagement für öffentliche Leihbüchereien, freiwillige Feuerwehren und gemeinnützige Gesellschaften lassen bereits im jungen Franklin ein starkes politisches Bewusstsein erkennen. Mit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäftsleben im Alter von 42 Jahren verlagerte sich sein Hauptbetätigungsfeld in den Bereich der Politik, wobei er zu einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten avancierte.
    Dieses vielschichtige Persönlichkeitsprofil Franklins steht in enger Wechselwirkung zu seiner schriftstellerischen bzw. politischen Tätigkeit. Bereits in jungen Jahren gelang ihm mit der Publikation des
Poor Richard’s Almanack
(1732–1758) ein großer Erfolg. Dieses regelmäßig erscheinende Jahrbuch mit seinen populären Lebensweisheiten und Aphorismen nimmt zentrale Elemente seiner
Autobiography
vorweg, die er von 1771 an mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod verfasste. Der Text der
Autobiography
gibt tiefe Einblicke in die Psyche und das Weltbild einer der wichtigsten amerikanischen Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Hier zeigt sich auch die Orientierung Franklins in zwei gegensätzliche Richtungen: einerseits war er noch in der religiösen Tradition des kolonialen Amerikas verwurzelt, andererseits repräsentierte er aber auch das Gedankengut derAufklärung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sein größter literarischer Beitrag ist immer noch seine
Autobiography
, mit der er den Grundstein für ein im 19. und 20. Jahrhundert populäres Romangenre legte.
    So finden sich in Franklins
Autobiography
weite Passagen, die wie eine exemplarische Umsetzung der von Max Weber im 20. Jahrhundert postulierten protestantischen Arbeitsethik erscheinen. Franklins Selbstdarstellung wurde für die nachfolgenden Jahrhunderte bis in die Gegenwart ein Musterbeispiel für Eigeninitiative und Selbstanalyse, die den Erfolg des «homo americanus» ausmachen. Bemerkenswert sind die Abschnitte, in denen Franklin einen Raster mit Untugenden für jeden Wochentag entwirft, in dem er dann mit einem schwarzen Punkt seine Verfehlungen markiert. In dieselbe Richtung puritanischer Selbstdisziplin gehen seine klar formulierten «To-do-Listen», die seinen Tag durch Zeitfenster für bestimmte Tätigkeiten genau reglementierten. Diese Kombination von Introspektion und Selbstreglementierung wurde zum Vorbild für Generationen von Amerikanern.
    Die andere, aufklärerische Seite Franklins zeigt sich in seinen Beiträgen zur Amerikanischen Revolution wie in der Überarbeitung der
Declaration of Independence
(1776). Dieses wichtige Traktat der sich formierenden USA, das vor allem von
Thomas Jefferson
(1743–1826) entworfen und von Franklin überarbeitet wurde, zeigt

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