Literaturgeschichte der USA
spielende Stück
The Crucible
(1953), in dem Miller mit den Hexenprozessen von Salem vordergründig eines der düstersten Kapitel der amerikanischen Kolonialgeschichte thematisiert. Jedoch dient die Verfolgung Unschuldiger bei den Hexenprozessen des späten 17. Jahrhunderts Miller nur als Vorwand, um auf die Hetzjagd auf vermeintliche Kommunisten in der McCarthy-Ära hinzuweisen. Die Hexenverfolgung wird zur Parabel einer Massenhysterie, wie sie angefacht durch den konservativen Senator Joseph McCarthy in den 1950er Jahren in den USA passierte, in der einzelne Personengruppen – scheinbare Hexen oder scheinbare Kommunisten – zu Sündenböcken stilisiert werden.
VIII. Postmodernismus
Beim Übergang vom Modernismus zum Postmodernismus in den späten 1950er Jahren kam es ähnlich wie in der Prosa auch im Drama zu einem Paradigmenwechsel. Dieser Umbruch kann in den USA vornehmlich mit
Edward Albee
s (geb. 1928) Adaption des absurden Theaters für den amerikanischen Kontext festgemacht werden. Besonders Albees
The Zoo Story
(1958), das wie Samuel Becketts
Waiting for Godot
in Echtzeit auf einer Parkbank – hier im Central Park in New York – spielt, wird zum Meilenstein des postmodernen amerikanischen Theaters. Jerry, ein entfremdeter und unglücklicher Homosexueller, trifft den angepassten Mittelklasserepräsentanten Peter und bringt ihn dazu, ihm Gehör zu schenken. Schließlich attackiert Jerry ihn mit einem Messer, das er aber absichtlich fallen lässt, damit Peter es reflexartig ergreift und zur Verteidigung gegen Jerry richtet. Jerry nützt diese Situation aus, um sich in das offene Messer in Peters Hand zu stürzen und so seinem unglücklichen Leben ein Ende zu bereiten. Peter, dem nun klar wird, dass es sich hierbei um eine geplante Vorgehensweise Jerrys handelte, flüchtet überstürzt vom Tatort.
Ähnlich absurd erscheint die Handlung in Albees bekanntestem Stück,
Who’s Afraid of Virginia Woolf?
(1962), in dem ein Ehepaar im Streit gezeigt wird, wobei immer wieder ein von ihnen erfundener fiktiver Sohn Thema der Dialoge wird. Letztendlich erweist sich der vermeintliche Lebensmittelpunkt des alternden Ehepaares in Form des imaginierten Kindes als Lebenslüge – ein erzählerisches Mittel, das Albee aus dem naturalistischen Dramen Henrik Ibsens übernimmt.
Albees Konzepte werden auf vielfältige Weise von anderen Dramatikern aufgegriffen, wie z.B. im bekannten Drama
Dutchman
(1964) des afro-amerikanischen Autors
LeRoi Jones
(geb. 1934), der später seinen «Sklavennamen» durch
AmiriBaraka
ersetzt. Die Parkbank aus Albees
Zoo Story
wird bei Baraka durch einen Sitz in der New Yorker U-Bahn ersetzt, in der die verführerische weiße Lula den assimilierten Afro-Amerikaner Clay in ein flirtartiges Gespräch zieht, um ihm kontinuierlich seine fälschlich angepasste, nicht rassenkonforme Identität zu eröffnen und ihn schließlich vor Verlassen der U-Bahn zu erdolchen. Das Stück endet damit, dass Lula sich einem weiteren gut gekleideten Afro-Amerikaner als nächstem Opfer zuwendet. Barakas Stück problematisiert die zwei zentralen Pole afro-amerikanischer Selbstdefinition in den 1960er Jahren mit Martin Luther Kings Assimilationsbestreben auf der einen und Malcom X’ radikaler Separationspolitik auf der anderen Seite.
Dutchman
bezieht eindeutig Position für eine eigenständige, nicht an die weiße Kultur angepasste afro-amerikanische Kultur, die vor allem die eigene Andersartigkeit und nicht Anpassung oder Integration als Ziel hervorhebt.
Ebenfalls um diese Problematik angelegt, aber um einiges differenzierter und weniger plakativ ist
Lorraine Hansberry
s (1930–1965) Stück
A Raisin in the Sun
(1959) sowie dessen Verfilmung über Mobbing einer alleinerziehenden afro-amerikanischen Mutter und ihrer Kinder in einem weißen Stadtteil.
Im ausgehenden 20. Jahrhundert verstärkte sich die bereits bestehende Affinität des amerikanischen Films zum Drama noch weiter. In den 1970er und 1980er Jahren erreicht
David Mamet
(geb. 1947) mit Stücken wie
Sexual Perversity in Chicago
(1974) oder
Glengarry Glen Ross
(1984) nicht zuletzt durch gelungene Verfilmungen große Breitenwirkung. Gerade
Glengarry Glen Ross
, das im Immobilienmaklermilieu spielt, erscheint in seiner Thematik wie eine postmoderne Weiterführung von Arthur Millers
Death of a Salesman
, wobei hier die Handlung um eine Liste von potentiellen Kaufinteressenten kreist. Ein Wettbewerb, der unter den Verkäufern der Immobilienfirma gestartet wird,
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