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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Klarer
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amerikanische Populärkultur Eingang finden können, verdeutlichen auch die erfolgreichen Romane und Drehbücher von
Richard Price
(geb. 1949). Seine realistischen Dialoge machten ihn bereits in den 1980er Jahren zu einem gefragten Hollywood-Autor mit mehreren Oscar-Nominierungen. Neben der Kooperation mit dem afro-amerikanischen Filmemacher Spike Lee für den Film
Clockers
(1995) ist Price in den letzten Jahren durch die Drehbücher zu mehreren Staffeln der erfolgreichen TV-Serie
The Wire
(2002–2008) in Erscheinung getreten. Neue Serien wie
Dexter
(2006–2013),
The Wire
oder
Mad Men
(seit 2007)
,
deren Handlungsbögen sich oft über eine oder mehrere Jahresstaffeln spannen können, übernehmen zunehmend epische Erzählformen des narrativen Kinos oder des traditionellen Romans. Auf ähnliche Weise adaptierte 2003 der jüdisch-amerikanische Dramatiker
Tony Kushner
(geb. 1956) sein mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Aidsdrama
Angels in America
(1993) als TV-Miniserie und verfasste unter anderem das Drehbuch zu Steven Spielbergs erfolgreichem Filmepos
Lincoln
(2012). Bereits das klassische Hollywoodkino hatte sich während seiner gesamten Geschichte immer wieder kanonischer Autoren wie William Faulkner oder Sam Shepard für Filmdrehbücher oderDrehbuchvorlagen bedient. Neuerdings werden aber gefeierte Schriftsteller wie die jüdisch-amerikanischen Autoren Richard Price und Tony Kushner auch für episch angelegte Fernsehserien großer Pay-TV-Channels verpflichtet, wodurch die Stimmen dieser Autoren indirekt ein globales Publikum erreichen.
    Gerade die Literatur von ethnischen Gruppen, denen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in der Literaturwissenschaft verstärktes Interesse entgegengebracht wurde, zeigt eines der zentralen Grundthemen amerikanischer Literatur überhaupt auf: Von den Anfängen in der kolonialen Phase bis in die Gegenwart arbeitet sich die amerikanische Literatur am sogenannten Anderen ab. Das Fremde, Neue oder Andersartige wird als kreative Friktionsfläche für literarische Produktion und Selbstdefinition genutzt. Dies kann der neue Kontinent mit seinen fremdartigen Ureinwohnern in der Kolonial- oder
frontier
-Literatur sein. Es kann aber auch die eigene Andersartigkeit sein, die sich im puritanischen Sendungsbewusstsein der beispielhaften Auserwählung manifestiert, oder der republikanische Gegenpol zur europäischen Monarchie, der sich in den literarischen Umbrüchen des späten 18. Jahrhunderts niederschlägt. Die Aufhebung des Anderen, wie sie der Transzendentalismus als Verschmelzung von Subjekt und Objekt in der Natur propagiert, ist ebenso eine Variante dieses Phänomens wie die Versuche einer Rassenannäherung in der Literatur der Bürgerkriegsära. Sogar die Akkulturationsproblematik zwischen Amerika und Europa in den Sittenromanen des Realismus sowie die Hinwendung zur sozialen Kehrseite der Gesellschaft in den Romanen des Naturalismus sind im weitesten Sinne Variationen dieses Themas. Auch die Versuche des Modernismus, andere Medien wie Film und Malerei bzw. deren Techniken in die Literatur zu integrieren oder die Nutzbarmachung serieller Fernsehformate im neuen Jahrtausend sind Manifestationen dieser Begeisterung für das Andere auf einer strukturellen Ebene. Hand in Hand damit geht eine Zuwendung hin zum ethnisch Anderen wie in der Stilisierung des Afrikanischen als Möglichkeit der Erneuerung im Roman und Drama der Moderne.
    Die Privilegierung «ethnischer» Stimmen in der zweiten Hälftedes 20. Jahrhunderts erscheint daher wie eine konsequente Weiterführung einer latenten Tiefenstruktur innerhalb der amerikanischen Literatur, die sich auf kreative Weise mit dem «Anderen» auseinandersetzt. Sind ähnliche Phänomene auch in anderen National- oder Kolonialliteraturen teilweise am Werk, ist dieses Spannungsfeld von Identität und Alterität in der amerikanischen Literatur ein Leitmotiv, das sich über alle Epochen und Gattungen zu spannen scheint und ihr dadurch ihren unverkennbaren Charakter verleiht.

Literaturhinweise
Primärtextsammlungen
    Baym, Nina, Hrsg.,
The Norton Anthology of American Literature
. 8. Aufl. New York: Norton, 2012. 5 Bände.
    Gates, Henry Louis Jr., Hrsg.,
The Norton Anthology of African American Literature.
2. Aufl. New York: Norton, 2003.
    Lauter, Paul, Hrsg.,
The Heath Anthology of American Literature
. 6. Aufl. Boston: Houghton Mifflin, 2006. 5 Bände.
Primärtextesammlungen in deutscher Übersetzung
    Hesse, Eva, und Heinz Ickstadt,

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