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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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an die Sache. Du glaubst doch auch dran. Du kannst ihnen ruhig zugestehen, dass sie wissen, was sie da tun. Die brauchen dich nicht, um zu entscheiden, welches Risiko sie eingehen können und welches nicht."
    "Es ist aber meine Verantwortung, weil sie damit aufhören, wenn ich es ihnen sage."
    "Ich dachte, du bist nicht der Anführer?"
    "Bin ich auch nicht; natürlich nicht. Aber ich kann nichts dafür, dass sie sich zur Orientierung an mich halten. Und so lange sie das tun, so lange habe ich die Verantwortung, ihnen dabei zu helfen, in Sicherheit zu sein. Das verstehst du doch, oder?"
    "Ich verstehe nur, dass du bereit bist, beim ersten Anzeichen von Ärger die Kurve zu kratzen. Und ich glaube, du hast Angst, dass sie dahinterkommen, wer du bist. Ich glaube, du hast um dich selbst Angst."
    "Das ist nicht fair", sagte ich, setze mich auf und rückte ein Stück ab von ihr.
    "Ach nein? Wer hatte denn fast einen Herzinfarkt, als er glaubte, seine geheime Identität sei enttarnt?"
    "Das war was anderes. Jetzt gehts nicht um mich. Und das weißt du auch. Warum also benimmst du dich so?"
    "Warum benimmst DU dich so? Warum bist DU nicht mehr bereit, der Typ zu sein, der mutig genug war, dies alles anzufangen?"
    "Das hier ist nicht mutig, sondern selbstmörderisch."
    "Billiges Schülertheater, M1k3y."
    "Nenn mich nicht so!"
    "Was, M1k3y? Warum nicht, M1k3y?"
    Ich zog meine Schuhe an, schnappte meine Tasche und ging zu Fuß nach Hause.
    > Warum ich nicht mehr jamme
    > Ich werde keinem von euch erzählen, was er tun soll, weil ich nicht euer Anführer bin, egal, was die Fox-News glauben.
    > Aber ich werde euch erzählen, was ich vorhabe. Wenn ihr denkt, dass es das Richtige ist, dann macht ihr es ja vielleicht auch so.
    > Ich jamme nicht. Diese Woche nicht. Vielleicht auch nicht nächste Woche. Nicht, weil ich Angst habe. Sondern weil ich klug genug bin zu wissen, dass ich in Freiheit mehr tun kann als im Knast. Die haben rausgefunden, wie sie unsere Taktik durchkreuzen können, also müssen wir uns eine neue Taktik ausdenken. Es ist mir im Grunde egal, welche Taktik das ist, Hauptsache, sie funktioniert. Es ist dumm, sich schnappen zu lassen. Es ist nur Jamming, wenn ihr damit durchkommt.
    > Und es gibt noch einen Grund, nicht zu jammen. Wenn ihr geschnappt werdet, dann könnten sie mit eurer Hilfe eure Freunde schnappen, deren Freunde und die Freunde ihrer Freunde. Die könnten eure Freunde sogar hopsnehmen, wenn die gar nicht im Xnet sind, weil das DHS sich benimmt wie eine angeschossene Wildsau und es den Typen völlig egal ist, ob sie vielleicht einen Falschen geschnappt haben.
    > Ich sage euch nicht, was ihr tun sollt.
    > Aber das DHS ist dumm, und wir sind klug. Jammen beweist, dass sie nicht in der Lage sind, Terrorismus zu bekämpfen, weil es beweist, dass sie nicht mal eine Horde Jugendlicher aufhalten können. Wenn ihr geschnappt werdet, dann sieht es so aus, als ob die klüger sind als wir.
    > DIE SIND NICHT KLÜGER ALS WIR! Wir sind klüger als die. Lasst uns klug sein. Lasst uns Wege finden, sie zu jammen, egal, wie viele trottelige Schläger sie in unserer Stadt auf Streife schicken.
    Ich postete es und ging ins Bett.
    Ich vermisste Ange.
    [x]
    Ange und ich sprachen vier Tage lang nicht miteinander, das Wochenende inbegriffen, und dann war es wieder Zeit, in die Schule zu gehen. Eine Million Mal hatte ich sie fast angerufen, eintausend E-Mails und Instant Messages nicht versendet.
    Jetzt war ich zurück im Gesellschaftskunde-Kurs, Mrs. Andersen begrüßte mich mit wortreich-sarkastischer Höflichkeit und fragte mich zuckersüß, wie denn mein "Urlaub" gewesen sei. Ich setzte mich hin und murmelte irgendwas. Dabei konnte ich Charles kichern hören.
    In dieser Stunde ging es um Manifest Destiny, den Gedanken, dass Amerikaner dazu auserwählt seien, die ganze Welt zu erobern (zumindest klang es in ihrer Darstellung so), und sie schien mir zu versuchen, mich zu irgendwelchen Reaktionen zu provozieren, um mich wieder rauswerfen zu können.
    Ich spürte die Blicke der ganzen Klasse auf mir, und das erinnerte mich an M1k3y und die Leute, die zu ihm aufschauten. Ich hatte es satt, dass man zu mir aufschaute. Ich vermisste Ange.
    Ich brachte den Rest des Tages hinter mich, ohne mir irgendwelche Kainszeichen einzuhandeln. Schätzungsweise sagte ich keine acht Worte.
    Endlich war es vorbei, und ich sauste zur Tür, zum Tor, raus zur blöden Mission und zu meinem dämlichen Zuhause.
    Ich war kaum zum Tor raus, als jemand in

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