Little Brother
sagen, sie sind nicht der Führer einer Bewegung, aber würden Sie sagen, dass es eine Bewegung gibt? Nennt sie sich Xnet?
Jede Menge Antworten. Manche Leute sagten nein, es gebe keine Bewegung, andere sagten ja, es gebe eine, und viele Leute kamen mit Vorschlägen dafür, wie sie sich nannte: Xnetter, Kleine Brüder, Kleine Schwestern, und mein persönlicher Favorit, Vereinigte Staaten von Amerika.
Sie liefen zu großer Form auf. Ich kümmerte mich erst mal nicht weiter, sondern überlegte mir eine eigene Antwort. Dann tippte ich
> Ich schätze, das beantwortet Ihre Frage, nicht wahr? Möglicherweise gibt eine oder auch mehrere Bewegungen, und möglicherweise heißen sie Xnet oder auch nicht.
> M1 k3y, ich bin Doug Christensen von der Washington Internet Daily. Was sollte das DHS Ihrer Meinung nach tun, um einen weiteren Anschlag auf San Francisco zu verhindern, wenn das, was sie jetzt tun, nicht erfolgreich ist?
Weiteres Geschnatter. Viele Leute sagten, die Terroristen und die Regierung seien dasselbe - entweder wörtlich oder in dem Sinne, dass sie gleichermaßen böse seien. Andere behaupteten, die Regierung wisse, wie man Terroristen fange, bevorzuge aber, es nicht zu tun, weil "Kriegspräsidenten" wiedergewählt würden.
> Ich weiß es nicht
tippte ich schließlich.
> Ich weiß es wirklich nicht. Und ich stelle mir diese Frage wirklich oft, denn ich möchte nicht hochgejagt werden, und ich möchte auch nicht, dass meine Stadt hochgejagt wird. Aber was ich weiß, ist dies: Wenn es der Job des DHS ist, unsere Sicherheit zu gewährleisten, dann versagt es kläglich. All der Budenzauber, den sie hier veranstaltet haben - nichts davon würde einen Terroristen davon abhalten, die Brücke ein zweites Mal zu sprengen. Unsere Spuren durch die ganze Stadt verfolgen? Unsere Freiheit beschneiden? Uns dazu bringen, uns gegenseitig zu verdächtigen, und uns gegeneinander ausspielen? Andersdenkende als Verräter beschimpfen? Das Ziel von Terrorismus ist es, uns in Angst zu versetzen. Das DHS versetzt mich in Angst.
> Ich habe keinen Einfluss darauf, was die Terroristen mir antun, aber wenn dies ein freies Land ist, dann sollte ich zumindest ein Mitspracherecht darüber haben, was meine eigenen Polizisten mir antun dürfen. Ich sollte in der Lage sein, sie davon abzuhalten, mich zu terrorisieren.
> Ich weiß, dass das keine gute Antwort ist. Tut mir Leid.
> Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, dass das DHS Terroristen nicht aufhalten könnte? Woher wollen Sie das wissen?
> Wer sind Sie?
> Ich arbeite für den Sydney Morning Herald.
> Ich bin 17 Jahre alt. Und ich bin bestimmt kein Einserschüler oder so was. Und trotzdem habe ich es fertiggebracht, ein Internet aufzubauen, das sie nicht anzapfen können. Ich habe Methoden ausgetüftelt, ihre Personenverfolgungs-Techniken zu manipulieren. Ich kann unschuldige Menschen zu Verdächtigen und schuldige Menschen in ihren Augen zu Unschuldigen machen. Ich könnte Metall in ein Flugzeug schmuggeln oder eine Flugverbots-Liste umgehen. Das alles habe ich herausgefunden, indem ich ins Internet geschaut und darüber nachgedacht habe. Wenn ich das kann, können Terroristen es auch. Man hat uns gesagt, dass man uns unsere Freiheit nimmt, um uns mehr Sicherheit zu geben. Fühlen Sie sich sicher?
> In Australien? Oh, ja doch.
Alle Piraten lachten.
Weitere Journalisten stellten Fragen. Einige waren freundlich, andere feindselig. Wenn ich müde wurde, reichte ich meine Tastatur an Ange weiter und ließ sie für eine Weile M1k3y sein. Ich hatte sowieso nicht mehr das Gefühl, dass M1k3y und ich dieselbe Person waren. M1k3y war ein Jugendlicher, der mit internationalen Journalisten sprach und eine Bewegung inspirierte. Marcus wurde zeitweise der Schule verwiesen, stritt sich mit seinem Dad und fragte sich, ob er gut genug sei für seine rattenscharfe Freundin.
Gegen elf Uhr hatte ich genug. Außerdem würden meine Eltern mich bald daheim erwarten. Ich loggte mich aus dem Spiel aus, Ange ebenso, und dann lagen wir für einen Moment bloß da. Ich nahm ihre Hand in meine, und sie drückte sie fest. Wir umarmten uns.
Sie küsste meinen Nacken und murmelte etwas.
"Was?"
"Ich sagte, ich liebe dich", sagte sie. "Soll ichs dir auch noch mal als Telegramm schicken?"
"Wow."
"Überrascht dich das so sehr?"
"Nein. Hm. Es ist bloß... Ich wollte grade dasselbe sagen."
"Na klar", sagte sie und biss mir in die Nasenspitze.
"Ich hab das bloß noch nie gesagt. Und solche Dinge brauchen
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