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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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etwas Vorlauf."
    "Du hast es aber immer noch nicht gesagt. Glaub nicht, ich hätte das nicht gemerkt. Wir Mädchen nehmen es mit solchen Dingen sehr genau."
    "Ich liebe dich, Ange Carvelli", sagte ich.
    "Ich liebe dich auch, Marcus Yallow."
    Wir küssten und streichelten einander, mein Atem wurde heftiger und ihrer auch. Da klopfte ihre Mutter an die Tür.
    "Angela, ich denke, es ist an der Zeit, dass dein Freund sich auf den Weg macht, meinst du nicht auch?"
    "Ja, Mutter", sagte sie und schwang eine imaginäre Axt. Während ich meine Socken und Schuhe anzog, murmelte sie: "Sie werden sagen, diese Angela, sie war so ein gutes Mädchen, wer hätte das gedacht, immer war sie hinten im Garten und half ihrer Mutter, indem sie diese Axt schärfte."
    Ich lachte. "Du glaubst gar nicht, wie gut du es hast. Es ist undenkbar, dass meine Leute uns in meinem Zimmer bis elf Uhr nachts allein lassen würden."
    "Viertel vor zwölf", sagte sie mit Blick auf die Uhr.
    "Mist!", schrie ich und schnürte meine Schuhe.
    "Geh", sagte sie, "renn und sei frei! Schau in beide Richtungen, bevor du über die Straße gehst! Schreib, wenn du Arbeit findest! Halt bloß nicht noch mal für eine Umarmung an! Wenn du nicht bei zehn draußen bist, dann gibt's Ärger, mein Herr. Eins. Zwei. Drei."
    Ich brachte sie zum Schweigen, indem ich aufs Bett hüpfte, auf ihr landete und sie küsste, bis sie mit Zählen aufhörte. Zufrieden mit meinem Sieg stapfte ich mit der Xbox unterm Arm die Treppe runter.
    Ihre Mom stand unten an der Treppe. Wir waren uns erst ein paar Mal begegnet. Sie sah wie eine ältere, größere Variante von Ange aus - laut Ange war ihr Vater der Kleinere - und trug Kontaktlinsen statt Brille. Sie schien mich vorläufig als einen netten Jungen eingestuft zu haben, und ich wusste das zu schätzen.
    "Gute Nacht, Mrs. Carvelli."
    "Gute Nacht, Mr. Yallow." Das war eins unserer kleinen Rituale, seit ich sie bei unserer ersten Begegnung als Mrs. Carvelli angesprochen hatte.
    Ich blieb ein wenig unbeholfen an der Tür stehen.
    "Ja?", fragte sie.
    "Äh, danke, dass ich hier sein darf."
    "In unserem Haus sind Sie stets willkommen, junger Mann", sagte sie.
    "Und danke für Ange", sagte ich dann noch und hasste es, wie platt das klang. Aber sie lächelte breit und umarmte mich kurz.
    "Sehr gern geschehen", sagte sie.
    Während der ganzen Busfahrt heim dachte ich an die Pressekonferenz, an Ange, die sich nackt mit mir auf ihrem Bett wälzte, und an Anges Mutter, wie sie mich lächelnd nach draußen brachte.
    Meine Mom war wach geblieben, um auf mich zu warten. Sie fragte mich nach dem Film, und ich erzählte ihr, was ich mir vorab aus der Besprechung im "Bay Guardian" zurechtgelegt hatte.
    Beim Einschlafen dachte ich nochmals an die Pressekonferenz. Ich war wirklich stolz darauf, wie es gelaufen war. Es war sehr cool gewesen, wie all diese Superjournalisten im Spiel aufgetaucht waren, wie sie mir zuhörten und all den Leuten, die an dasselbe glaubten wie ich. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.
    Ich hätte es besser wissen müssen.
    XNET-ANFÜHRER: ICH KÖNNTE METALL IN EIN FLUGZEUG SCHMUGGELN
    DAS DHS REGIERT NICHT MIT MEINER ZUSTIMMUNG
    XNET-KIDS: USA RAUS AUS SAN FRANCISCO
    Und das waren noch die guten Schlagzeilen. Jeder sandte mir Artikel zum Bloggen, aber das war das Letzte, was ich jetzt tun wollte.
    Irgendwie hatte ich es vergeigt. Die Presse war zu meiner Pressekonferenz gekommen und hatte den Eindruck gewonnen, dass wir Terroristen oder Terroristennachbildungen seien. Am schlimmsten war die Reporterin von Fox News, die offensichtlich doch noch aufgetaucht war und die uns einen zehnminütigen Kommentar widmete, in dem sie über unseren "verbrecherischen Verrat" sprach. Ihr Kommentar gipfelte in diesem Abschnitt, der in jedem Nachrichtenkanal, den ich fand, wiederholt wurde:
    "Sie sagen, sie haben keinen Namen. Ich habe einen für sie. Nennen wir diese verdorbenen Kinder Kal-Kaida. Sie erledigen die Arbeit der Terroristen an der Heimatfront. Wenn - nicht falls, sondern wenn - Kalifornien noch einmal angegriffen wird, dann werden diese Kröten ebenso viel Schuld daran haben wie das Haus Saud."
    Führer der Antikriegsbewegung taten uns als Randerscheinung ab. Einer sagte sogar im Fernsehen, er glaube, dass wir eine Erfindung des DHS seien, um die Bewegung in Misskredit zu bringen.
    Das DHS hielt eine eigene Pressekonferenz ab, bei der angekündigt wurde, die Sicherheitsmaßnahmen in San Francisco zu verdoppeln. Sie zeigten

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