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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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wissen muss, wie sie mit der Geschichte über deinen Freund Darryl und den Zettel, den du mir gezeigt hast, zusammenpasst. Ich könnte mir vorstellen, dass sie eine gute Dreingabe wäre: Ich könnte sie als den Ursprung des Xnet darstellen. ,Sie machten sich einen Feind, den sie nie vergessen werden', etwas in dieser Art. Aber ehrlich gesagt würde ich diese Story lieber nicht erzählen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
    Ich hätte viel lieber eine hübsche, saubere Geschichte über das Geheimgefängnis vor unserer Haustür, ohne darauf eingehen zu müssen, inwiefern die Gefangenen dort die Sorte Leute sind, die, kaum draußen, sofort eine Untergrundbewegung ins Leben rufen, um die Regierung zu destabilisieren. Ich bin sicher, das wirst du verstehen."
    Allerdings. Wenn das Xnet ein Teil der Story war, würden manche Leute sagen, seht ihr, solche Typen muss man wegsperren, sonst starten sie einen Aufruhr.
    "Es ist Ihre Show", sagte ich. "Ich denke, Sie müssen der Welt von Darryl erzählen. Und wenn Sie das tun, dann wird es dem DHS zeigen, dass ich an die Öffentlichkeit gegangen bin, und dann sind sie wieder hinter mir her. Vielleicht finden sie dann auch raus, dass ich mit dem Xnet zu tun habe, und stellen eine Verbindung zu M1k3y her. Schätze mal, was ich damit sagen will, ist, sobald Sie über Darryl schreiben, ist es für mich so oder so vorbei. Damit hab ich meinen Frieden gemacht."
    "Ob du nun als Schaf oder als Lamm gehängt wirst...", sagte sie. "Gut, das wäre geklärt. Ich möchte, dass ihr beide mir möglichst alles über die Entstehung und den Betrieb des Xnet erzählt, und dann möchte ich eine Vorführung. Wofür benutzt ihr es? Wer benutzt es sonst noch? Wie hat es sich verbreitet? Wer hat die Software geschrieben? Alles."
    "Das wird ne Weile dauern", sagte Ange.
    "Ich habe eine Weile Zeit", entgegnete Barbara. Sie trank einen Schluck Kaffee und aß einen Keks. "Dies könnte sich zur wichtigsten Geschichte über den Krieg gegen den Terror entwickeln. Es könnte die Geschichte werden, die die Regierung stürzt. Und so eine Story hat alle denkbare Sorgfalt verdient."
     
    Kapitel 17

Also erzählten wir es ihr. Und es machte mir sogar Spaß. Leuten beizubringen, wie sie eine bestimmte Technologie benutzen können, ist immer spannend. Es ist so cool, den Leuten dabei zuzugucken, wie sie versuchen, aus all der Technik um sie herum das Beste für sich selbst rauszuholen. Ange war auch klasse - wir waren ein Spitzen-Team. Wir wechselten uns dabei ab, zu erklären, wie das alles funktionierte. Wie zu erwarten, war Barbara ziemlich gut mit solchen Sachen.
    Wir erfuhren, dass sie über die Krypto-Kriege berichtet hatte, jene Epoche in den frühen Neunzigern, als Bürgerrechtsgruppen wie die Electronic Frontier Foundation für das Recht jedes Amerikaners gekämpft hatten, starke Verschlüsselung benutzen zu dürfen. Ich hatte schon ein bisschen was über diese Phase gehört, aber Barbara erklärte sie auf eine Art, dass ich Gänsehaut bekam.
    Man kann es sich heute nicht mehr vorstellen, aber es gab mal eine Zeit, als die Regierung Kryptografie als Munition eingestuft und den Export und die Verwendung aus Gründen der nationalen Sicherheit generell verboten hatte. Verstanden? Wir hatten mal illegale Mathematik in diesem Land.
    Die National Security Agency war die eigentliche Strippenzieherin bei diesem Verbot. Sie hatte einen Verschlüsselungsstandard, den sie für sicher genug hielt für die Benutzung durch Banken und ihre Kunden, aber nicht so sicher, dass die Mafia damit ihre Buchhaltung geheim halten könnte. Der Standard, DES-56, galt als praktisch nicht zu knacken. Dann baute einer der Co-Gründer der EFF, ein Millionär, für 250.000 Dollar einen DES-56-Cracker, der einen solchen Schlüssel in zwei Stunden knacken konnte.
    Doch die NSA argumentierte weiterhin, dass man amerikanische Bürger davon abhalten können müsse, Geheimnisse zu haben, die der NSA unzugänglich blieben. Dann holte die EFF zum vernichtenden Schlag aus. 1995 vertrat sie einen Berkeley-Mathematikstudenten namens Dan Bernstein vor Gericht. Bernstein hatte eine Verschlüsselungs-Anleitung geschrieben, die Computercode enthielt, der geeignet war, Schlüssel zu erstellen, die stärker als DES-56 waren. Millionen Male stärker. Aus Sicht der NSA war dieser Artikel eine Waffe und durfte deshalb nicht veröffentlicht werden.
    Mag sein, dass es schwer ist, einem Richter begreiflich zu machen, was Kryptografie ist und was sie

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