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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Brillengläser blitzten im Licht ihres Korridors.
    Sie schenkte uns die Andeutung eines Lächelns.
    "Wie ich sehe, seid ihr mit der ganzen Sippe angereist."
    Mom nickte. "Du wirst gleich verstehen, warum", sagte sie.
    Mr. Glover trat hinter Dad hervor.
    "Und die Navy habt ihr auch angefordert?"
    "Alles zu seiner Zeit."
    Wir wurden ihr vorgestellt. Sie hatte einen festen Händedruck und langgliedrige Finger.
    Ihr Heim war japanisch-minimalistisch eingerichtet mit nur wenigen wohlproportionierten, niedrigen Möbelstücken, großen Tongefäßen mit Bambus, dessen Wedel bis zur Decke ragten, und etwas, das aussah wie großes, verrostetes Bauteil eines Dieselaggregats auf einem polierten Marmorsockel. Ich entschied mich dafür, es zu mögen. Die Fußböden waren altes Holz, gesandet und gebeizt, aber nicht versiegelt, so dass man Risse und Vertiefungen unter dem Firnis sehen konnte. Das mochte ich wirklich sehr, insbesondere, als ich auf Socken darüberlief.
    "Ich habe Kaffee aufgesetzt", sagte sie. "Wer möchte welchen?" Wir hoben alle die Hände. Ich blickte meine Eltern herausfordernd an.
    "Okay", sagte sie.
    Sie verschwand in einem anderen Raum und kam kurz darauf mit einem groben Bambustablett zurück, auf dem eine Zwei-Liter-Thermoskanne und sechs Tassen in sehr präziser Formgebung, aber grobschlächtiger Dekoration standen. Die mochte ich auch.
    "Nun denn", sagte sie, nachdem sie eingeschenkt und verteilt hatte. "Es ist sehr schön, euch alle mal wieder zu sehen. Marcus, als ich dich letztes Mal gesehen habe, warst du ungefähr sieben Jahre alt. Und wenn ich mich recht erinnere, warst du damals sehr begeistert von deinen neuen Videospielen, die du mir gezeigt hast."
    Ich erinnerte mich daran überhaupt nicht, aber es klang genau nach dem, wofür ich mich mit sieben begeistert hatte. Musste wohl meine Sega Dreamcast gewesen sein.
    Sie holte ein Tonbandgerät, einen gelben Block und einen Kugelschreiber und drehte den Stift auf. "Ich bin bereit, anzuhören, was immer ihr mir zu erzählen habt, und ich kann euch versprechen, dass ich alles, was ich höre, vertraulich behandeln werde. Aber ich kann nicht versprechen, dass ich das, was ich höre, irgendwie verwenden werde oder dass es veröffentlicht werden wird." Die Art, wie sie das sagte, machte mir klar, dass diese Lady meiner Mom, die sie aus dem Bett geklingelt hatte, einen sehr großen Dienst erwies, Freundinnen hin oder her. Berühmte investigative Reporterin musste manchmal ein ganz schöner Scheißjob sein. Wahrscheinlich waren eine Million Leute heiß drauf, dass sie sich ihrer Fälle annahm.
    Mom nickte mir zu. Obwohl ich die Story in dieser Nacht schon drei Mal erzählt hatte, ging sie mir dieses Mal nicht so leicht über die Lippen. Das hier war was anderes, als es meinen Eltern zu erzählen. Es war auch was anderes, als es Darryls Vater zu erzählen. Das hier, das würde dem Spiel eine völlig neue Wendung geben.
    Ich fing langsam an und beobachtete Barbara dabei, wie sie sich Notizen machte. Ich trank eine ganze Tasse Kaffee nur während der Erklärung, was ARG war und wie ich zum Spielen aus der Schule rauskam. Mom, Dad und Mr. Glover hörten dabei besonders aufmerksam zu. Ich schenkte mir eine zweite Tasse ein und trank sie über dem Bericht unserer Festnahme aus. Als ich mit der kompletten Geschichte durch war, hatte ich die Kanne leer gemacht und hatte Druck auf der Blase wie ein Rennpferd.
    Ihr Badezimmer war genauso puristisch wie das Wohnzimmer, und es gab braune Öko-Seife, die wie reiner Schlamm roch. Ich kam wieder zurück und sah die Augen aller Erwachsenen auf mir ruhen.
    Dann erzählte Mr. Glover seine Geschichte. Er konnte nichts darüber berichten, was passiert war, aber er erzählte, dass er ein Veteran sei und sein Sohn ein guter Junge. Er sprach darüber, wie er sich gefühlt hatte, als er annehmen musste, dass sein Sohn tot war, und wie seine Ex-Frau einen Zusammenbruch erlitten hatte und in die Klinik kam. Er weinte ein wenig und schämte sich nicht dafür, wie die Tränen über sein zerfurchtes Gesicht liefen und den Kragen seiner Ausgehuniform benetzten.
    Als alles gesagt war, verschwand Barbara in einem anderen Zimmer und kam mit einer Flasche irischem Whiskey zurück. "Ein 15-jähriger Bushmills, im Rum-Fass gelagert", sagte sie, während sie vier kleine Gläser hinstellte. Keins für mich. "Dieser hier wird seit zehn Jahren nicht mehr verkauft. Ich glaube, dies ist wohl ein angemessener Moment, ihn anzubrechen."
    Sie goss allen

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