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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Spaß erlaubten. Immerhin hatte die Piratenpartei ziemlich gute Filter, und sie gaben jedem, der wollte, 500 Gigabyte Speicherplatz für Mails, also stand nicht zu befürchten, dass mein Postfach demnächst erstickte.
    Ich hämmerte auf die Löschtaste und filterte alles raus. Für alles Zeug, das mit meinem öffentlichen Schlüssel verschlüsselt war, hatte ich ein separates Postfach, weil das mit einiger Wahrscheinlichkeit mit dem Xnet zu tun hatte und vertraulich war. Bisher waren die Spammer noch nicht dahintergekommen, dass die Verwendung öffentlicher Schlüssel ihrem Müll einen seriöseren Anstrich geben würde; das funktionierte also noch ganz gut.
    Ich hatte ein paar Dutzend verschlüsselte Nachrichten von Leuten in meinem Web of Trust. Ich überflog sie - Links zu Videos und Fotos mit neuen Übergriffen des DHS, Horrorgeschichten übers Entkommen um Haaresbreite, Kommentare zu meinen Blog-Texten. Das Übliche.
    Dann kam eine, die nur mit meinem öffentlichen Schlüssel verschlüsselt war. Das bedeutete, dass niemand außer mir die Nachricht lesen konnte, aber ich hatte keine Ahnung, wer sie geschrieben hatte. Als Absender stand da "Masha" - das konnte ein Nick sein oder auch ein Realname, ich wusste es nicht.
    > M1k3y
    > Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich.
    > Ich wurde an dem Tag festgenommen, an dem die Brücke hochging. Sie befragten mich und kamen zu dem Ergebnis, dass ich unschuldig sei. Sie haben mir einen Job angeboten: Ich sollte ihnen helfen, die Terroristen zu jagen, die meine Nachbarn getötet hatten.
    > Damals klang das wie eine gute Idee. Ich habe erst später gemerkt, dass mein eigentlicher Job darin besteht, Kids auszuspionieren, die sich dagegen wehren, dass ihre Stadt in einen Polizeistaat verwandelt wird.
    > Ich habe das Xnet am Tag seiner Entstehung infiltriert. Ich bin in deinem Web of Trust. Wenn ich meine Identität preisgeben wollte, könnte ich dir eine Mail von einer Adresse schicken, der du vertraust. Drei Adressen, um genau zu sein. Ich bin so weit drin in deinem Netzwerk, wie das überhaupt nur einer 17-Jährigen möglich ist. Einige der Mails, die du bekommen hast, enthielten sorgfältig ausgewählte Fehlinformationen von mir und meinen Auftraggebern.
    > Sie wissen noch nicht, wer du bist, aber sie kommen dir näher. Sie drehen immer mehr Leute auf ihre Seite um. Sie grasen die sozialen Netzwerke ab und machen Kids mithilfe von Drohungen zu Informanten. Mittlerweile arbeiten mehrere hundert Leute im Xnet für das DHS. Ich habe ihre Namen, Nicks und Schlüssel. Die privaten und die öffentlichen.
    > Kurz nach dem Start des Xnets haben wir begonnen, ParanoidLinux zu hacken. Bisher haben wir nur kleine, unbedeutende Lücken aufgetan, aber der eigentliche Hack steht unmittelbar bevor. Und sobald wir den haben, bist du tot.
    > Ich glaube, es dürfte klar sein, dass ich in Gitmo-an-der-Bay alt und grau werde, wenn meine Auftraggeber herausfinden, dass ich das hier tippe.
    > Selbst wenn sie ParanoidLinux nicht knacken: Es sind schon verseuchte Distros im Umlauf. Bei denen stimmen die Prüfsummen nicht, aber wer außer dir und mir schaut sich schon die Prüfsummen an? Eine Menge Kids sind schon tot, sie wissen es nur noch nicht.
    > Das Einzige, worauf meine Auftraggeber jetzt noch warten, ist der beste Zeitpunkt, dich hochgehen zu lassen, damit die Aufmerksamkeit der Medien am größten ist. Und das wird eher früher als später sein, glaub mir.
    > Vielleicht fragst du dich jetzt, warum ich dir das erzähle.
    > Ich frage es mich übrigens auch.
    > So viel steht jedenfalls fest: Ich habe mich anheuern lassen, um Terroristen zu bekämpfen. Stattdessen schnüffle ich Amerikaner aus, die an Dinge glauben, die das DHS nicht mag. Keine Leute, die Brücken sprengen wollen, sondern Demonstranten. Ich kann so nicht weitermachen.
    > Du aber auch nicht, ob du es schon weißt oder nicht. Wie gesagt: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du in Ketten auf Treasure Island landest. Es ist nicht mehr "ob", sondern "wann".
    > Deshalb bin ich hier durch. Unten in Los Angeles sind ein paar Leute, die sagen, sie können mir Sicherheit bieten, wenn ich raus will.
    > Ich will raus.
    > Und wenn du willst, nehme ich dich mit. Lieber ein Kämpfer als ein Märtyrer. Wenn du mit mir kommen willst, können wir austüfteln, wie wir gemeinsam siegen können. Ich bin auch so schlau wie du, glaub mir.
    > Was meinst du?
    > Hier ist mein öffentlicher Schlüssel.
    > Masha
    [x]
    Bist du ängstlich und allein, hilft

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