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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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war mein Körper. Ich wusste, was als Nächstes passieren würde. Ich würde hier liegenbleiben, um in die Hose zu pinkeln. Schon wieder. Ich wusste, wie sich das anfühlte, ich hatte schon mal eingepinkelt. Es roch streng. Es juckte. Es war erniedrigend; als sei man ein Baby.
    Aber ich hatte es überlebt.
    Ich lachte. Der Klang war seltsam, und er zog mich in meinen Körper zurück, zurück in die Gegenwart. Ich lachte und lachte. Ich hatte das Schlimmste erlebt, das sie mir antun konnten, und ich hatte es überlebt; und ich hatte sie geschlagen, monatelang, sie als Trottel und Despoten vorgeführt. Ich hatte gewonnen.
    Ich erleichterte meine Blase. Sie war ohnehin voll und schmerzte, und was du heute kannst besorgen...
    Der Ozean trug mich davon.
    Am nächsten Morgen schnitten zwei effiziente, unpersönliche Wachen meine Fesseln an Hand- und Fußgelenken durch. Ich konnte noch nicht wieder laufen - als ich mich hinstellte, gaben meine Beine nach wie die einer Marionette ohne Fäden. Zu viel Zeit in einer Stellung. Die Wachen zogen meine Arme über ihre Schultern und schleppten mich halb ziehend, halb tragend den vertrauten Korridor entlang. Die Strichcodes an den Türen waren mittlerweile von der aggressiven Salzluft wellig geworden und baumelten herab.
    Ich hatte eine Idee. "Ange!", brüllte ich. "Darryl!", brüllte ich. Meine Wachen schleppten mich schneller, offenkundig verstört, aber unsicher, was sie nun mit mir machen sollten. "Jungs, ich bins, Marcus!"
    Hinter einer der Türen schluchzte jemand. Ein anderer brüllte in einer Sprache, die ich für Arabisch hielt. Dann war es eine Kakophonie, tausend verschiedene schreiende Stimmen.
    Sie brachten mich in ein neues Zimmer. Es war ein ehemaliger Duschraum, die Duschköpfe schauten noch zwischen den schimmligen Kacheln hervor.
    "Hallo, M1k3y", sagte Strenger Haarschnitt. "Du scheinst einen ereignisreichen Morgen hinter dir zu haben." Sie rümpfte demonstrativ ihre Nase.
    "Ich hab mich bepisst", sagte ich fröhlich. "Sollten Sie auch mal probieren."
    "Na, vielleicht sollten wir dir dann ein Bad gönnen." Sie nickte, und meine Wachen trugen mich zu einer anderen Liege. Diese hatte Befestigungsschnallen über die ganze Länge. Sie ließen mich draufplumpsen, und sie war eiskalt und durchgeweicht. Ehe ich mich versah, hatten sie mich an Schultern, Hüfte und Knöcheln festgestrappt. Nach einer weiteren Minute waren noch drei weitere Schnallen angezogen. Eine Männerhand griff nach den Stäben an meinem Kopf und löste ein paar Arretierungen, und einen Moment später lag ich geneigt da, der Kopf tiefer als die Füße.
    "Lass uns mit etwas Einfachem anfangen", sagte sie. Ich reckte meinen Kopf, um sie zu sehen. Sie hatte sich zu einem Tisch mit einer Xbox gedreht, die mit einem augenscheinlich teuren Flachfernseher verbunden war. "Ich möchte bitte, dass du mir deine Nutzerkennung und das Passwort für deine Piratenpartei-E-Mail verrätst."
    Ich schloss die Augen und ließ mich vom Ozean vom Strand wegtreiben.
    "Weißt du, was Waterboarding ist, M1k3y?" Ihre Stimme zog mich wieder an Land. "Du wirst genau so festgebunden, und wir gießen dir Wasser über den Kopf, in deine Nase und in deinen Mund. Du wirst den Würgereflex nicht unterdrücken können. Man nennt es eine simulierte Hinrichtung, und soweit ich es von dieser Seite des Raums beurteilen kann, ist das eine angemessene Einschätzung. Du wirst das Gefühl nicht loswerden, dass du stirbst."
    Ich versuchte mich wieder zu entfernen. Von Waterboarding hatte ich gehört. Das war es also, echte Folter. Und das war erst der Anfang.
    Ich konnte mich nicht mehr entfernen. Der Ozean brandete nicht mehr heran, um mich emporzuheben. In meiner Brust wurde es eng, und meine Augenlider begannen zu flattern. Ich fühlte die feuchtkalte Pisse an meinen Beinen und den feuchtkalten Schweiß im Haar. Meine Haut juckte von der getrockneten Kotze.
    Sie schwamm oberhalb von mir in mein Gesichtsfeld. "Lass uns mit der Kennung anfangen", sagte sie.
    Ich schloss die Augen und presste sie fest zu.
    "Gebt ihm was zu trinken", sagte sie.
    Ich hörte, wie sich Leute bewegten. Ich holte einmal tief Luft und hielt sie an.
    Das Wasser fing als Rinnsal an, eine Kelle voll Wasser, das sanft über mein Kinn und meine Lippen gegossen wurde. In meine umgekehrten Nasenlöcher hinein. Es lief zurück in meine Kehle und begann mich zu ersticken, aber ich würde nicht husten, würde nicht keuchen und es in meine Lungen einsaugen. Ich hielt den Atem an

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