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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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hassen die Freiheit, nicht uns.
    Wir haben getanzt, und die Bands spielten, und alles war lustig und einfach toll, und dann brüllten die Polizisten uns an, wir sollten auseinandergehen. Wir schrien alle, holt es euch zurück!, und damit meinten wir, holt euch Amerika zurück. Die Polizei hat uns mit Pfefferspray angegriffen. Mein kleiner Bruder ist zwölf, der konnte drei Tage lang nicht in die Schule gehen.
    Meine dämlichen Eltern behaupten, das sei meine Schuld. Und was ist mit der Polizei? Wir bezahlen die dafür, uns zu beschützen,aber die haben uns ohne Grund mit Pfefferspray begast, als ob wir feindliche Soldaten seien.'
    Ähnliche Berichte, einschließlich Video und Audio, können Sie auf Al-Dschassiras Website und im Xnet finden. Wie Sie dieses Xnet erreichen, erfahren Sie auf der Homepage von NPR."
    Dad kam runter.
    "Benutzt du das Xnet?", wollte er wissen. Er blickte mir eindringlich ins Gesicht. Mir wurde übel.
    "Das ist für Computerspiele", sagte ich. "Jedenfalls benutzen die meisten Leute es dafür. Es ist bloß ein drahtloses Netzwerk. Das hat jeder mal ausprobiert, als sie letztes Jahr diese Xboxen verschenkt haben."
    Er sah mich finster an. "Spiele? Marcus, du scheinst nicht zu begreifen, dass du damit Leuten eine Tarnung verschaffst, die dieses Land angreifen und zerstören wollen. Ich möchte nicht, dass du dieses Xnet noch ein Mal benutzt. Nie wieder. Haben wir uns verstanden?"
    Ich wollte diskutieren. Ach verdammt, ich wollte ihn an den Schultern packen und schütteln. Aber ich ließ es sein.
    Ich sagte "Na klar, Dad" und verschwand in die Schule.
    [x]
    Zuerst war ich erleichtert, als ich merkte, dass Fred Benson nicht dauerhaft für meinen Gesellschaftskunde-Kurs zuständig war. Aber die Frau, die ihn ersetzen sollte, war mein schlimmster Alptraum.
    Sie war jung, vielleicht 28 oder 29, und auf so eine gesunde Weise hübsch. Sie war blond und ließ einen leichten Südstaaten-Akzent durchschimmern, als sie sich bei uns als Mrs. Andersen vorstellte. Das ließ bei mir sofort die Alarmglocken klingeln: Ich kannte keine Frau unter sechzig, die sich selbst "Mrs." nannte.
    Aber darüber wollte ich hinwegsehen. Sie war jung, hübsch und klang nett. Sie würde schon okay sein.
    Sie war nicht okay.
    "Unter welchen Umständen sollte die Regierung bereit sein, die Bill of Rights außer Kraft zu setzen?", fragte sie und drehte sich dabei an die Tafel, um die Zahlen von eins bis zehn untereinanderzuschreiben.
    "Gar nicht", sagte ich, ohne abzuwarten, dass sie mich aufrief. Das war ja wohl leicht. "Verfassungsrechte sind absolut."
    "Das ist keine sonderlich fortschrittliche Ansicht." Sie schaute auf ihren Sitzplan. "Marcus. Nimm zum Beispiel einen Polizisten, der eine unzulässige Durchsuchung durchführt und dabei seine Befugnisse überschreitet. Dabei stößt er auf erdrückende Beweise, dass ein Krimineller deinen Vater getötet hat. Diese Beweise sind die einzigen, die existieren. Sollte der Kriminelle ungeschoren davonkommen?"
    Ich wusste, wie die Antwort lauten musste, aber ich konnte es nicht recht erklären. "Ja", sagte ich schließlich. "Aber die Polizei sollte keine unzulässigen Durchsuchungen durchführen..."
    "Falsch. Die richtige Reaktion auf polizeiliches Fehlverhalten sind Disziplinarmaßnahmen, aber es wäre falsch, die ganze Gesellschaft für das Fehlverhalten eines einzelnen Polizisten zu bestrafen." Sie schrieb "Verbrecherische Schuld" unter Punkt eins an die Tafel.
    "Andere Anlässe, bei denen die Bill of Rights ersetzt werden kann?"
    Charles hob die Hand. "In einem überfüllten Theater Feuer schreien?"
    "Sehr gut,..." - sie konsultierte den Sitzplan - "Charles. Es gibt viele Umstände, unter denen das First Amendment keine absolute Gültigkeit hat. Lasst uns noch ein paar davon zusammentragen."
    Charles hob die Hand noch mal. "Einen Exekutivbeamten in Gefahr bringen."
    "Ja, die Identität eines verdeckten Ermittlers oder Geheimdienstlers offenlegen. Sehr gut." Sie schrieb es auf. "Noch etwas?"
    "Nationale Sicherheit", sagte Charles, ohne nochmals aufs Aufrufen zu warten. "Verleumdung. Obszönität. Missbrauch Minderjähriger. Kinderpornografie. Bombenbauanleitungen."
    Mrs. Andersen schrieb zügig mit, hielt aber bei Kinderpornografie inne. "Kinderpornografie ist nur eine Unterart von Obszönität."
    Mir wurde langsam schlecht. Das war nicht das, was ich über mein Land gelernt hatte oder woran ich glaubte. Ich hob die Hand.
    "Ja, Marcus?"
    "Ich verstehe das nicht. Wie Sie es sagen,

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