Little Brother
Glücke am zweckmäßigsten erscheint." Ich erinnerte mich Wort für Wort daran.
Er schüttelte den Kopf. "Etwas auswendig zu wissen ist nicht dasselbe wie es zu begreifen, Kleiner." Er bückte sich über den Computer und klickte ein paar Mal. Der Drucker surrte. Dann reichte er mir ein noch warmes Blatt mit dem Behörden-Briefkopf, auf dem stand, dass ich für zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen war.
"Ich schicke jetzt deinen Eltern eine E-Mail. Wenn du in einer halben Stunde noch auf dem Schulgelände bist, wirst du wegen Hausfriedensbruchs verhaftet."
Ich blickte ihn an.
"Du willst nicht wirklich in meiner eigenen Schule Krieg gegen mich erklären. Diesen Krieg kannst du nicht gewinnen. RAUS!"
Ich ging.
Kapitel 14
Das Xnet machte tagsüber keinen Spaß, wenn alle regelmäßigen Benutzer in der Schule waren. Ich hatte den Schrieb zusammengefaltet und in die hintere Jeanstasche gesteckt, und als ich heimkam, warf ich ihn auf den Küchentisch. Dann setzte ich mich ins Wohnzimmer und schaltete die Glotze ein. Ich sah nie Fernsehen, aber ich wusste, dass meine Eltern es taten. Fernsehen, Radio und Zeitungen waren es, wo sie ihre Ideen über die Welt her hatten.
Die Nachrichten waren fürchterlich. Es gab so viele Gründe, Angst zu haben. Amerikanische Soldaten starben überall auf der Welt. Und im Übrigen nicht bloß Soldaten. Auch Nationalgardisten, die sich vermutlich gemeldet hatten, um nach Wirbelstürmen Menschenleben zu retten, und die jetzt auf Jahre hinaus für einen endlos langen Krieg in Übersee stationiert waren.
Ich zappte durch die Nachrichtensender, einen nach dem anderen, und sah eine Parade von Würdenträgern, die uns erzählten, warum wir Angst haben sollten, und eine Parade von Fotos von Bomben, die überall auf der Welt hochgingen.
Ich zappte weiter und sah plötzlich ein vertrautes Gesicht. Es war der Typ, der damals in den Truck gekommen war und mit Frau Strenger Haarschnitt gesprochen hatte, während ich hinten angekettet war. Der in der Militäruniform. Die Unterschrift wies ihn aus als Major General Graeme Sutherland, Regional Commander, DHS.
"Hier in meinen Händen halte ich Literatur, die bei dem angeblichen Konzert in Dolores Park am vergangenen Wochenende angeboten wurde." Er hielt einen Stapel Pamphlete hoch. Ich erinnerte mich, dort viele Leute mit Handzetteln gesehen zu haben. Sobald sich in San Francisco eine Gruppe von Menschen traf, waren auch Handzettel dabei.
"Bitte schauen Sie sich das einen Moment an. Ich lese mal die Titel vor. OHNE ZUSTIMMUNG DER REGIERTEN: EIN BÜRGERLEITFADEN ZUM UMSTURZ DES STAATES. Nehmen wir den hier: SIND DIE ANSCHLÄGE VOM 11. SEPTEMBER WIRKLICH PASSIERT? Und noch einer: WIE MAN IHRE SICHERHEITSMAßNAHMEN GEGEN SIE WENDET. Diese Literatur zeigt uns, wobei es bei der illegalen Zusammenrottung Samstagnacht wirklich ging. Es war nicht bloß eine unsichere Versammlung von Tausenden Leuten ohne entsprechende Vorkehrungen oder auch bloß Toiletten. Es war eine Rekrutierungsveranstaltung für den Feind. Es war der Versuch, Kindern missbräuchlich die Idee einzuimpfen, dass Amerika sich nicht mehr selbst verteidigen sollte.
Nehmen Sie diesen Slogan, TRAU KEINEM ÜBER 25. Wie könnte man besser gewährleisten, dass keine umsichtige, ausgewogene Diskussion erwachsener Menschen deiner Pro-Terroristen-Botschaft in die Quere kommt, als Erwachsene von vornherein auszuschließen und die Gruppe auf leicht beeinflussbare junge Menschen zu begrenzen?
Als die Polizei am Ort des Geschehens erschien, fand sie eine Rekrutierungsveranstaltung für die Feinde Amerikas in vollem Gange. Die Versammlung hatte bereits die Nachtruhe von Hunderten Anwohnern gestört, von denen keiner im Vorfeld in die Planung dieser nächtlichen Rave-Party einbezogen worden war.
Die Polizisten forderten diese Leute auf, sich zu zerstreuen - das ist auf allen Videos zu sehen -, und als das Partyvolk sie angriff, von den Musikern auf der Bühne aufgestachelt, setzte die Polizei nicht-tödliche Massenkontroll-Techniken ein, um sie unter Kontrolle zu bringen.
Die Festgenommenen waren Rädelsführer und Provokateure, die Tausende beeinflussbarer junger Menschen dazu brachten, die Polizisten anzugreifen. 827 von ihnen wurden in Gewahrsam genommen. Viele von diesen Leuten waren schon früher straffällig geworden. Gegen mehr als hundert lagen bereits Haftbefehle vor. Sie sind nach wie vor inhaftiert.
Meine Damen und Herren, Amerika führt einen Krieg an vielen Fronten, aber unser
Weitere Kostenlose Bücher