Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
Vom Netzwerk:
gesetzt hatten. Er hatte diese selbstgefällige Miene aufgesetzt, die ich sofort erkannte. Einer Ahnung folgend schaute ich zu Charles rüber. Er grinste, als sei heute sein Geburtstag und er hätte das schönste Geschenk der Welt bekommen.
    Ich hob die Hand.
    "Warum nicht?"
    "Es gehört zu den Prinzipien der Schulbehörde, die Belange der Angestellten mit niemandem außer dem Angestellten selbst und dem Disziplinarkomitee zu besprechen", sagte er und gab sich dabei nicht mal Mühe zu verbergen, welche Genugtuung es ihm bereitete, das zu sagen.
    "Wir beginnen heute mit einer neuen Unterrichtseinheit zur nationalen Sicherheit. Ihre SchulBooks haben die neuen Texte. Bitte öffnen Sie sie und rufen sie den ersten Bildschirm auf."
    Auf dem Startbildschirm prangte ein DHS-Logo nebst Titel "WAS JEDER AMERIKANER ÜBER HEIMATSCHUTZ WISSEN SOLLTE".
    Am liebsten hätte ich mein SchulBook auf den Boden gepfeffert.
     
    Kapitel 13

Die sind ja absolute Huren", sagte Ange, wobei sie das Wort geradezu ausspuckte. "Nein, das wär ja eine Beleidigung aller hart arbeitenden Huren. Die - die sind Profiteure"
    Wir blätterten einen Stapel Zeitungen durch, die wir ins Café mitgebracht hatten. Sie hatten alle "Berichterstattung" über die Party in Dolores Park, und ausnahmslos stellten sies so dar, als sei es eine Orgie betrunkener, bekiffter Kiddies gewesen, die die Polizei angegriffen hatten. USA Today schrieb über die Kosten der "Ausschreitungen" und vergaß dabei nicht aufzurechnen, was es kosten würde, die Rückstände des Pfefferspray-Bombardements zu beseitigen, was der Anstieg an Asthma-Attacken, die die städtischen Notaufnahmen verstopft hatten, und was die Behandlung der achthundert festgenommenen "Randalierer".
    Niemand erzählte es aus unserer Sicht.
    "Na ja, zumindest im Xnet steht es richtig", sagte ich. Ich hatte einige Blogeinträge, Videos und Fotostreams auf meinem Handy gespeichert und zeigte sie ihr. Darunter waren Erfahrungsberichte von Leuten, die vom Gas erwischt worden waren, und von solchen, die man verprügelt hatte. Auf dem Video sah man uns alle tanzen und Spaß haben, man sah die friedlichen politischen Ansprachen und den Chorus von "Holt es euch zurück", man sah Trudy Doo darüber sprechen, dass wir die einzige Generation sei, die noch daran glauben könne, für unsere Freiheiten zu kämpfen.
    "Wir müssen das den Menschen zeigen", sagte sie.
    "Ja", sagte ich finster. "Hübsche Theorie."
    "Warum meinst du denn, dass die Presse unseren Standpunkt nicht veröffentlichen würde?"
    "Du hast doch selbst gesagt, es sind Huren."
    "Ja, aber Huren machens für Geld. Wenn sie eine richtige Kontroverse hätten, könnten sie mehr Zeitungen und mehr Anzeigen verkaufen. Was sie bis jetzt haben, ist bloß ein Verbrechen; eine Kontroverse ist das viel größere Thema."
    "Okay, so weit, so gut. Aber warum machen sies dann nicht? Na ja, Reporter finden sich ja schon kaum in normalen Blogs zurecht, wie sollen die dann auch noch das Xnet finden? Ist ja auch nicht wirklich ein erwachsenenfreundlicher Ort."
    "Stimmt. Aber das lässt sich doch ändern, oder?"
    "Ach ja?"
    "Schreib es alles auf. Tu es alles auf eine Seite, mit allen Links. Eine einzige Site, extra für die Presse, wo sie sich ein vollständiges Bild machen kann. Verlink die noch mit den How-Tos für das Xnet. Normale Internet-Surfer kommen ja auch ins Xnet, solange es ihnen egal ist, dass das DHS mitbekommt, was sie da besuchen."
    "Und du meinst, das kann klappen?"
    "Und wenn nicht, dann haben wir es zumindest versucht."
    "Warum sollten sie uns schon zuhören?"
    "Wer würde denn M1k3y nicht zuhören?"
    Ich stellte meinen Kaffee ab. Ich nahm mein Handy und steckte es in die Tasche. Ich stand auf, drehte mich auf dem Absatz um und verließ das Café. Ich suchte mir keine bestimmte Richtung aus und ging einfach nur los. Mein Gesicht fühlte sich wie erstarrt an, und mein Magen rebellierte.
    Die wissen, wer du bist, dachte ich. Die wissen, wer M1k3y ist. Die Sache war gelaufen. Wenn Ange es rausgefunden hatte, dann das DHS ja wohl erst recht. Ich war geliefert. Ich hatte es von dem Moment an gewusst, in dem ich aus dem DHS-Truck aussteigen durfte: Eines Tages würden sie kommen, um mich zu holen und mich für immer verschwinden zu lassen, dort, wo sie auch Darryl hatten verschwinden lassen.
    Alles war aus.
    Auf Höhe Market Street rannte sie mich fast um. Sie war außer Atem und sah ziemlich wütend aus.
    "Was zum Teufel ist Ihr Problem, mein Herr?"
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher