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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Kreis mit lauten Schrei’n«, sondern »Marschiert gemeinsam, verlangt den Wandel«.
    Vielleicht war meine dumme Idee für Joes Wahlkampf ja gar nicht so dumm, wie ich geglaubt hatte.
    Lemmys Copter kreisten über der Menge, und unser Livestream hatte mittlerweile mehrere Tausend Zuschauer. Bestimmt waren einige von ihnen selbst Teil der Menge, doch wenn man der Statistik Glauben schenkte, saßen viele auch in ganz anderen Teilen der Welt.
    Immer wieder ließen wir die drei mit SDR ausgestatteten Copter nach auffälligen Häufungen im Frequenzbereich der Polizei fahnden. Zwar hatte diese kürzlich damit begonnen, ihre Signale zu verschlüsseln, aber uns war auch egal, was sie sagten – wir wollten bloß mitkriegen, wo besonders viele solcher Gespräche geführt wurden. Anders gesagt, wir interessierten uns nur für den Umstand, dass sie redeten, nicht für den Inhalt.
    Immer, wenn die drei Copter fündig wurden, schickten sie den vierten los, um sich ein Bild zu machen. Auf diese Weise bekamen wir viele Aufnahmen von militärisch aufgerüsteten Bullen herein, dann auch die eines anrückenden Konvois der Nationalgarde. Wir sahen viele hundert Fahrzeuge, darunter Dutzende von großen Polizeibussen des Typs, der zum Abtransport zahlreicher Gefangener benutzt wird, und Schwärme von Polizeicoptern, die ihre Signale auf derselben verschlüsselten Frequenz austauschten.
    Zwei dieser Copter hängten sich an unseren Späher und begannen ihm zu folgen.
    »Oh-oh«, machte Lemmy.
    »Warum oh-oh?«
    »Na ja, selbst mit den neuen Batterien wird der Kleine bald keinen Saft mehr haben, und wenn ich ihn zum Batteriewechsel zurückrufe, wissen die Bullen genau, wer und wo wir sind.«
    »Oje. Ist es denn illegal, was wir hier mit den Coptern machen?«
    Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich schon. Normalerweise zwar nicht, aber ich könnte wetten, dass es irgendein bescheuertes Gesetz gibt, das sie ausgraben können, wenn sie jemanden nicht mögen. Vielleicht kriegen sie uns wegen ›Verschwörung zur Begünstigung zivilen Ungehorsams‹ oder irgend so ’nem Quatsch dran.«
    »Oh-oh.«
    »Ich glaube, ich trenne mich lieber von ihm. Mann, ist das scheiße.«
    »Wie lange halten die Batterien denn noch durch?«
    Er studierte die Messwerte des Spähers. »Vielleicht noch zwanzig Minuten.«
    »Kannst du ihn nicht irgendwo landen lassen, vielleicht auf einem Dach, und wir sammeln ihn später ein?«
    »Gute Idee.«
    Ich suchte mit Google Earth die nächstgelegenen Dächer ab und fand ein vielversprechendes Fleckchen. Lemmy übernahm die Steuerung des Spähers – weg von der Demo. Was die SFPD -Crew, die uns verfolgte, wohl davon hielt? Ich übernahm die anderen drei, hielt sie auf Abstand zu den Polizeicoptern und filmte einfach alles, was interessant aussah. Dabei entdeckte ich eine Stelle nahe des Civic Center, wo mehrere Eltern von Kleinkindern eine Art Kindergarten organisiert hatten. Sie hatten einen Kreis gebildet, in dessen Mitte die Kleinen spielen konnten. Das war mal echt cool – manchmal mochte man fast daran glauben, dass die meisten Menschen im Grunde ihres Herzens echt in Ordnung waren.
    Da bekam ich einen Anruf von Ange, die natürlich auch irgendwo in der Menge war, aber Blocks von mir entfernt. Ich sagte ihr, wo wir waren, und sie meinte, wir sollten dort bleiben, sie würde versuchen, zu uns zu stoßen.
    »Okay, gelandet«, meldete Lemmy. »Du hast die Stelle gebookmarkt, oder?«
    »Klar doch.«
    »Das heißt ›Roger, Mission Control‹.«
    »Sag ich doch.« Ich wechselte von einem Copter-Feed zum nächsten. Eine Kamera zog gerade über uns hinweg, und da sah ich, dass wir uns längst nicht mehr am Rande der Menge befanden; die Demo reichte mittlerweile bis zwei Blocks hinter uns, und nach wie vor kamen Leute dazu.
    Ich war noch damit beschäftigt, das alles in mir aufzunehmen, als sich eine große, feste Hand auf meine Schulter legte und ich eine kurze Panikattacke durchlitt. Ich war mir sicher, dass es jemand von Zyz sein musste, der gekommen war, um mich zu verschleppen.
    Ehe ich überhaupt begriff, was ich tat, hatte ich auch schon die Flucht ergriffen und versuchte, mich seitwärts zwischen den Körpern durchzuzwängen. Doch dann rief eine vertraute Stimme hinter mir »Marcus!«, und ich blieb stehen und drehte mich um. Es war Joe Noss, in seinem gewohnten Wahlkampfaufzug, Strickjacke und alles. Er grinste verschmitzt.
    »Joe!«, stieß ich aus. »Sorry, du hast mich erschreckt!«
    »Klar, wer will an seinem

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