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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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gottverdammten Kosmos. Also ließ ich mich von ihm zum Coffee Shop meines türkischen Freundes schleppen, wo wir uns mit Bechern und einer ganzen Thermoskanne zum Nachfüllen eindeckten. Dann gingen wir weiter zum Dolores Park. Wir setzten uns auf eine Bank, und er wartete geduldig, bis ich meine erste Tasse getrunken hatte und mir eine zweite einschenkte. Dann hob er fragend die Brauen, unsicher, ob ich jetzt in der Verfassung war, ihm zuzuhören. Ich nickte.
    »Joe kam gestern früh ins Büro und war völlig durch den Wind. Er fragte, wo du steckst, Flor sollte dich anrufen, ich dir E-M ails schreiben. Es gab da was, über das er wirklich dringend mit dir reden wollte, doch du warst nicht erreichbar, also kam er schließlich zu mir. Er meinte, ich hätte es doch auch mit Computern, und wollte wissen, ob ich Zugriff auf unsere ›Websache‹ hätte. Na ja, ich wusste, wo du den versiegelten Umschlag mit dem Admin-Passwort aufbewahrst, von daher lautete die Antwort, technisch gesehen, JA . Dann erzählte er mir, was du ihm auf der Demo vorgeschlagen hast – die ganzen Darknet-Docs zu hosten. Er begriff einfach nicht, wie es sein konnte, dass die Straßen voller Menschen waren, die eine Scheißwut wegen dieser Dokumente hatten, aber so gut wie keine Mainstream-Medien die Sache aufgriffen und niemand politische Konsequenzen daraus zog. Er meinte, den Demokraten und Republikanern stinke es anscheinend, dass die Leute sich jetzt massenweise Gedanken darüber machen, wie korrupt das ganze System ist, wie sehr das Geld die Politik bestimmt und wie schäbig sich die Leute im Kapitol von Sacramento verhalten. Joe hatte gründlich darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass genau das ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet. Flor wollte mit ihm diskutieren, aber du weiß ja, wie er ist, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat.«
    Liam holte kurz Luft. »Also versuchte er mir deinen Vorschlag zu erklären. Irgendeine Art Abstimmsystem oder so … ? Er bekam das aber nicht ganz auf die Reihe. Schließlich hab ich ihm erwidert, dass ich die ganzen Docs zwar aus dem Darknet ziehen und bei uns auf den Server packen kann, das braucht ja auch nicht lang, ich aber keine Ahnung habe, wie ich den Rest bewerkstelligen soll. Hab ihm gesagt: ›Wenn ich das versuche, gibt’s nur Chaos und wahrscheinlich so viele Sicherheitslücken, dass uns zehn Sekunden später einer abschießt und die ganze Seite durch Bilder mit Schwänzen ersetzt.‹«
    Ich verkniff mir ein Grinsen. »Und was meinte er dazu?«
    »Dass er sich lieber entschuldigt, als um Erlaubnis zu fragen, und ich einfach alles auf die Seite stellen soll, und zwar gleich, und er sich dann um den Rest kümmert. Als Nächstes rief er auch schon unser Presseteam dazu, und auf einmal ging es nur noch um die Frage, ob wir überhaupt die Zugriffszahlen verkraften können, wenn auf einmal Millionen von Leuten die Dokumente runterladen wollen. Ich dachte mir, wahrscheinlich schon, wenn wir unsere Cloud dafür einsetzen und erweitern können, war mir aber nicht sicher. Also hab ich das Rechenzentrum angerufen, aber die wollten von mir Passwörter, die nur du hast. Deshalb haben die mir nur gesagt, ihre Server würden wahrscheinlich erst dann in die Knie gehen, wenn ganz Kalifornien gleichzeitig auf unsere Seiten zugreift.«
    »Und? Ist es so gekommen?« In den Serverlogs hatte ich gesehen, dass unser Datenverkehr über Nacht auf über eine Million Zugriffe geklettert war und weiter wuchs.
    »Nein, noch viel schlimmer. Soll heißen: Es waren noch viel mehr Leute. Es gab jede Menge Interessenten, auch von außerhalb Kaliforniens. Momentan sieht es so aus, als ob die ganze Welt wissen will, was da los ist. Ich meine, die Nachrichten hast du doch wohl gesehen, oder? Gestern war es der Aufmacher von jeder Sendung, und bei Twitter war es sofort unter den Trends. Wir haben die ganze Zeit darauf gewartet, dass du im Büro auftauchst und das alles mal vernünftig auswertest. Ich hab es versucht, aber … « Er zuckte die Achseln. »Na ja, ich bin halt nur der T-S hirt-Mensch.«
    Ich atmete tief durch. Sehr tief. »Ich war im Knast.«
    »Dachte ich mir. Das war, was wir alle für am wahrscheinlichsten hielten. Wärst du heute nicht gekommen, hätte Joe versucht, deine Eltern zu erreichen. Was ist eigentlich mit deinem Handy passiert? Ich hab’s immer wieder bei dir probiert.«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ich fragte mich, weshalb Dalia nicht mehr ranging. Vielleicht

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