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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Schnelligkeit war wichtiger als Perfektion. Nach den Demonstrationen gab es ein gewaltiges Interesse an den Dokumenten, und ich hatte das Gefühl, wir könnten uns das zunutze machen, wenn wir schnell genug handelten.«
    »Joe … « Entschuldigte er sich etwa gerade bei mir? »Es ist dein Wahlkampf, okay? Ich bin doch nicht sauer, nur weil du tust, was du für richtig hältst.«
    Er lächelte. »Das stimmt natürlich. Trotzdem habe ich dir einen Job gegeben, und das Letzte, was ich will, ist, dir den unnötig schwer zu machen.«
    Ich winkte ab. »Das passt schon. Wirklich. Hat es denn funktioniert?«
    Das Entzücken stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, und ich erhaschte einen Blick auf Joe Noss, den Schalk. »Kann man wohl sagen. Die letzten vierundzwanzig Stunden war ich länger auf Sendung als im ganzen bisherigen Wahlkampf. Der Zusammenhang zwischen den Dokumenten und den Geschehnissen auf der Straße leuchtet jedem ein. Wir können uns vor lauter Freiwilligen kaum noch retten und haben längst noch nicht alle Daten gesichtet. Soweit ich das beurteilen kann, werden die Politiker in Sacramento und der Rest der Vereinigten Staaten aber noch eine Menge Spaß damit haben. Meine Berater sind schon am Stöhnen, und einer hat hingeworfen. Natürlich machen sie sich Sorgen, dass man uns für den Inhalt dieses Archivs verklagen könnte, und da haben sie auch recht. Ich habe versucht, Liam zu erklären, was deine Idee dazu war, aber … « Er breitete kapitulierend die Hände aus und zuckte die Achseln.
    »Liam hat’s mir erzählt.« Inzwischen hatte ich mir auch ein paar Gedanken dazu gemacht. »Ich könnte mich heute Abend darum kümmern. Vielleicht kriege ich es hin, dass die Öffentlichkeit erst mal nur die geprüften Dokumente zu Gesicht bekommt. Wenn wir wirklich so viele Freiwillige haben, können die vielleicht dabei helfen, den Rest relativ schnell zu sichten – vorausgesetzt natürlich, du vertraust ihnen. Und als Nächstes kümmern wir uns um die Software zum Stimmensammeln, damit die Leute ihre Energien auch positiv bündeln können.«
    »Alles ist besser als Untätigkeit. Aber Marcus … Du warst im Gefängnis, man hat dich geschlagen und mit Tränengas eingesprüht. Ich erwarte nicht, dass du heute Nacht auch noch durcharbeitest.«
    Ich zuckte die Schultern. »So viel Arbeit ist es jetzt auch wieder nicht. Ich meine, ist doch nicht schlimm. Ich hab schon öfter mal Nächte durchgearbeitet … «
    Er hob die Hand, und ich verstummte. »Lass mich das anders ausdrücken: Als dein Arbeitgeber möchte ich, dass du dich erst mal gründlich ausschläfst, etwas Zeit mit deinen Lieben verbringst und dich von deinem Trauma erholst. Das ist keine Bitte, Marcus, sondern ein Befehl.«
    Erst wollte ich mit ihm diskutieren, dann schalt ich mich einen Idioten. »Yes, Sir.«
    »Guter Mann. Aber falls du nur ein kleines bisschen länger bleiben und morgen vielleicht ein kleines bisschen früher kommen magst, hätte ich damit kein Problem.«
    »Yes, Sir!«
    »Guter Mann.«
    Glücklicherweise nahmen Mom und Dad Aufregung erstaunlich gelassen. Ich versuchte insgesamt sechsmal, mein Handy via Skype anzurufen, doch Dalia ging nicht ran. Schließlich gab ich es auf und rief wenigstens meine Mailbox ab (etwa eine Million Nachrichten von Mom, Dad, Ange, Liam, Flor und Joe, davor mehrere panische Rückrufe einer Frau auf Arabisch, bei der es sich wahrscheinlich um Dalias Mutter handelte; sie musste Zustände gekriegt haben, als die Verbindung zu ihrer Tochter so abrupt unterbrochen worden war). Dann nahm ich ein altes Prepaid-Handy, brachte seine Firmware up to date und hinterließ auf meiner Mailbox einen Hinweis, dass man bis auf Weiteres bitte die neue Nummer benutzen sollte.
    Später arbeitete ich doch noch eine Weile an dem Abstimmsystem für die Dokumente, ungeachtet dessen, was Joe gesagt hatte – denn auch wenn es gut gemeint von ihm war: Das Darknet war immer noch mein Projekt, und bloß, weil ich daran arbeitete, hieß das nicht, dass ich es für ihn tat. Ich arbeitete, bis die Muskeln meiner Augäpfel streikten. Dann putzte ich mir die Zähne, zog mich aus und fiel Gesicht voran aufs Bett, ohne mich um all den Kram zu kümmern, der dort lag. Ich spürte nicht mal die scharfen Kanten, die ich unter mir begrub.
    Ich war schon zu 99,9999 Prozent im Land der Träume, als ich meine Augen so plötzlich wieder aufschlug, dass ich fast das Klicken der Lider zu hören glaubte.
    Lemmys Copter.
    Wir hatten ihn unmittelbar

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