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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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denn so?«
    »Ich bin hier der Style-Barista.« Er zeigte mit beiden Daumen auf seine Brust. Auf seinem T-S hirt stand SAN FRANCISCO BRAUCHT NOSS . Es sah aus wie das Plakat eines echt alten Science-Fiction-Films, mit einem riesigen Joe, der mit gespreizten Beinen über der Golden-Gate-Brücke stand. »Ich entwerfe die T-S hirts und Poster, alle paar Tage was Neues, und drucke sie auf Anfrage. Immer überraschend, immer was anderes, du weißt schon. Was ich dich fragen wollte: Könntest du vielleicht eine kleine Community so im Stile von Threadless für die Webseite aufziehen, damit die ganzen Noss-Fans da draußen ihre eigenen Entwürfe einreichen können?«
    »Äh, klar. Warum nicht?« Unsere Seite basierte auf OpenCampaign, einem kostenlosen WordPress-Mod. Weitere Plugins konnten mühelos installiert werden, und ich kannte auch eins, das der T-S hirt-Community Threadless recht nahe kam. Von daher würde es keine größere Arbeit machen.
    »Du bist echt cool. Gott, ich fass es ja nicht! Warte, bis ich das Nate erzähle. Der wird total durchdrehen.«
    Und da fiel bei mir der Groschen. »Liam?«
    »Ja klar! Liam! Ich helfe hier schon den ganzen Sommer aus. Seit ich Joes Video zum Unabhängigkeitstag gesehen habe. Das war echt die fette Inspiration, yo.«
    Ein paar meiner Freunde beendeten ihre Sätze auch mit »yo« – die meinten das aber nicht ernst, sondern machten sich bloß über die Leute lustig, die sich für die harten Jungs der Straße hielten. Liam dagegen war das völlig ernst. Er beendete seine Sätze wirklich so.
    »Yo«, sagte ich auch, kam mir aber sehr gemein dabei vor und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Mensch, ich hab dich erst gar nicht erkannt mit dem Bart und allem. Cool, dass wir jetzt zusammenarbeiten.«
    »Finde ich auch. Sag mal, hast du schon Pläne für die Mittagspause? Lust auf ’nen Burrito? Ich kenne da ’nen coolen Laden in der Valencia Street … «
    »Burritos sind super.« Ich wedelte mit meinen Notizen. »Aber jetzt mach ich mich erst mal wieder an die Arbeit, wenn wir nachher weggehen.«
    Er vollführte ein paar Tanzschritte, dann schloss er mich spontan in die Arme und hob mich ein paar Zentimeter hoch. »Bis nachher!«
    Vor langer Zeit war ich mal einer von vier superguten Freunden gewesen. Darryl, Jolu, Van und ich kannten uns seit unserer Kindheit und waren lange unzertrennlich. Doch nach der ganzen Sache mit dem Xnet war eine Menge passiert: Van und Darryl kamen zusammen, und Van konnte Ange nicht leiden. Außerdem stellte sich raus, dass Van heimlich in mich verknallt gewesen war, und das stand von da an wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns. Darryl ging nach Berkeley, und dort trafen wir uns noch eine Weile; doch mit den vielen Kursen, Van und seiner Therapie, mit der er die Albträume und Zusammenbrüche in den Griff zu kriegen versuchte, die er den Schrecken von »Guantanamo in der Bay« verdankte, blieb nicht viel Zeit. Jolu hatte sich hochgearbeitet: Er war nicht mehr bei Pigspleen, sondern arbeitete als Programmierer für ein Start-up-Unternehmen, das alle möglichen kommerziellen Dienste auf Grundlage der städtischen Feeds anbot. Er hatte haufenweise neue Freunde, darunter auch ein paar ganz bürgerliche Hacker, die mir echt Respekt abnötigten. Ich verstand kaum die Hälfte von dem, worüber sie redeten, und wir trafen uns nicht mehr oft.
    Und dann war da natürlich noch Ange, die weltbeste Freundin: lustig, schlau, aufregend. Sie mochte dieselben Filme und Spiele wie ich, dieselben Bücher und dieselbe Musik und leistete mir fast immer Gesellschaft, wenn sie nicht gerade an der Uni war. Sie studierte Kommunikationswissenschaften an der San Francisco State University und sahnte nur Bestnoten ab. Von daher war ich also nicht einsam oder so und schaffte es ja irgendwie selbst nicht, die anderen mal anzurufen oder ihnen eine IM zu schicken.
    Ich hatte aber schon lange keinen richtigen Freundeskreis mehr, und das fehlte mir.
    Liams Kumpel Nate kam mit der BART , der Bay Area Rapid Transit, und leistete uns beim Essen Gesellschaft. Er schloss mich ähnlich überschwänglich in die Arme wie zuvor Liam, dann machte er dasselbe mit ihm. Die beiden waren so kalifornisch wie nur irgendwas – sie standen echt auf physischen Kontakt. Ich bin zwar in San Francisco geboren und aufgewachsen, aber meine Mutter ist Britin, von daher konnte ich mit dieser ständigen Knuddelei nie so richtig was anfangen.
    Wir landeten in meinem bevorzugten Burrito-Laden. Ich

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