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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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ein sorgloses Leben, doch dazu brauchten sie eine ganze Armee von Morlocks, die Tag und Nacht in den unterirdischen Maschinenräumen schufteten, damit alles wie am Schnürchen lief.«
    »Und ihr braucht Morlocks, keine Eloi. Stimmt’s?«
    Sie lächelte. »Schlauer Junge. Ja, genau. Es ist keine glanzvolle Arbeit, aber sie muss getan werden. Ich möchte, dass du dir die folgende Frage stellst: ›Will ich tun, was getan werden muss, selbst wenn die Arbeit langweilig, gewöhnlich und kein bisschen aufregend ist?‹ Du sagst, du glaubst an Joe – aber ist er dir wichtig genug, dass du seiner Armee auch als Fußsoldat beitrittst statt als Feldherr?«
    Mittlerweile war mir klar, weshalb sie die Wahlkampfleiterin war und nicht Joe. Er hatte an meinen Enthusiasmus appelliert – aber sie weckte in mir den Wunsch, mich zu beweisen. Sie mussten ein tolles Team abgeben.
    Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch etwas enttäuscht war. Ein bisschen hatte ich schon gehofft, dass man mich als Helden der Revolution willkommen heißen und mich als Anführer eines toughen Teams von IT -Cracks raus ins Abenteuer schicken würde.
    Doch die Art, wie Flor mich unter Druck setzte, wie sie andeutete, dass ich vielleicht nur ein großes Kind war, dem das Rampenlicht wichtiger war als die Arbeit – das war wirklich so, als würden einen Sporen in die Flanke treten. Und noch während ich dachte: Verdammt clevere Taktik , dachte ich auch: Dir werd ich’s zeigen!
    Ich nahm Haltung an und salutierte.»Jawohl, Frau General!«
    Sie grinste noch breiter. »Schon gut, schon gut. Ich mache es dir absichtlich nicht leicht, weil du hier mit vielen Vorschusslorbeeren anrückst – aber auch einigen Warnsignalen. Du bist ein schlauer junger Mann, und mit denen macht die Arbeit immer Spaß. Meiner Erfahrung nach brauchen sie aber auch eine gute Betreuung. Deshalb werde ich dich anfangs sehr gründlich betreuen, bis ich davon überzeugt bin, dass du den Unterschied zwischen dem, was wir brauchen, und dem, was du uns gerne geben würdest, kapiert hast.«
    Ich blinzelte und spulte ihre Worte geistig noch einmal zurück. »Heißt das, ich habe den Job?«
    Sie winkte ab. »Marcus, du hattest den Job schon, als wir uns hinsetzten. Joe ist ganz verrückt nach dir oder zumindest nach dem Ruf, der dir vorauseilt. Er ist völlig aus dem Häuschen, dass wir dich an Bord haben. Ich musste mich aber vergewissern, dass dir klar ist, was die Arbeit hier bedeutet.«
    Ich konnte nicht länger an mich halten und reckte die Arme wie ein Quarterback nach dem Touchdown. »O kay!«
    Da lachte sie. »Ganz ruhig, Junge. Ja, du hast einen Job. Marian, unsere Personalchefin, wird mit dir später noch übers Geld und all das reden. Doch bevor wir richtig loslegen, müssen wir noch etwas anderes klären, und zwar dieses ganze Hackergeschäft.«
    Ich riss mich wieder zusammen. »Was ist damit?«
    »Lass. Es. Bleiben. Du hast schon einen ganzen Haufen mit Computern abgezogen, keine Frage. Du hast die Behörden überlistet, ihre Daten geklaut und dich in Netzwerken rumgetrieben, in denen du nichts verloren hattest. Ich weiß, so was hat in der Bay Area Tradition, aber hier gehört das nicht hin. Sobald ich dich bei irgendwas erwische, das auch nur ansatzweise illegal, anstößig, gefährlich oder ›leet‹ auf mich wirkt«, das Letzte setzte sie in Gänsefüßchen, »werde ich dich persönlich mit einem Tritt in den Hintern hinausbefördern. Habe ich mich unmissverständlich ausgedrückt?«
    »Allerdings. Da kriegt man es ja mit der Angst zu tun.«
    »Hat sich als sehr nützlich erwiesen, um Mitarbeitern klarzumachen, wann es mir ernst ist.«
    »Und dieses Pokerface, wie aus Stein gehauen. Das kommt echt krass.« Was soll ich sagen? Ich hatte gerade einen Job bekommen. Die Freude darüber musste den Klugscheißer in mir geweckt haben.
    »Du meinst dieses Gesicht? Hast du eine Ahnung. Das hab ich für Windstärke eins reserviert – Windstärke fünf willst du nicht erleben.«
    »Werd ich mir merken.«

6
    Den Rest des Morgens stürzte ich mich Kopf voran in die Arbeit. Die vorige Webmasterin, eine Praktikantin, hatte mir ein Blatt mit Passwörtern und Konfigurationsdaten hinterlassen, dazu die Verträge mit unseren Providern. Ich beschloss, als Erstes eine Bestandsaufnahme durchzuführen und zu prüfen, ob ich alles hatte, was ich brauchte, und ob alles, für das ich verantwortlich war, auch tat, was es tun sollte. Also schnappte ich mir einseitig bedruckte Schmierblätter aus

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