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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Spiele. Waren wir nicht süß?
    »Na, mein fleißiger Mann? Wie war der erste Tag im Büro?«
    »Ziemlich genauso, wie ich dir geschrieben habe: rausfinden, was zu meiner Arbeit gehört, mir einen Überblick verschaffen. Von Liam habe ich dir auch erzählt, oder?«
    »Ja, echt krass, wie klein die Welt ist.«
    »Gegen Abend war er dann etwas entspannter, und man konnte sich sogar normal mit ihm unterhalten. Er kennt sich eigentlich auch gut aus und hatte ein paar brauchbare Ideen, wie man die Authentifizierung von Gästen im Netzwerk regeln könnte.«
    »Ich finde es niedlich, dass du einen kleinen Groupie hast.«
    Sie griff sich den zweiten Stuhl, räumte die MakerBot-Teile darauf auf mein Bett und setzte sich zu mir.
    »Ich finde es eher peinlich. Wie war Uni?«
    Sie verdrehte die Augen. »Ich hätte ja gedacht, dass man mich nach der Highschool endlich wie eine Erwachsene lernen lässt, aber es dreht sich immer noch alles darum, wie viele Wissenshäppchen man bei Tests auf Kommando wieder hochwürgen kann. Bei fast allen Kursen machen die Testergebnisse drei Viertel der Gesamtnote aus.«
    »Wenn dir je danach ist, die Testaufgaben ins Netz zu stellen … « Doch sie hielt mir schneller den Mund zu, als ich den Satz beenden konnte.
    »Darüber macht man keine Witze.«
    Anges dunkles Geheimnis war, dass sie in der elften Klasse die vereinheitlichten Prüfungsaufgaben samt Antworten online gestellt hatte. Die Schulleitung hatte nie rausgekriegt, wer dafür verantwortlich war. Angeblich hatte diese Geschichte den Staat Millionen gekostet. Geschah ihm ganz recht.
    »Tut mir leid. Aber es gab schon schlechtere Ideen. Und wer wäre besser geeignet als du?«
    »Lass uns lieber überlegen, was wir mit Mashas Bombe anstellen. Alle guten Einfälle, die wir dazu haben, können wir auch noch für Prüfungsaufgaben verwenden, sollten sich eines Tages zufällig welche in meinem Besitz befinden.«
    »Dafür liebe ich dich: Du denkst immer mit.«
    Wir rissen eine Menge Witze über die Liebe, aber es stimmte – ich liebte sie, und das so sehr, dass es mir beinahe Angst machte. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun, dass ich den Kontakt zu meinen Freunden verloren und die Uni abgebrochen hatte. Ange war so ziemlich der einzige Mensch außer meinen Eltern, den ich regelmäßig zu Gesicht bekam. Gelegentlich machte mich das schon fertig, und sie, glaube ich, auch. Ich hoffte, dass ich dank meines Jobs und meiner Kollegen bald wieder etwas ausgeglichener sein würde.
    »Also, was haben wir hier?«
    Ich spürte einen neuerlichen Anflug von Paranoia. Man konnte Leute abhören, indem man ihre Fensterscheibe mit einem Laser abtastete. Die Schallwellen im Raum versetzten das Glas in Schwingung, und der Laser las die Schwingung aus. Auf YouTube hatte ich mal gesehen, wie Hacker auf der DEFCON , der großen Convention in Las Vegas, das demonstrierten. Der Klang war nicht perfekt, aber gut genug, alles zu verstehen und sogar die Stimmen der Sprecher zu unterscheiden.
    »Warte mal kurz, okay?«
    Ich schloss ein paar Lautsprecher an meinen Laptop an und stellte sie direkt ans Fenster. Dann benutzte ich den Zufallsgenerator, /dev/random, um weißes Rauschen zu erzeugen. Die Boxen begannen zu knistern und zu zischen. Ich drehte sie so weit auf, wie ich es gerade noch aushielt, dann ließ ich die Jalousien herunter. Selbst wenn ein Laser unser Gespräch jetzt noch aufnahm, wüsste ich nicht, wie man das statische Rauschen je wieder herausfiltern sollte. Das hieß zwar nicht, dass es nicht ging – aber wenigstens konnte uns nun niemand mehr abhören, der dümmer war als ich selbst.
    »Wow«, sagte Ange, als ich das Ritual beendet hatte. »Du machst ja echt ernst.«
    »Ist leider nötig.« Wir stellten unsere Stühle so, dass wir beide Blick auf den Schirm hatten, und ich zeigte ihr meine VM und den Totmannschalter.
    »Nicht schlecht«, meinte sie. »Okay, du hast mich überzeugt, dass du dir Sorgen machst. Wahrscheinlich bist du dir also wirklich sicher, dass Masha und Zeb vom Festival entführt wurden, und gehst davon aus, dass die Explosion kein Zufall war.« Sie schloss die Augen und atmete tief durch. »Und ab durch den Kaninchenbau, hurra.«
    »Wart einfach ab.« Ich startete die VM , rief das Verzeichnis auf und lehnte mich zurück.
    »Ich habe nicht die leiseste … «, setzte sie an, dann wurden ihre Augen immer größer. Ich reichte ihr die Maus, und sie begann sich von oben durch die Liste zu klicken. Die erste Datei hieß

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