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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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welche Straßen sie besser vermeiden, wenn sie es rechtzeitig zu ihrem Termin schaffen wollen.«
    »Klingt gruselig«, meinte Ange. Ich hatte dasselbe gedacht, es aber nicht sagen wollen.
    Jolu war aber nicht beleidigt, sondern grinste bloß. »Ja, irgendwie schon. Ist zwar alles auf freiwilliger Basis und anonym – wir wissen also nicht, dass du irgendwo warst, bloß, dass irgendwer dort war. Aber stimmt schon, wenn’s mal ein Datenleck gäbe, wären das schon eine Menge Infos, die man eigentlich nicht jedem mitteilen möchte.« Er setzte sich auf einen großen Stein und bot uns ein paar Kaugummis an. Es war seine Lieblingssorte, die mit Lakritze, die einem die ganze Zunge eklig schwarz färbt. Allein der Geruch ließ mich grinsen und versetzte mich um Jahre zurück.
    »Überleg mal, was wäre, wenn die Polizei bei euch antanzt und eure Server beschlagnahmt«, fuhr Ange fort. »Ist doch krass, wie viel Arbeit wir uns mit dem Xnet und allem gemacht haben, damit die Regierung nicht an unsere privaten Daten kommt; dafür geben wir sie jetzt an alle möglichen Unternehmen raus. Die Bullen brauchen sie bloß noch abzuholen.«
    »Ihr habt ja keine Ahnung, was sie noch alles können. Erinnert mich bei Gelegenheit mal dran zu erzählen, was die ganze Zeit schon gang und gäbe ist, und zwar ganz legal. Da rollen sich euch die Zehennägel hoch.«
    »Wo wir es gerade mit Servern und der Polizei haben«, schaltete ich mich ein, »ich hätte da ein kleines technisches Problem, bei dem ich deine Hilfe bräuchte.«
    »So was in der Art dachte ich mir schon.«
    »Bevor wir loslegen – ist dein Handy noch an?«
    Er nahm es aus der Tasche und klappte die Rückseite auf, sodass ich das leere Akkufach sehen konnte. »Alter, estoy aqui por loco, no por pendejo.« Das ist die Pointe des besten spanischen Witzes, den ich kenne. Na ja, auch des einzigen mir bekannten. Google ihn mal.
    Jolu hörte uns aufmerksam zu und stellte hin und wieder ein paar Fragen zu unserer Geschichte. Ich teilte ihm auch meine Theorie zur Explosion auf dem Festival mit, und Ange äußerte keine Zweifel daran. Dann waren wir fertig und schauten ihn erwartungsvoll an. Nur die Straßenbeleuchtung auf der Klippe streute ihr graues, farbloses Licht in die Nacht.
    »Also, was machen wir jetzt?«, fragte er.
    »Wir?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mensch, wirklich. Natürlich ›wir‹. Hast du geglaubt, ich würde kneifen?«
    »Das letzte Mal, als wir hier waren, hast du mir erklärt, dass du in einer anderen Lage wärst als ich. Dass es ein größeres Risiko ist, wenn man dunklere Haut hat.«
    »Ja, das habe ich gesagt. Es stimmt auch noch, genau wie damals.«
    »Aber du machst trotzdem mit.«
    Er schaute in die Dunkelheit hinaus und erwiderte erst nichts. Ich roch seinen Kaugummi.
    »Marcus«, sagte er dann. »Ist dir schon mal aufgefallen, wie kaputt heutzutage alles ist? Dass wir einen ›guten‹ Präsidenten ins Weiße Haus gewählt haben, der einfach weiter foltern und Bomben abwerfen lässt und geheime Gefangenenlager beibehält? Dass immer, wenn wir gerade nicht hinsehen, irgendwelche Leute versuchen, uns das Internet wegzunehmen und in ein einziges blödes Einkaufszentrum zu verwandeln, aus dem uns ihre bezahlten Sicherheitskräfte jederzeit rauswerfen können, wenn ihnen unsere Klamotten nicht passen? Ist dir eigentlich klar, wie viel Geld dieses eine, oberste Prozent der Gesellschaft besitzt, während immer mehr Leute ins Gefängnis wandern, ihre Jobs und ihre Häuser verlieren?«
    »Das ist mir alles bewusst«, sagte ich. »Aber war es nicht immer schon so? Ich meine, denkt nicht jede Generation irgendwie, dass ihre Probleme die größten und schwierigsten sind?«
    »Schon«, sagte Ange. »Aber nicht jede Generation hatte das Internet.«
    »Ganz genau. Ich behaupte ja nicht, dass die Weltwirtschaftskrise ein Zuckerschlecken war. Aber wir können uns besser organisieren als jemals zuvor. Leider können uns die ganzen Schnüffler und Schlapphüte auch besser überwachen, zensieren und aus dem Verkehr ziehen.«
    »Wer macht das Rennen?«, fragte ich. »Irgendwie dachte ich immer, wir würden gewinnen, weil wir einfach mehr Ahnung als die von Computern haben.«
    »Oh, die kennen sich damit durchaus aus. Und die strengen sich wirklich an, neue Möglichkeiten zu finden, um sie gegen uns einzusetzen. Aber wir dürfen das Feld nicht kampflos denen überlassen, die schon immer alles nur für sich wollten, die unser aller Leben beherrschen wollen.«
    »Also werden

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