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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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all diesem Kram hattest? Klang ein bisschen so, als ob du vielleicht mehr darüber wüsstest, als du rauslassen wolltest.«
    »Ach, echt?«
    »Ich meine, schließlich bist du Marcus Yallow. Wenn’s da ein Darknet gäbe, wär das doch genau dein Ding, yo. Also echt jetzt, Alter.« Er schien darauf zu warten, dass ich etwas sagte. Ich hatte aber noch nie gewusst, was ich sagen sollte, wenn jemand seine Sätze mit »yo« beendete. Mir kam es immer vor, als ob bei so Leuten irgendein Beste-Kumpel-Film ablief, den ich noch gar nicht gesehen hatte. Liam war so außer sich, dass er fast zitterte. »Bitte, Alter, lass mich mitmachen.«
    Natürlich – darum ging es ihm also. Liam war ja nicht blöd. Er war enthusiastisch und vielleicht ein wenig unreif, aber er hörte sehr genau zu und wusste, dass 10 plus 10 100 ergibt (zumindest in Binärcode). Sein Herz saß am rechten Fleck. Und schließlich hatte auch Jolu seine Freunde in unser Clubhaus gelassen. Ich konnte aber trotzdem nicht einfach jeden übermotivierten Fanboy anschleppen, ohne vorher mit den anderen zu reden – schon gar nicht, wenn offenbar gerade jemand in unserer Base war und unsere Dudes killte, wie man in der Spielersprache sagt.
    »Liam, ich hab leider absolut keine Ahnung, wovon du redest. Ich höre davon grad zum ersten Mal.«
    »Ganz ehrlich? Großes Ehrenwort und so?«
    »So wahr mir Bob helfe. Ich hab nicht mal einen Reddit-Account. Ich finde es ja selbst krass, was die da alles ausgegraben haben.«
    »Ach, das ist noch gar nichts.« Liam hatte schon wieder vergessen, dass er mich eben noch für den Rädelsführer der Leaks-Gruppe gehalten hatte, und schwelgte in seiner Bewunderung für die fantastischen Kräfte der digitalen Schwarmintelligenz. »Du solltest mal sehen, was passiert, wenn Anon jemanden d0xt.«
    Natürlich kannte ich Anonymous. Entstanden war diese (eigentlich nicht existente) Gruppe im Umfeld von /b/, einem Unterforum von 4chan. Dort war jeder anonym, und je tiefer ein Witz unter die Gürtellinie ging, desto besser. Gelegentlich taten sich Teile von Anonymous mit besonders mutigen oder dummen oder boshaften Aktionen hervor (häufig traf alles davon zu). Zum Beispiel hatten sie mal mit ein paar Tausend Leuten PayPal aus dem Netz geschossen, weil Paypal Wikileaks das Konto gesperrt hatte, über das viele Spenden geflossen waren. Es gab ein paar wirklich krasse Hacker in ihren Rängen, aber auch genügend Kids, die keine Ahnung von Computern oder Politik hatten und bloß aus Teamgeist, Größenwahn oder einfach nur aus Scheiß mitmachten (auch hier traf häufig alles davon zu).
    Ich hatte mich aber nie groß mit ihnen auseinandergesetzt. Ich hatte meinen Spaß in der Cyber-Guerilla gehabt und beschlossen, dass ich nichts mehr damit zu tun haben wollte, besonders nicht mit verrückten, kaum fassbaren »Bewegungen«, die genauso viel Zeit mit internen Zankereien verbrachten wie mit dem Kampf für die Freiheit oder »for the lulz«.
    »Jemanden d0xt?«, wiederholte ich und versuchte mich zu erinnern, was das hieß.
    »Wenn es sich jemand so richtig mit ihnen verschissen hat, dann wird er ged0xt: Sie graben alles über ihn aus, was sie finden: Vorstrafenregister, was er alles besitzt, den kompletten Lebenslauf, Schulnoten, Adresse, Arbeitgeber, Telefon, Zeitungsartikel über ihn – einfach alles. Die gehen genauso irre vor wie der Heimatschutz, bloß umgekehrt: Alles, was Behörden, Firmen und Suchmaschinen über einen wissen, steht auf einmal da draußen, wo es jeder finden kann, für immer und ewig. Das mit deinem versauten Schulleiter ist nichts dagegen. Wenn Anon darauf anspringt, bam, dann geht’s so richtig ab.«
    Richtig, das war’s, was d0xen bedeutete. Ach du Scheiße.
    »Hast du dich schon mal gefragt, ob’s noch mehr Leute gibt, die so was hinkriegen?«
    »Was meinst du? Die Bullen, das FBI oder was?«
    »Die sowieso.« Die können noch ganz andere Sachen, wenn sie wollen. Mit den Mitteln der Kommunikationsüberwachung wäre das kein Problem. »Aber was wär denn mit einem Konzern? Oder einem Militärunternehmen?«
    »Du meinst, ob es da draußen jemanden wie Anonymous gibt, der das aber nicht zum Spaß macht, sondern für Kohle? Bezahlte Hacker und so? Mann, bestimmt gibt es die. Du brauchst ja kein Engel und auch kein Genie zu sein, um zu lernen, wie man eine SQL -Einschleusung macht oder ein schlampiges Passwort knackt. Ich könnt wetten, dass die ganzen Ekel, die mich früher in der Pause genervt haben, sich heute bei

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