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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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dehnt sich aus, und der Druck presst es durch den Kaffee und in den oberen Teil der Kanne. Die Kannen haben aber die Tendenz, zu heiß zu werden, und dann löst das Wasser auch die ganzen Bitterstoffe, und man kriegt eine Tasse derart fiesen, starken Kaffee, dass man einen Liter Milch und ein Pfund Zucker braucht, um ihn genießbar zu machen.
    »Lasst mich mal.« Ich schaltete die Herdplatte aus, tränkte ein Geschirrtuch in kaltes Wasser und wickelte es um die Kanne, um sie zu kühlen. Ich zählte bis drei, dann schraubte ich das Oberteil ab. Eigentlich wäre es besser, sie noch schneller zu kühlen, aber manche Kannen vertragen es nicht, wenn sich die Temperatur zu rasch ändert. Das hatte ich auf die schmerzhafte Weise gelernt – Teil des Abenteuers waren eine Schüssel mit Eiswasser, eine Espressokanne und eine Riesenschweinerei gewesen, die zu beseitigen mich fast den Rest des Tages gekostet hatte. Wenigstens hatte ich mir nicht die Hand abgerissen, als der gusseiserne Kocher zu Bruch gegangen war.
    »Marcus«, sagte Darryl. »Das ist doch bloß Kaffee.«
    »Schon klar. Ist bloß Kaffee. Und weiter?« Automatisch griff ich nach dem Schrank, in dem die kleinen Espressotassen standen, die ich Darryl vor Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte, nahm drei Tassen heraus und füllte sie. Ich nippte an meiner – gar nicht schlecht. Beinahe gut.
    Darryl trank auch einen Schluck und nickte. »Ist echt besser, irgendwie.«
    Van tat es ihm gleich. »Darryl, das ist der Hammer, ehrlich. Ehre wem Ehre gebührt.«
    Darryl deutete eine kleine Verbeugung an. »Sir, Eure Kaffeekünste flößen mir höchsten Respekt ein. Nun bitt ich Euch, pflanzt Euren Arsch auf jenen Stuhl, auf dass ich Euch eine Auswahl gebratener Köstlichkeiten kredenzen kann.«
    Van gab ihm einen Klaps, ich setzte mich hin, und im Handumdrehen erschien vor mir alles, was ich brauchte: Essen, Besteck, Tabasco – was mich mit einem Stich ins Herz an Ange erinnerte – , sogar Multivitaminsaft.
    Dann nahmen Darryl und Van ebenfalls Platz, und wir verwandelten Essen in schmutziges Geschirr, das ich anschließend wieder in sauberes verwandelte, während Darryl etwas Musik auflegte und Van duschen ging. Als sie wiederkam, hatte sie sich ein Handtuch ums Haar gewickelt und trug einen kurzen Rock und ein labbriges Baumwolltop, das fast genauso lang wie der Rock war. Sie sah hinreißend aus, und ich starrte vielleicht etwas länger, als höflich gewesen wäre. Sie merkte es und schaute mich komisch an. Ich wandte den Blick ab.
    »Bist du so weit, darüber zu reden?«, fragte Darryl.
    »Nicht wirklich«, meinte ich. »Aber ich sollte wohl lieber.«
    Am Tag danach noch mal alles mit vollem Magen zu erzählen, kam mir vor, als fasste ich die Handlung eines Films zusammen statt etwas, das mir wirklich passiert war. Ich flocht auch eine Menge Details mit ein, wie die Besessenheit der Zyz-Typen von ihrem Military-Kram. Van konnte sich kaum noch halten vor Lachen, und es tat gut, sie so zu sehen, und verstärkte noch den Eindruck, dass ich nur eine alte Anekdote zum Besten gab und uns keine echte Gefahr drohte. Sie wussten beide schon über Zyz Bescheid, und so konnte ich diesen Teil meiner Unterhaltung mit Ange überspringen – womit nur noch der Teil übrig blieb, in dem sie mich als Loser und Feigling hingestellt hatte, weil ich keine Lust hatte, mein Leben aufs Spiel zu setzen. Zumindest hatte es danach geklungen.
    Die Gesichter und Stimmen meiner Freunde bezeugten ihr Mitgefühl, was mir so guttat, dass ich schon wieder ein schlechtes Gewissen bekam. So als ahnte ich, dass ich mich gerade unverdient zum Helden der ganzen Geschichte machte.
    »Mensch, Marcus, was für ein Scheißalbtraum«, sagte Van.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte Darryl.
    Van warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Was glaubst du denn? Er muss sich aus der Sache raushalten. Er hat recht: Das ist einfach zu gefährlich für ihn. Und es ist nicht sein Kampf.«
    Darryl hatte ihre Hand gehalten, jetzt ließ er sie los. »Komm schon, das kann er nicht bringen. Außerdem sind längst auch andere Leute involviert. Selbst wenn er aufhört, sie werden das nicht.«
    Van verschränkte die Arme. »Jolu wird schon aufhören, wenn Marcus ihn drum bittet. Problem gelöst.«
    Es war total schräg – eben noch ein verkuscheltes Pärchen, Sekunden später waren sie auf einmal wütend aufeinander. Es rief mir in Erinnerung, wie selten ich mich mit Ange wirklich gezankt hatte und wie wenig ich über die

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