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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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wollte sich nämlich selbst tätowieren lassen, damit Petra kein Tattoo mehr opferte. Eins der alten Motive sollte fortan Davids Arm zieren. Wir wählten schließlich Puff, weil David kein Hendrix-Fan war und »Brandon« einen Tick zu schwul gewirkt hätte.
    Mein Bruder geriet schon ins Schwitzen, als Clive ihm den Oberarm mit hochprozentigem Alkohol einrieb.
    »Tut es dann sehr weh?«, fragte er.
    »Ich werde mehr leiden als du«, sagte Clive. Dabei schaltete er die Maschine an. Clive gefiel mir. Er gefiel mir richtig gut.
    Die nächsten drei Stunden hörte man David nur noch winseln. Hin und wieder jaulte er auch. Und so bestritt ich die Konversation allein:
    »Hoffentlich findet dein Gesicht zur gewohnten Form zurück.« – »Sehe ich da etwa Tränen?« – »Hör auf zu greinen.« – »Dir ist klar, dass Tattoos für die Ewigkeit gedacht sind?« – »Das macht ja richtig Spaß. Danke, dass ich mitkommen durfte.«
    David verließ das Studio mit bleicher Miene. Ihm war übel, und so gingen wir die Haight entlang zur lokalen Brauerei und bestellten erst mal eine Runde. Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen: »Hattest du in letzter Zeit so etwas wie eine Erleuchtung? Eine Nahtodeserfahrung?«
    »Wie bitte?«, kläffte David. Immerhin winselte er nicht mehr.
    »Bisher hast du dich vor jeder Beziehung gedrückt«, erklärte ich.
    »Menschen ändern sich.«
    »Diese Leier schon wieder.«
    »Freust du dich nicht für mich?«
    »Für dich schon. Für sie weniger.«
    »Ich liebe sie, Isabel.«
    »Warum?«
    »Sie findet mich gar nicht perfekt.«
    »Ich werde dich nie verstehen.«
    David rückte den Verband über seinem Tattoo zurecht. »Sag ihr bitte, wie tapfer ich war, wenn sie dich fragt.«
    »Mach ich. Was ist schon eine Lüge mehr oder weniger?«

D ER F ALL S NOW
K APITEL 8
    Als ich zu Bernies Wohnung zurückfuhr, klingelte mein Handy erneut.
    »Spreche ich mit Isabel?«
    »Am Apparat. Wer sind Sie?«
    »Martin Snow.«
    »Na endlich.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich will, dass wir uns treffen«, sagte ich.
    »Aber nur, wenn Sie dann nie wieder anrufen.«
    »Ein Treffen, und ich rufe nie wieder an.«
    »Wo?«
    »In der Zentralbibliothek.«
    »In einer Stunde bin ich dort«, sagte er.
    Ich fuhr direkt zur Bibliothek und fand ein Plätzchen in der Historischen Abteilung. Dann versuchte ich, Daniel zu erreichen, aber er war nicht zu Hause. Danach wippte ich dreißigMinuten lang zwanghaft mit dem Fuß. Hin und wieder nahm ich ein Buch in die Hand, doch zum Lesen war ich zu nervös. Und so wippte ich fröhlich weiter, bis Martin Snow eintraf.
    »Das mache ich zum letzten Mal«, sagte er streng.
    »In die Bibliothek gehen? Wie schade. Dabei heißt es immer, Lesen bildet.«
    »Was soll ich hier eigentlich?«, fragte er schroff.
    Mit Charme würde ich dagegen nicht ankommen. »Sie sollen mir nur ein paar Fragen beantworten.«
    »Schießen Sie los.«
    »Ich wurde von einer Person angerufen, die sich als Ihre Mutter ausgegeben hat. Wer war das?«
    »Sind Sie sicher, dass es nicht meine Mutter war?«
    »Ganz sicher.«
    »Dann weiß ich es auch nicht.« Es schien ihn gar nicht zu interessieren. »Nächste Frage.«
    »Wo ist der Toyota Camry abgeblieben, den Greg seinem Onkel abgekauft hat?«
    Martin schluckte. Dann ließ er den Blick über die Bücherreihen schweifen. »Ich glaube, Greg hatte das Auto für einen Freund gekauft.«
    »Für welchen Freund?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was haben Sie mit den hunderttausend Dollar gemacht, die für Ihre Ausbildung bestimmt waren?«
    »Ich habe sieben Jahre studiert, Ms. Spellman. Universitäten sind sehr kostspielig, aber davon werden Sie kaum eine Ahnung haben.«
    Den Seitenhieb quittierte ich mit einem Lächeln. Von meinem Bruder war ich Gemeineres gewohnt, und das schon zum Frühstück.
    »Sie hätten nicht herkommen dürfen. Ihr Freund der Sheriff kann besser lügen als Sie. Zumindest wird er nicht rot. Ich denke, Sie wissen ganz genau, was mit Ihrem Bruder passiert ist. Und ich lasse erst locker, wenn Sie mir die Wahrheit erzählen.«
    Martin stand auf und bemühte sich um einen vernichtenden Blick. »Sie hören von meinem Anwalt.« Dann eilte er zum Ausgang.
    Ich kehrte in Bernies Wohnung zurück. Vor dem Haus parkte Jake Hand – er war wieder einmal eingeschlafen. So gern ich ihn bei meiner Mutter verpfiffen hätte, kam mir seine Pflichtvergessenheit doch sehr gelegen.
    Daniel rief an, als ich gerade ins Bett gehen wollte.
    »Wo steckst du denn,

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