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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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atmen.
    »Sie macht sich große Sorgen. Sie sagt, dass Sie von diesem Fall besessen sind und niemals aufgeben werden.«
    Mom winkte mir durch die Windschutzscheibe zu. Da Sheriff Larson gerade mit dem Rücken zum Fenster saß, stiegsie aus, schlug mein linkes Rücklicht ein und kehrte rasch zu ihrem Auto zurück.
    »Haben Sie das gesehen?«, sagte ich.
    »Was?« Larson drehte sich um.
    Ich deutete auf mein Auto. »Sie hat gerade mein Rücklicht zerdeppert.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Vorhin war es noch ganz.«
    »Wie bedauerlich.«
    »Ich möchte Anzeige erstatten. Wegen Vandalismus.«
    »Sie wollen Ihre Mutter anzeigen?«
    »Wen sonst?«
    »Isabel, natürlich können Sie Anzeige erstatten, doch ohne Zeugen ...«
    » Ich bin Zeugin.«
    »Vielleicht nicht die glaubwürdigste.«
    » Sie sind Zeuge.«
    »Ich habe gar nichts gesehen, Isabel.«
    »Ach? Als Sie vorhin rausgeguckt haben, war mein Rücklicht ganz. Wenn Sie jetzt rausgucken, ist es kaputt. Weit und breit kein Mensch außer meiner Mutter. Was lernt man denn auf der Polizeiakademie? Abgesehen vom Zahnstocherkauen?«
    »Och, so dies und das«, erwiderte der Sheriff, nach wie vor ungerührt.
    Es war klar, dass von ihm nicht die geringste Reaktion zu erwarten war, egal auf welche Frage. Trotzdem wollte ich unsere Unterredung mit einem Knalleffekt beenden: »Ich habe ein Auge auf Sie.«
    Der Knalleffekt wollte sich allerdings nicht recht einstellen.
    Draußen auf dem Parkplatz klopfte ich an Moms Fenster. Sie legte die Zeitung weg, startete den Motor und ließ die Scheibe runter.
    »Isabel! Was machst du denn hier?«, fragte sie im Ton freudiger Überraschung.
    »Das wirst du mir büßen«, sagte ich. Dann stieg ich in mein Auto.
    Für heute nahm ich mir nur noch eines vor – meine Mutter loszuwerden. Ich fuhr zu Petras Salon, ließ das Auto an der übernächsten Ecke stehen und nahm den Hintereingang. Petra ging gerade die Termine für den nächsten Tag durch, wir konnten also offen reden. Doch erst mal musste sie mir ihr Herz ausschütten.
    »Wie ich dieses Tattoo gehasst habe! Ständig die Erinnerung an den schrecklichsten Morgen danach, den ich je erlebt habe.«
    »Das ist bei all deinen Tattoos der Fall«, sagte ich.
    »Und du warst die ganze Zeit dabei! Warum hast du ihn nicht gestoppt? Jetzt muss ich ein Leben lang mit diesem dämlichen Ding auf seiner Schulter klarkommen.«
    »Ein Leben lang?«, fragte ich.
    »Je nachdem, wie lange wir zusammenbleiben. Du hättest ihn daran hindern müssen.«
    »Na ja, es war zu schön, David mal leiden zu sehen.«
    »Er will es sich partout nicht entfernen lassen.«
    »Er hat es doch gerade erst machen lassen.«
    »Siehst du das vielleicht als modernen Racheakt, Izzy?«
    »Nein, mir ist die gute alte Form von Rache lieber. Ich habe David nicht davon abgehalten, weil 1.) Mom ausflippen wird, wenn sie das sieht, und weil es 2.) zeigt, wie sehr er dich liebt. Das hätte er dir auch einfach sagen können, aber es klingt ja immer ein bisschen abgedroschen. Und ich dachte, wenn du Puff auf seinem Arm entdeckst, wüsstest du, wie ernst er es meint.«
    So schnell wollte sich Petra nicht besänftigen lassen. Dieses Tattoo war ihr wirklich gründlich verleidet. Da sie aber wusste, dass ich recht hatte, wechselten wir das Thema.
    »Wirst du immer noch von deiner Mutter beschattet?«
    »Pausenlos. Ich brauche dein Auto.«
    »Ich hab’s aber schon verliehen.«
    »An wen?«
    »David.«
    »Warum?«
    »Weil dein Vater mit Davids Auto unterwegs ist.«
    »Warum?«
    »Weil an seinem Auto sämtliche Scheinwerfer eingeschlagen wurden. Und zwar von dir.«
    Petras Salon verließ ich durch die Vordertür, mit einer blonden Perücke angetan und einer viel zu großen Armeejacke, die ich aus den Fundsachen geklaubt hatte. Genauso gut hätte ich mir eine Zielscheibe an den Rücken nageln können. Meine Mutter konnte man nicht abschütteln. Während ich mein Auto ansteuerte, nahm sie mich wieder ins Visier. Solange mir kein Geniestreich glückte, konnte ich höchstens ihre Ausdauer auf eine harte Probe stellen. Und wenn ich schon testete, wie lange Mom ohne Schlaf auskam, würde ich mir als Erstes ein Nickerchen gönnen. Ich wollte ohnehin bei Daniel in der Praxis vorbeischauen, und dort hatte ich in letzter Zeit am besten geschlafen.
    Mrs. Sanchez, die treue Seele, schien alles andere als erfreut, mich zu sehen. Allerdings war sie froh, dass ich nicht das Wartezimmer, sondern gleich einen leeren Behandlungsraum okkupieren wollte. Dann ließ sie

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