Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
drauf, und zu sehen, wie jemand in meinem Kram herumwühlte, machte es wirklich nicht besser.
»Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mir deine Fotoalben geholt habe. Unsere Mütter führen anscheinend gerade ein Gespräch von Frau zu Frau, und da ist mir langweilig geworden. Ich bin wirklich froh, dass du wieder da bist.«
Ein aufrichtiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr gegenüber so gereizt gewesen war. Schließlich war ihr Vater ein Mistkerl, und ihre Mutter gab sich nicht gerade Mühe, sie zu trösten. Stattdessen erzählte sie jedem im Haus immer wieder dieselben Geschichten, wie eine kaputte Schallplatte. Mein Mitleid für Lanas Situation siegte schließlich über meine Gereiztheit, und ich setzte mich zu ihr.
»Sorry, dass ich dich so lange mit ihnen allein gelassen habe. Ich bin schließlich doch länger bei Sawyer rumgehangen, als ich vorhatte.«
Das stimmte zwar nicht so ganz, aber mehr musste sie nicht wissen. Ein verträumtes Lächeln erhellte ihr Gesicht, und sie sah wieder auf das Album auf ihrem Schoß. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte, dass sie die Seite mit dem Foto von Sawyer am Strand aufgeschlagen hatte. Auf seiner braun gebrannten Brust glitzerte das Wasser, und er hatte das alberne Grinsen im Gesicht, das mich irgendwie immer an unsere Kindheit erinnerte.
»Du hast so ein Glück, Ash. Sawyer muss der schönste Mann der Welt sein. Ich weiß noch, dass ich als Kind so gern an deiner Stelle gewesen wäre, weil du die ganze Zeit mit ihm und seinem Cousin spielen durftest. Selbst damals war Sawyer schon so galant und ansehnlich.«
Galant und ansehnlich?! Wer, bitte schön, benutzte solche Ausdrücke, um einen Jungen zu beschreiben? Meine Mom vielleicht. Ich schüttelte den Kopf und ließ mich aufs Bett plumpsen.
»Ach, auch mit ihm gibt es manchmal Probleme«, antwortete ich und war dann über mich selbst entsetzt. Zum ersten Mal in meinem Leben gab ich zu, dass Sawyer Vincent auch seine Schwachstellen hatte. Lana hob fragend die Augenbrauen.
»Tja, niemand ist perfekt, Lana.«
Sie schien einen Augenblick darüber nachzudenken und wandte sich dann wieder dem Album zu.
»Wahrscheinlich stimmt das. Früher dachte ich mal, mein Daddy wäre es …« Sie verstummte. Sie klang so traurig, dass ich wieder Mitleid mit ihr bekam. Ich wusste nicht, ob sie sich aussprechen oder das Ganze lieber vergessen wollte. Da ihre Mutter sich permanent den Mund darüber fusselig redete, wollte sie wohl lieber nicht mehr darüber nachdenken.
»Dieser andere Cousin – wie heißt der noch mal? Bill … oder Ben?«
»Beau«, antwortete ich und war gespannt, was sie über ihn sagen würde.
»Stimmt. Ich kann mich dran erinnern, wie Beau mich mal an den Maschendrahtzaun gefesselt hat – da, wo Sawyers Daddy seine Jagdhunde hält. Ich hatte wirklich Angst so nah am Tor. Ich weiß noch, dass ich dachte, diese knurrenden Viecher würden mir durch den Zaun hindurch die Hand abbeißen.«
Ich kicherte bei der Erinnerung, und Lana fuhr herum und funkelte mich böse an.
»Das ist überhaupt nicht komisch! Du weißt, dass ich eine Heidenangst vor Hunden habe. Und dass dieser schreckliche Junge mich gezwungen hat, immer wieder so hoch ich konnte ›Ich bin eine kleine Teekanne‹ zu singen. Und jedes Mal hat er gesagt, dass ich es noch höher singen solle, wenn ich freigelassen werden möchte. Je lauter ich aber wurde, desto aggressiver wurden die Hunde. Es war furchtbar.«
Sie hielt inne, und ein kleines Lächeln verdrängte ihre finstere Miene.
»Ja, und dann kam Sawyer vorbei, hat Beau ausgeschimpft und mich losgemacht. Ungefähr da bist du wie aus dem Nichts aufgetaucht und hast irgendeine lahme Ausrede gebracht, dass du Beaus Hilfe bei irgendetwas bräuchtest oder so. Was für ein Zufall. Dann seid ihr zwei kichernd davongerannt … Und Sawyer hat nur den Kopf geschüttelt, als ihr so abgedampft seid, und sich für seinen Cousin entschuldigt. Er war so süß.«
Diesen Streich hatte ich ganz vergessen. Wir hatten so viele Sachen angestellt, dass ich mich unmöglich an alle erinnern konnte. Aber jetzt, wo Lana das wieder erzählte, musste ich darüber lachen. Richtig, ich hatte mich gleich in der Nähe hinter der großen alten Eiche versteckt. Beau hatte mir eingeschärft, ich solle mich schön außer Sichtweite halten, falls Sawyer dazukommen sollte. Ich musste mir die Faust in den Mund schieben, um nicht laut herauszuplatzen, als Lana so laut
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