Live!
ist, ob dieses Geheimnis mit Jannelis’ Selbstmord zu tun hat.
Scheinbar hat Sotiropoulos meine Gedanken erraten, denn er erläutert: »Jannelis hat sich jedenfalls nicht öffentlich umgebracht. Er hat sich am Lüsterhaken in seiner Wohnung erhängt. Drei Tage hing er dort, bis das ganze Wohnhaus stank. Dann haben die Nachbarn die Polizei gerufen, und man hat die Tür aufgebrochen.«
Nun gut, aber das wirft meine Hypothese noch nicht über den Haufen. Möglicherweise hat alles mit Jannelis’ privatem Selbstmord angefangen, und danach wurden die Spielregeln geändert, und die anderen sind zu öffentlichen Selbstmorden übergegangen. Die Erklärung ist stichhaltig, wenn man bedenkt, daß die drei anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren, während Jannelis gerade mal einer Handvoll Widerständlern ein Begriff war.
»Wissen Sie, ob Jannelis Kinder hatte?«
»Keine Ahnung.« Er hält inne und blickt mich an. »Was von all dem kann ich an die Öffentlichkeit bringen?«
Anstatt ihn zurechtzustutzen, denke ich allen Ernstes darüber nach. Was könnte es uns bringen, wenn er mit einem kleinen Teil dessen, was ich herausgefunden habe, auf Sendung geht? Mit Jannelis und seinem Selbstmord beispielsweise. Es könnte Logaras alarmieren, daß ich in Jannelis’ Selbstmord den Ursprung des Falles vermute, und ihn zu einer Reaktion zwingen: mir entweder noch weiteres Material zuzuspielen oder irgendwann seine sichere Deckung zu verlassen und einen Fehltritt zu begehen.
»Sie können über die Gruppierung Che berichten und die Frage aufwerfen, was Jannelis’ Selbstmord mit den jüngsten Freitoden zu tun haben könnte.«
Sein Gesicht leuchtet auf. »Endlich geht’s los! Ich bin schon unterwegs!« ruft er und stürmt aus meinem Büro.
Ich teile seinen Überschwang zwar nicht, aber es ist nicht auszuschließen, daß der Trick wirkt. Ich rufe meine Assistenten zum Rapport, um zu erfahren, ob die Ermittlungen irgendein Ergebnis zutage gefördert haben. Mein gestriger indirekter Rüffel zeigt Wirkung, denn sie haben ritterliche Umgangsformen angenommen. Höflich lassen sie Koula den Vortritt. Alle drei nehmen im Halbkreis um mich Platz und warten ab.
»Neuigkeiten?«
»Von Ches T-Shirts leider noch keine«, macht Vlassopoulos den Anfang. »Die sind Dutzendware, aber der Hersteller entgeht uns nicht. In ein bis zwei Tagen höchstens haben wir ihn.«
Ich beschließe, mir Koula bis zum Schluß aufzuheben, weil ich ein Masochist bin und meine Anspannung bis zuletzt auskosten möchte. Ich wende mich also an Dermitsakis.
»Hast du etwas über die drei Personen, deren Namen ich dir gegeben hatte, herausgefunden?«
»Was Stelios Dimou betrifft, noch nichts. Anestis Tellopoulos ist nach der Diktatur zum Studium ins Ausland gegangen und hat sich in Kanada niedergelassen, wo er heute Universitätsprofessor ist. Das hat mir seine Mutter erzählt, die auf Serifos lebt. Vassos Sikas ist vor zwei Jahren gestorben.«
»Und wie?«
Sie bemerken meine Beklommenheit und blicken mich verwundert an. Nur Koula bleibt ungerührt, da sie die Ursache dafür kennt.
»Herzinfarkt am Steuer seines Wagens«, sagt Dermitsakis.
»Gut. Sieh zu, daß du mir auch zu Dimou Auskunft geben kannst.« Dann wende ich mich Koula zu.
Sie hält einen großen Terminkalender in der Hand und schlägt ihn auf. »Koralia Jannelis Vater heißt Athanassios. Der Name der Mutter lautet Vassiliki.«
»Weitere Daten?«
»Sie wurde 1955 in Bogota, Kolumbien, geboren. Athanassios Jannelis hat zwischen 1953 und 1962 in Kolumbien gelebt, später in La Paz, Bolivien. 1964 wurde er repatriiert.«
Das war’s, sage ich mir. Es besteht kein Zweifel mehr, daß Koralia Janneli Thanos Jannelis’ Tochter ist.
»Es gibt noch einen Sohn«, fügt Koula hinzu. »Kimon Jannelis, geboren 1958, ebenfalls in Bogota. Er hat Griechenland 1978 verlassen und ist nicht mehr zurückgekehrt. Sein Aufenthaltsort ist derzeit unbekannt.«
»Und die Mutter?«
»Vassiliki Janneli, geborene Papajannidi, aus Nigrita im Bezirk Serres. Sie ist 1935 geboren und 1970 gestorben.«
»Finden Sie heraus, ob es eine Biographie oder irgendein anderes Buch über Jannelis gibt.« Dann wende ich mich Vlassopoulos zu. »Ich brauche unbedingt den Hersteller der T-Shirts. Und ich will wissen, was mit Stelios Dimou passiert ist«, ergänze ich in Dermitsakis’ Richtung.
Nach ihrem Abgang rufe ich Gikas an und informiere ihn darüber, daß wir zweifelsfrei festgestellt haben, daß es sich bei
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