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Live!

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Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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ihren Augen. »Koralia Janneli von der BALKAN PROSPECT «, stammelt sie mühsam.
    »Genau. Ich möchte, daß Sie nach einem gewissen Athanassios oder Thanos Jannelis suchen. Er muß mittlerweile verstorben sein, wäre heute aber Ende Siebzig. Vergleichen Sie seine Lebensdaten mit denen von Koralia Janneli. Was mich interessiert, ist: Sind die beiden verwandt und wenn ja, wie. Sie haben die Janneli kennengelernt, Sie haben mit ihr gesprochen und können einschätzen, wonach Sie suchen müssen.«
    Letzteres hebe ich mit Absicht hervor, um den anderen beiden zu verstehen zu geben, daß Koula stärker als sie in die Ermittlungen eingebunden ist und sie aufhören sollen, sie wie eine dumme Tussi zu behandeln. Anscheinend hat das auch Koula so verstanden, denn ich sehe, wie sie lächelt.
    »Noch etwas. Gehen Sie in die fünfte Etage hoch und sagen Sie dem Kriminaldirektor, daß ich ihn und Stellas von der Antiterrorabteilung wegen der Selbstmorde sprechen muß, und zwar so schnell wie möglich. Es ist dringend.«
    Die beiden lassen Koula den Vortritt und gehen hinaus, während ich die Zellophanhülle aufreiße und in mein Croissant beiße. Ich habe zwar Koula vorsorglich angemotzt, aber zweifelsohne bekräftigen das Croissant und der Kaffee meine langersehnte Rückkehr zur täglichen Routine. Ich trinke einen Schluck vom erkalteten Mokka und will schon aufstehen, um mir einen frischen aus der Cafeteria zu holen, lasse mich aber wieder auf meinen Stuhl fallen. Egal, denke ich. In der Dienststelle trinke ich ihn doch fast immer kalt. Adriani hat mich in der Genesungsphase ganz schön verzogen.
    Sobald ich den letzten Schluck getrunken habe, läutet das Telefon, und Koula vermeldet, Gikas erwarte mich. Der Fahrstuhl läßt mich an die zehn Minuten schmoren, offenbar um mir den Wind aus den Segeln zu nehmen und jede Aussicht auf positive Veränderungen zu rauben.
    Ich betrete den Vorraum und finde Koula an ihrem Schreibtisch vor, wo sie versucht, Ordnung in den Papierwust zu bringen.
    »Was machen Sie da?« frage ich.
    »Er hat mich ersucht, kurz seine Papiere zu sichten, weil er in diesem Chaos nicht mehr weiß, wo hinten und vorne ist.« Sie atmet tief durch und fügt hinzu: »Es ist zum Verzweifeln.«
    »Quälen Sie sich nicht unnötig. Bis zur endgültigen Aufklärung wird er Sie von dem Fall nicht abziehen, das habe ich mit ihm so abgemacht.«
    »Ich meine, danach wird es zum Verzweifeln sein. Ich werde mindestens zwei Monate brauchen, um hier wieder Ordnung zu schaffen.«
    Gikas, wie er leibt und lebt. Sobald man ihm den kleinen Finger gibt, nimmt er die ganze Hand. Dabei brennt uns der Fall unter den Nägeln, und solch einen luxuriösen Ordnungsfimmel können wir uns jetzt nicht leisten.
    Ich ertappe ihn gerade dabei, wie er eine Werbebroschüre des Arbeiterwohnbauvereins für die Wohnungen im Olympischen Dorf studiert, die nach den Olympischen Spielen verlost werden sollen. Ich weiß nicht, ob er die Bewerbungsvoraussetzungen erfüllt, aber ich bin sicher, daß er eine Wohnung erster Güte ergattern würde, sollte er an der Verlosung teilnehmen.
    »Was ist denn passiert?« fragt er, während er den Prospekt zusammenfaltet und in seine Schreibtischschublade steckt. »Tut sich was? Und wieso Stellas?«
    Ich liefere ihm einen detaillierten Bericht ab: über das T-Shirt, das Lied und alles, was ich von Sissis erfahren habe, natürlich ohne dessen Identität zu lüften oder die von ihm weitergegebenen Namen zu nennen.
    »Mit anderen Worten, wir sind ein Stück weitergekommen«, meint er am Ende des Berichts zufrieden.
    »Kommt darauf an. Möglicherweise ja, vielleicht aber auch nicht.«
    Wir kennen uns lange genug, so daß er weiß, was er von meinen Reaktionen zu halten hat. »Was beunruhigt Sie denn?« fragt er.
    »Wir kommen nicht von selbst vorwärts, Logaras spielt uns die Erkenntnisse zu. Das beunruhigt mich. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich ein Stück vorankomme oder ob er mir Fallen stellt, in die ich hineintappe.«
    »Beim Minister haben Sie noch gemeint, Sie würden es sich wünschen, daß er Kontakt mit Ihnen aufnimmt.«
    »Ja. In der Hoffnung, daß ich etwas entdecke, das von ihm nicht vorhergesehen, nicht geplant war, und dadurch einen Anhaltspunkt erhalte. Darauf setze ich meine Hoffnungen, wenn ich seinen Vorgaben folge.«
    Das Gespräch wird durch das Eintreffen des stellvertretenden Leiters der Antiterrorabteilung, Stellas, unterbrochen. Er nimmt mir gegenüber Platz und blickt uns in hierarchischer

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