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Live!

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Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Irgendwelche Beschwerden?« fragt Efkarpidis, der Stationsarzt der Ersten Chirurgischen Klinik.
    »Nein, nein, Herr Doktor«, fällt mein Regierungssprecher ein. »Gott sei Dank sind wir wohlauf, wir wollten uns nur für alle Fälle nochmals durchchecken lassen.«
    Seit dem ersten Tag im Krankenhaus hat sie dieses ›Wir‹ eingeführt, als wären wir beide gemeinschaftlich verwundet worden. Ich mache den Oberkörper frei und nehme auf der Liege Platz. Efkarpidis wirft einen oberflächlichen Blick auf mich, die Narbe faßt er nicht einmal an. »Sie sind voll auf der Höhe«, meint er zufrieden. »Und die Befunde sind sehr gut. Die Werte der Leukozyten haben sich normalisiert, die der Blutplättchen ebenso. Das war’s dann, Sie müssen nicht mehr kommen.«
    »Kostas, wollen wir bei der Gelegenheit nicht auch gleich ein EKG machen lassen?« schmeichelt Adriani, als wir auf den Flur hinaustreten.
    Ich weiß, worauf sie hinauswill. Da sie aus der Wunde kein Kapital mehr schlagen kann, versucht sie es mit dem EKG . Ich bin drauf und dran, ihr ein knappes Nein entgegenzuschleudern, doch Fanis’ Lachen hält mich davon ab.
    »Wenn du schon die anderen Untersuchungen gemacht hast, kann ein EKG auch nichts schaden«, meint er.
    Ich begnüge mich mit einem zustimmenden Schweigen, weil ich dem Freund meiner Tochter keinen Wunsch abschlagen kann.
    Wir treten zusammen mit zwei Krankenschwestern in den Fahrstuhl, um zur Kardiologie zu fahren. Sie wirken aufgeregt und sprechen mit erhobener Stimme.
    »Und das stimmt?« fragt die eine die andere.
    »Sie haben es im Radio gesagt.«
    Die erste bekreuzigt sich. »Gütiger Gott! Die Welt ist aus den Fugen geraten.«
    Wir steigen in der zweiten Etage aus, und so erfahre ich nicht, was im Radio gesagt wurde. Daß die Welt aus den Fugen geraten ist, muß man mir nicht erst sagen. Das weiß ich längst.
    »Dein Herz arbeitet einwandfrei«, sagt Fanis zufrieden, den Blick auf das EKG gerichtet. »Wie kommst du mit den Medikamenten zurecht?«
    »Das Frumil ist ausgegangen, Fanis. Und verschreibe ihm doch auch noch eine Schachtel Pensordil, für alle Fälle«, meint Adriani, die – ganz wie ein Magazinverwalter – den perfekten Überblick über meine Medikamentenbestände hat.
    »Stellen Sie dem Kommissar ein Rezept dafür aus«, sagt Fanis zur Krankenschwester.
    Eine Fünfzigjährige, die auf den anderen Kardiologen wartet, hebt den Kopf und mustert mich neugierig. »Da haben Sie aber Glück, daß Sie heute im Krankenhaus sind«, meint sie. »Ihre Kollegen kommen den Ereignissen gar nicht mehr hinterher.«
    »Welchen Ereignissen?« frage ich verärgert – es nervt mich, wenn mich Unbekannte anquatschen.
    »Haben Sie das noch nicht mitgekriegt? Das von dieser Vereinigung, die behauptet, sie hätte Favieros auf dem Gewissen?«
    »Philipp von Makedonien?«
    »Ja, genau. Die haben gestern abend zwei Kurden getötet. Das kam gerade in den Nachrichten.«
    Ich wende mich sofort an Fanis. »Wo gibt es hier einen Fernseher?«
    »In der Cafeteria.«
    »Wieso hast du es denn so eilig?« fährt Adriani dazwischen. »Das zeigen sie sowieso die ganze nächste Woche lang.«
    Sie hat recht, aber ich bin nicht mehr zu halten. Die Cafeteria liegt unter Kiefern, mitten in einer kleinen Parkanlage, und ist gerammelt voll. Patienten in Schlafanzügen, Patientinnen in Nachthemden, Begleitpersonen, junge Ärzte und Krankenschwestern drängen sich um die Tischchen und an den Wänden und verfolgen die Nachrichtensondersendung. Ich treffe ein, als vermutlich etwa die Hälfte des Bekennerschreibens bereits über den Bildschirm geflimmert ist.
    »… Da einige unser Schreiben zu Favieros’ Selbstmord nicht ernstgenommen haben, waren wir gezwungen, gestern abend zwei ausländische Arbeitskräfte hinzurichten, die auf einer von Favieros’ Baustellen im Einsatz waren. Damit wollen wir deutlich machen, daß wir nicht scherzen. Wir rufen alle dazu auf, sich zu besinnen und das, was wir sagen, für bare Münze zu nehmen. Für alles Weitere liegt die Verantwortung bei den zuständigen Behörden.«
    Das Bekennerschreiben ist zu Ende. Der Kameramann geht nun ein paar schmale Stufen hinab und betritt eine kleine Souterrainwohnung, mit zwei Sofas an den beiden gegenüberliegenden Wänden und einem Resopaltisch mit zwei Plastikstühlen in der Mitte. Ein weißes Laken wurde über die beiden Leichen auf den Sofas gebreitet.
    »Die Opfer, meine Damen und Herren, sind zwei Kurden, die hier wohnhaft waren, in der Frearion-Straße

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