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Live!

Live!

Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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mancherlei über die Geschäfte dieses Offshore-Unternehmens.«
    »Hat sich Samanis gar nicht geziert?«
    »Ich war gar nicht bei Samanis.«
    »Bei wem denn? Bei der Lefaki?«
    Sie blickt mich mit einem listigen Lächeln an. »Mein Vater hat immer gesagt: Gleich und gleich gesellt sich gern.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Daß ich mit der Lefaki oder mit Samanis nicht auf derselben Stufe stehe. Also habe ich mit jemandem gesprochen, der mir gleichwertig ist.«
    »Und wer war das?«
    »Aristopoulos. Der junge Mann, der uns in Samanis’ Büro geführt hat. Erinnern Sie sich?«
    »Vage. Aber wußte er denn über das Offshore-Unternehmen Bescheid?«
    »Herr Charitos, Aristopoulos ist so scharf darauf aufzusteigen, daß er genau dasselbe tut wie schon in der Schule. Er lernt seine Lektion auswendig, um eine gute Note zu bekommen. Auch in diesem Fall hat er die Geschichte von Favieros’ Firmen auswendig gelernt, um befördert zu werden. Er hat mich auf einen Kaffee eingeladen und mir alles erzählt.«
    »Was denn genau?«
    »Einen Moment, ich habe es am Computer notiert, damit ich es nicht vergesse.«
    Sie geht zum Rechner, drückt auf mehrere Tasten und beginnt zu lesen. »Favieros’ Offshore-Unternehmen hat mit Grundstücken zu tun.«
    »Noch eine Baufirma also?«
    »Nein, es ist eine Immobilienfirma. Sie heißt …« Sie buchstabiert den englischen Namen in etwa so mühsam, wie ich selbst es getan hätte. » BALKAN PROSPECT , REAL ESTATE AGENTS . Sie haben Maklerbüros in ganz Griechenland, aber auch auf dem Balkan.«
    »Und was verkaufen sie?«
    »Bauland, Grundstücke, Eigentumswohnungen …« Sie hält inne und blickt mich an. »Finden Sie das nicht seltsam?«
    »Was?«
    »Daß Favieros seine Immobilienfirma in ein Offshore-Unternehmen verwandelt? Ilias jedenfalls konnte mir nichts dazu sagen.«
    »Welcher Ilias denn?«
    »Aristopoulos.«
    »Aha, so weit sind wir schon?« necke ich sie.
    »Nichts im Leben geschieht ohne Gegenleistung«, meint sie achselzuckend. Ich weiß. Nur ich renne mir den Schädel ein, weil ich den Unnahbaren spiele. »Er wollte mit mir ausgehen«, ergänzt Koula verschmitzt.
    »Und haben Sie eingewilligt?«
    »Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn anrufen.« Sie lacht auf. »Sie wissen ja, wie so etwas läuft. Zuerst vereinbart man, sich zu melden. Doch schließlich vergißt man es und erinnert sich erst dann wieder an die Telefonnummer, wenn einem der andere noch mal eine Gefälligkeit erweisen könnte.«
    »Ich will Ihnen sagen, warum er die Firma als Offshore-Unternehmen betreibt, wenn es Ihnen Ilias schon nicht erklären konnte«, meine ich, um mich mit einer Lektion meinerseits zu revanchieren. »Weil seine Anwälte und Buchhalter herausgefunden haben, daß es Vorteile bringt, wenn er sie offshore betreibt. Möglicherweise niedrigere Steuern, mit Sicherheit weniger Kontrollen und weiß der Geier was noch. Hat dieses Unternehmen auch eine Vertretung hier in Athen?«
    »Jawohl.« Sie zieht erneut den Rechner zu Rate. »Sie liegt in der Ejialias-Straße 54, in Paradissos Amaroussiou. Geschäftsführerin ist eine gewisse Koralia Janneli.«
    »Dann sehen wir mal, was uns diese Janneli zu sagen hat.«
    Das rede ich so dahin, obwohl mir klar ist, daß sie mir kaum etwas sagen wird. Die Leiterin einer Immobilienfirma wird mir bestenfalls Auskunft geben können, in welchen Athener Stadtteilen die Grundstückspreise gestiegen oder gefallen sind. Was aber sollte sie zu Favieros’ Selbstmord sagen können? Wenn er sich wenigstens aus einer Dachgeschoßwohnung in die Tiefe gestürzt hätte! Aber er hat seinen Selbstmord im Fernsehen inszeniert, was also sollte man im Immobilienunternehmen darüber wissen? Im Grunde sieht es zappenduster aus, aber da ich mir selbst diese kleine hoffnungsfrohe Gnadenfrist verschafft habe, bin ich fest entschlossen, mein Glück zu versuchen.
    Adriani holt uns an der Eingangstür ein. »Warten Sie, nehmen Sie doch Ihr Stück Moussaka mit«, meint sie zu Koula. »Sie haben es verdient, wir haben es doch gemeinsam zubereitet.«
    Koula blickt mich verlegen an. »Gehen Sie schon mit Ihrem Schälchen«, sage ich. »Ich brauche Sie nicht weiter. Wir sehen uns morgen früh.«
    Der Mirafiori ist auf dem Souliou-Platz abgestellt. Sowie ich in den Vassilissis-Sofias-Boulevard einbiege, wird mir klar, daß ich bis nach Sonnenuntergang hätte warten sollen, bevor ich mich auf die Straße wage. Die Fenster stehen offen, und die Hitze strömt in den Wagen, während die Sonne direkt

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