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Live!

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Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Privatsekretärin sprechen. Kriegen Sie soviel wie möglich über dieses Offshore-Unternehmen heraus: wo es registriert ist –«
    »Alles klar, Sie brauchen gar nicht weiterzureden«, meint sie gelassen.
    »Wenn man Ihnen Schwierigkeiten macht, sagen Sie, Sie kämen von Gikas. Das habe ich mit ihm so abgesprochen.«
    »Das wird nicht nötig sein. Wo haben Sie all das über das Offshore-Unternehmen her?«
    Ich hebe Favieros’ Biographie vom Boden auf und reiche sie ihr. Sie liest den Titel und pfeift anerkennend. »Ein wahrer Schnellschuß«, meint sie beeindruckt. »Die haben nicht einmal die üblichen vierzig Tage abgewartet.«
    Mich erheitert der Gedanke, daß sie die Herausgabe von Favieros’ Biographie mit der Lesung seiner Seelenmesse verknüpft. »Wollen Sie sie durchsehen?«
    Sie blickt mich schockiert an. »Um Himmels willen! Ich kutschiere Sie gern vierundzwanzig Stunden am Tag in Ihrem Wagen herum, aber zwingen Sie mich bloß nicht, dicke Wälzer zu lesen!«
    Ich sehe in der Titelei nach und finde heraus, daß der Verlag SARANTIDIS in der Solomou-Straße in Exarchia residiert. Wir gehen zusammen vors Haus, wo Koulas Mofa steht. Sie zurrt den Sturzhelm fest und gibt dann Gas, während ich zur Ifikratous-Straße weitergehe, um den Trolleybus zum Omonia-Platz zu nehmen.
    Heute ist der erste richtige Sommertag, eine vorzeitige Hitzewelle ist hereingebrochen. Kein Blatt regt sich, und bereits um zehn Uhr morgens steht die Hitze. Bei jedem Schritt erhöht sich die Abgasdosis, die man einatmen muß. Der Trolleybus gehört zur alten Garde, zu den gelben ohne Klimaanlage. Auf dem Sitz vor mir sitzt eine Dicke, die sich mit einem chinesischen Fächer ohne Unterlaß Luft zufächelt. Ich weiß nicht, ob ihr das Kühlung verschafft, mir jedenfalls steigt dadurch ihr Schweißgeruch in die Nase. Als wir endlich am Omonia-Platz ankommen, steht für mich fest, daß das der letzte Ausflug ohne den Mirafiori war.
    Der Verlag SARANTIDIS befindet sich in der ersten Etage eines dreistöckigen Gebäudes ohne Fahrstuhl. Die grüngestrichene, eiserne Eingangstür ist verschlossen. Ich läute und trete in einen großen Raum, der eher an eine Lagerhalle als an ein Arbeitszimmer erinnert. Ein alter Holztresen dient als Schreibtisch, davor stehen drei Stühle. Die Wände ringsum sind voll von Regalen, Stellagen und Ablagen, die von Büchern überquellen. Ein schmaler Pfad führt von der Tür zum Tresen. Der übrige Raum ist mit Paketen und Exemplaren von Favieros’ Biographie vollgestopft. Auf dem Stuhl hinter dem Tresen sitzt ein bärtiger junger Mann mit schulterlangem Haar. Er ist einer von der Sorte, die wir nach dem Aufstand im Polytechnikum sozusagen prophylaktisch jederzeit aufgriffen und schnurstracks zum Polizeipräsidium schleiften. Er hat seinen Blick auf den Computerbildschirm gerichtet und tippt.
    »Ist das hier der Verlag SARANTIDIS ?« frage ich.
    Er wartet, bis sein Drucker angesprungen ist, und antwortet dann mit einem knappen: »Der Verlag bin ich.«
    Ich hebe ein Exemplar der Biographie von einem Stapel hoch und halte es ihm hin. »Wo kann ich diesen Logaras finden?«
    »Wieso? Wollen Sie ein Autogramm?« ist seine ironische Antwort.
    »Nein. Ich möchte ihm ein paar Fragen stellen. Kommissar Charitos.«
    Sein Gesichtsausdruck wandelt sich von ironisch zu säuerlich, sobald er hört, daß ich Polizist bin. »Keine Ahnung, wo Sie ihn finden können«, erklärt er. »Ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen.«
    »Und wie ist Favieros’ Biographie in Ihre Hände gelangt?«
    »Per Post. Dem Manuskript lag ein Brief bei, in dem stand: Wenn mich der Text interessiere, würde er wegen der Details und dem Publikationszeitpunkt mit mir Kontakt aufnehmen.«
    »Wann war das?«
    »Vor etwa drei Monaten.«
    »Hatte das Schreiben keinen Briefkopf?«
    »Weder Adresse noch Telefon, noch Handynummer, rein gar nichts. Anfangs habe ich nichts darauf gegeben. Wissen Sie, selbst ein so kleiner Verlag wie meiner bekommt ein bis zwei Manuskripte in der Woche zugeschickt. Ich komme kaum dazu, sie zu lesen. Ich habe es also beiseite gelegt, um es mir irgendwann einmal bei Gelegenheit anzusehen. Etwa anderthalb Monate später traf noch ein Schreiben ein, in dem er mir erklärte, wenn ich die Rechte erwerben wollte, müßte ich jetzt den Vertrag unterzeichnen. Notgedrungen habe ich es dann in einer Nacht durchgelesen und mich entschlossen, es herauszubringen.«
    »Was hat Sie daran gereizt?« frage ich, denn das würde ich wirklich gerne

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