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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Pistols, aber das reichte einfach nicht.
    Ja, wir hatten gute Songs. Außerdem waren sie unsere Songs, keine Coverversionen alter Songs, wie sie die Pistols hauptsächlich spielten, und wir brachten unsere Sachen richtig gut. Und ja, das war alles sehr wichtig. Aber wenn wir etwas Besonderes sein wollten, wenn wir eine Band von Bedeutung sein wollten, brauchten wir mehr.
    Es war nicht die Musik, sondern die Haltung.
    Die Energie.
    Das Chaos.
    Doch als wir später in der Nacht nach Hause gingen und Curtis wie ein Irrer über alles plapperte, was wir gerade gesehen und gehört hatten, und mir wieder und wieder erklärte, dass das die Zukunft sei, dass es das sei, wohin sich die Dinge entwickelten, und es das sei, wie Naked sein müsse … da fing ich bereits an, meine Zweifel zu kriegen.
    Wollte ich wirklich, dass Naked so wurde?
    Wollte ich wirklich, dass Curtis so wurde?
    Wollte ich wirklich, dass ich so wurde?
    Ich wünschte, ich hätte es gewusst.

5
    Viele Leute haben seither behauptet, sie wären in jener Nacht im St. Martin’s College dabei gewesen, und viele berühmte Namen haben erklärt, dieser erste Auftritt der Sex Pistols hätte sie dazu gebracht, eine eigene Band zu gründen oder die, in der sie waren, aufzulösen und neu anzufangen. Und auch wenn ich glaube, dass zumindest einige dieser Behauptungen nicht stimmen – schon allein deshalb, weil meiner Erinnerung nach in der Nacht gar nicht so viele Leute da waren –, war das Konzert wirklich ein bahnbrechendes Ereignis in der Geschichte des Rock ’n’ Roll. Es machte den Leuten klar, dass du kein Genie sein musst, um in einer Band zu spielen, keinen Gesangsunterricht brauchst, um zu singen, und kein göttlicher Gitarrenheld sein musst, um Gitarre zu spielen … du musst nur ein paar Akkorde lernen, dir ein Mikro schnappen und ein bisschen Lärm machen.
    Ganz einfach.
    Es veränderte das Leben der Leute.
    Auf jeden Fall veränderte es unser Leben. Curtis, Kenny, Stan und ich … wir waren immer noch dieselbe Band nach dieser Nacht, wir nannten uns immer noch Naked und wir spielten immer noch die gleichen Songs, doch jetzt hatten wir – wie es Curtis nannte – die Zukunft des Rock ’n’ Roll gesehen, und wenn wir dabei sein wollten, mussten wir uns beeilen.
    Bei unserer ersten Probe zwei Tage nach dem Pistols-Auftritt sagte Curtis, wir sollten uns alle hinsetzen, und dann weihte er uns in seine Pläne ein.
    »Okay, hört zu«, sagte er. »Die Band braucht mehr Eier im Sack, okay? Wir müssen alles viel mehr aufheizen … die Musik schneller, lauter, böser machen. Das Ganze verdammt noch mal hochpushen –«
    »Wieso?«, fragte Kenny.
    Curtis funkelte ihn an. »Wieso?«
    »Ja … wieso?«
    »Du warst doch vorgestern Nacht dabei, oder?«
    »Ja, aber ich versteh nicht, was das mit uns zu tun hat.«
    Curtis schüttelte den Kopf. »Scheiße, das ist doch genau der Punkt , Kenny. Wenn wir das nicht hinkriegen, haben wir mit dem, was da draußen abgeht, nichts mehr zu tun.«
    »Na und?«, antwortete Kenny und zuckte die Schultern.
    Curtis sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. » Willst du nicht, dass wir es schaffen?«
    »Doch, schon, aber ich versteh nicht, wieso wir auf einmal anfangen sollen, die Sex Pistols zu kopieren. Die können doch nicht mal richtig spielen.«
    »Wer hat denn was von Kopieren gesagt?«, widersprach Curtis. »Wir sind Naked, oder? Wir sind verdammt noch mal die Besten . Aber die Dinge verändern sich, begreifst du … es bringt nichts, am besten zu sein. Das ist nicht genug.«
    »Und was verlangst du von uns?«, fragte Kenny. »Dass wir schlecht spielen?«
    Curtis schüttelte wieder den Kopf. »Dass wir einfach härter spielen. Dem Ganzen mehr Energie, mehr Tempo … mehr Haltung geben.« Er sah Stan an. »Verstehst du denn, was ich meine?«
    Stan nickte.
    Curtis wandte sich an mich. »Du musst die Scheiße aus dem verdammten Bass hämmern, klar?«
    »Ja …«
    Er lächelte. »Ich meine, das verdammte Teil so richtig durchprügeln.«
    »Moment«, sagte Kenny. »Das ist mein Bass, vergiss das nicht. Ich will nicht, dass er kaputtgeht.«
    »Heilige Scheiße«, seufzte Curtis.
    »Was ist?«
    »Du bist ja echt so Rock ’n’ Roll, Kenny.«
    »Dir würde doch auch nicht gefallen, wenn jemand deine Gitarre kaputt macht, oder?«
    »Ich sag dir was«, schnauzte Curtis und warf ihm einen herablassenden Blick zu. »Wenn Lili deinen Bass zerlegt, kauf ich dir einen neuen, okay?«
    »Okay … und woher willst du das Geld

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