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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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denen die meisten getrunken hatten, bekam ich natürlich besonders viel Aufmerksamkeit. Denn ich war ein Mädchen von gerade mal sechzehn; außerdem hatte mich Curtis überredet, mich ein bisschen aufzustylen, weshalb ich mir aus der riesigen Garderobe meiner Mutter ein weißes Spitzenkleid ausgeborgt hatte und es mit einer blau-weiß gestreiften Strumpfhose und leuchtend roten Doc Martens kombiniert hatte; dazu trug ich eine halbe Tonne Make-up im Gesicht. Manches, was abging, war ja okay – junge Männer, die sich Mühe gaben, mich nicht offen anzustarren, andere, die einfach scheu lächelten. Aber oft waren es durch und durch anzügliche Blicke, die mich wirklich verstörten, zusammen mit der Art von Bemerkungen, die man in einem Pub voller Männer eben erwartet – Sprüche wie »Zeig uns doch mal deine Titten, Süße« oder »Hör mal, mein Schatz, wenn du einen starken Kerl an deiner Seite brauchst …«
    Bla, bla, bla.
    Ich versuchte, möglichst cool zu bleiben, aber ich spürte die Wut in mir.
    Deshalb war ich, als wir das ganze Zeug aufgebaut, einen kurzen Soundcheck gemacht hatten und danach zurück in den Umkleideraum gingen, um zu warten, dass die Menge nach oben geschlendert kam, bereits durch ein solches Wechselbad von Gefühlen gegangen, dass es mir für eine ganze Woche langte. Ich war begeistert gewesen, ich war nervös gewesen, ich war wütend gewesen …
    Und jetzt?
    Als ich in dem kalten, fensterlosen Raum saß, mit Curtis, der seine Gitarre stimmte, während ihm eine qualmende Zigarette aus dem Mund hing … und Stan, der Tapestreifen um einen seiner Sticks wickelte … und Jake, der hyperaktiv hin und her lief und seinen Joint wegpaffte … und Kenny, der bloß in der Ecke stand und mit todbleichem Gesicht zu Boden starrte …
    Wie fühlte ich mich da?
    Ich hörte, wie sich der Raum draußen füllte – Stimmen, Gelächter, klirrende Gläser … brummende Erwartung. Ich spürte die Schmetterlinge im Bauch, die Angst vor dem, was ich gleich tun würde, den Rausch der Erregung, die Anspannung, nicht zu wissen, was passieren würde …
    Würde ich das durchstehen?
    Würde ich mich an die Songs erinnern?
    Würde ich alles ruinieren?
    Ich hörte, wie Jake sagte: »Hier«, und als ich aufschaute, sah ich, wie er Curtis etwas rüberreichte, ein kleines Rechteck aus zusammengefaltetem Papier. Curtis öffnete es, schnippte vorsichtig eine Linie weißes Pulver auf den Rückenseiner Hand, um sie dann unter die Nase zu halten und das Pulver durch das eine Loch hochzuziehen.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Nichts …« Curtis schniefte und wischte sich die Nase ab. »Nur ein bisschen Koks … willst du auch was?«
    »Nein, danke.«
    Curtis nickte und schaute in die Runde. »Sonst jemand?«
    Stan schüttelte den Kopf, Kenny schwieg.
    Curtis reichte Jake das Speed zurück.
    Ich sah Curtis an und war ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte ich gehofft, dass ihm der Auftritt selber – der Thrill, der Rausch – genug wäre und dass er ein Mal ohne künstlichen Kick auskommen würde …
    Doch ich sagte nichts.
    Wahrscheinlich wollte ich einfach nicht, dass er glaubte, ich wäre sauer .
    Dann klopfte es kurz an der Tür, und als sie aufflog, brauste der Lärm von draußen herein – eine über uns hereinbrechende Woge von Stimmen. Der Typ, der den Pub leitete, steckte den Kopf herein und fragte: »Seid ihr so weit?«
    Jake und Curtis sagten beide: »Ja.«
    Der Mann nickte. »Dann viel Glück.« Er ging und ließ die Tür offen.
    Ich konnte jetzt draußen die Leute sehen. Es waren ungefähr fünfzig, vielleicht auch sechzig. Einige waren von der Bar unten, aber bei vielen hatte ich das Gefühl, dass sie auf die letzte Minute gekommen waren – jüngere Leute, coolere Leute, solche, die kommen, um eine Band zu hören. Und ganz hinten am Ende des Raums entdeckte ich den abgerissenen Haufen aufgebretzelter und halb nackter Gestalten,die ich alle aus dem Sex kannte: Malcom McLaren, Jordan, Sid Vicious, Siouxsie Sioux …
    Auch die mit dem Hakenkreuzarmband war dabei, die Frau, die Curtis bei dem Sex-Pistols-Auftritt so angegafft hatte. Inzwischen hatte ich herausgefunden, dass sie sich Charlie Brown nannte. Ob das ihr richtiger Name war, wusste ich nicht – und um ehrlich zu sein, es war mir auch egal.
    Ich wollte nur nicht, dass sie da war.
    »Komm schon, Lili«, sagte Curtis zu mir. »Es ist so weit – wir sind dran.«
    Als ich aufstand und ihm und den anderen aus der Umkleide Richtung Bühne folgte, war mir

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