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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hin?
    Ich habe sie das irgendwann mal gefragt. Zu der Zeit hatte sie gerade einen Putzwahn – schrubbte manisch die Wände, putzte die Fenster, polierte die Möbel … und tat das alles wie besessen, ohne zu essen oder zu schlafen oder auch nur einen Augenblick Pause zu machen. Ich hatte ihr gerade eine Suppe gekocht und versuchte, sie zum Trinken zu überreden, als sie von einem Moment auf den andern in Tränen ausbrach und zu Boden sank.
    »Dieses verdammte Haus«, klagte sie. »Verdammt, ich hasse es.«
    »Wieso ziehen wir dann nicht aus, Mum?«, fragte ich. »Mit dem Geld, das du für das Haus kriegst, könnten wir doch was richtig Schönes kaufen, eine kleine Wohnung mitten im Zentrum von London oder so.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann hier nicht weg.«
    »Wieso nicht? Ich meine, wenn du das Haus doch so hasst …?«
    Sie sah mich mit leicht verschwommenem Blick an. »Ich muss für Rafa da sein«, sagte sie, in Gedanken weit weg. »Er kommt bald zurück … ich muss für ihn da sein.«
    Und das ist fürs Erste alles, was man über meine Mutter wissen muss.
    Curtis wollte an dem Abend nach dem Auftritt im Conway Arms nicht nach Hause und wir mussten ja sowieso zu dem besetzten Haus in Seven Sisters zurückfahren, um Jake abzusetzenund ein bisschen was von unserem Equipment auszuladen, deshalb schlug Curtis vor, dass wir über Nacht dort bleiben sollten. Irgendjemand war gerade ausgezogen und das Zimmer stand leer. Wir hatten schon öfter in dem Haus übernachtet, und selbst wenn es mir dort nicht besonders gefiel, hatte ich auch keine richtige Lust auf zu Hause. Meine Mutter hatte gerade mal wieder ständig neue Partner und war außerdem von irgendwelchen neuen Schlankheitspillen abhängig, die sie von ihrem Arzt bekam und die sie tagelang wach hielten. Deshalb wusste ich, wenn ich nach Hause ging, würde sie sicher mit irgendeinem Schwachkopf rummachen, den sie aus dem Pub abgeschleppt hatte – und wenn sie keinen gefunden hatte, was sehr unwahrscheinlich war, würde sie die ganze Nacht aufbleiben und mit mir reden wollen. Und ich war weder für das eine noch für das andere in Stimmung. Also sagte ich Curtis, dass ich über Nacht dableiben würde, und ging, während er weiter den Lieferwagen auslud, zur Telefonzelle auf der anderen Straßenseite, um meine Mutter anzurufen.
    Es war nicht viel mehr als eine Geste und ich wusste, dass sie wahrscheinlich sowieso nicht merkte, ob ich nach Hause kam – und falls doch, würde sie sich keine Sorgen machen. Sie hatte mir schon mal früher gesagt, ich bräuchte nicht erst zu fragen, wenn ich die ganze Nacht wegbleiben wollte.
    »Du bist jetzt sechzehn«, hatte sie mir erklärt. »Fast siebzehn … du bist doch kein Kind mehr.«
    Was mir damals irgendwie gefallen hatte. Aber vor Kurzem hatte ich gemerkt, dass sich ein Teil von mir heimlich nach einer Mutter sehnte, die ein bisschen weniger freizügig, ein bisschen fürsorglicher war – die auf mich aufpasste oder so.
    »Hi, Mum«, sagte ich, als sie ans Telefon ging. »Ich bin’s nur –«
    »Moment mal«, brummelte sie. »Bleib kurz dran …« Ich hörte, wie sie das Mundstück zuhielt und mit jemandem sprach. Dann hörte ich Lachen, ein Husten, das Anstoßen von Gläsern. Musik spielte im Hintergrund – Tumbling Dice von den Rolling Stones. »Lili …?«, sagte Mum. »Bist du’s?«
    »Ja, Mum … sag mal, ist es okay, wenn ich heute Nacht bei Freunden bleibe?«
    »Klar«, brummelte sie. »Klar kannst du das, Schatz …«
    Die Worte kamen gelallt. Sie klang betrunken.
    »Morgen bin ich wieder da«, erklärte ich ihr.
    »Mmmm …«
    »Ist alles okay mit dir, Mum?«, fragte ich.
    »Okay …? Was … ja, ich bin okay. Mir geht’s gut … wie ist es gelaufen?«
    »Wie bitte?«
    »Der Auftritt – wie war’s?«
    »Super. Echt toll.«
    »Gut … gut …« Sie hielt erneut das Mundstück zu, flüsterte jemandem geräuschvoll etwas zu, dann war sie wieder bei mir. »Also, wie ist es heute Abend gelaufen? Euer Auftritt … war’s gut?«
    »Ja … hör zu, Mama, ich muss jetzt Schluss machen, okay?«
    »Okay …«
    »Dann bis morgen.«
    »Ja … bis später, Süße.«
    Ich hängte den Hörer ein.
    Es war dunkel draußen, die High Road lag still in der Nacht. Lichter schimmerten aus den Fenstern des besetztenHauses auf der anderen Straßenseite, und als ich die Tür öffnete und aus der Telefonzelle trat, hörte ich von drüben den dumpf dröhnenden Bass eines Reggae-Songs.
    Einen Moment blieb ich stehen und

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