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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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dass ich auch da war, als sie sich gerade neue Musiker angeguckt haben … aber du weißt doch, was LondonSS für eine Band ist, verdammte Scheiße. Die lassen doch ständig Leute vorspielen. Was anderes machen die doch überhaupt nicht. Ich meine, die haben vielleicht mal gerade zwei Songs, die haben noch keinen einzigen Auftritt gehabt und noch nie länger als zwei Wochen in derselben Besetzung gespielt … Glaubst du wirklich, ich hätte Lust, bei so einer Band vorzuspielen ?«
    Kenny schwieg eine Weile und starrte nur zu Curtis zurück. So wie er ihn ansah, war mir klar, er wusste, dass dies der Moment war … der Moment, in dem er sich entweder gegen Curtis behauptete oder wieder einen Rückzieher machte. Und er wusste, wenn er einen Rückzieher machte, nachdem er Curtis beschuldigt hatte, nicht loyal zur Band zu sein … also, da konnte er einfach nicht mehr klein beigeben.
    »Weißt du was, Curtis?«, sagte er langsam. »Du bist ein elendes Stück Scheiße.«
    Curtis lächelte. »Ja?«
    »Ja.«
    Curtis lächelte ihn eine Weile weiter an, ohne etwas zu sagen, dann drehte er sich mit einem leichten Schulterzucken zu mir um und streckte die Hand aus. Ich saß noch immer mit dem kaputten Bass in meinem Schoß auf dem Boden. »Bist du okay?«, fragte mich Curtis.
    »Ja …«
    Er fasste nach unten, nahm meine Hand und half mir auf die Beine. »Komm, gib sie mir«, sagte er und griff nach dem Bass. Ich nahm den Gurt von der Schulter und ließ zu, dass Curtis mir den Bass abnahm. Während er ihn am Hals festhielt, lächelte er mich ruhig an. »Vielleicht trittst du lieber ein bisschen zurück.«
    »Wie bitte?«
    Er machte eine Kopfbewegung. »Stell dich einfach da rüber.«
    Verwirrt trat ich ein paar Schritte zurück, stellte mich an die Wand und sah zu, wie sich Curtis wieder zu Kenny umdrehte. Er lächelte noch immer, hielt den Bass noch immer am Hals fest, während er einen kurzen Blick auf die kaputte Mechanik warf.
    »Es war ein Unfall, Kenny«, sagte er leise. »Lili hat es nicht mit Absicht getan.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn sie’s gewollt hätte, hätte sie nämlich das hier gemacht.«
    Er trat zurück, hob den Bass über seinen Kopf und hielt den Hals mit beiden Händen, dann spreizte er die Beine, schwang den Bass wie eine Axt und rammte ihn gegen den Boden. Der Körper der Bassgitarre barst in zwei Hälften und ein Pickup flog durch den Raum. Aber Curtis war noch nicht fertig. Als Kenny mit schockbleichem Gesicht zurücktrat, hob Curtis den Bass noch einmal über den Kopf und diesmal schlug er ihn einfach immer wieder gegen den Boden – wumm, wumm, wumm, wumm –, bis nur noch ein Haufen gesplittertes Holz übrig war, im ganzen Raum Kunststoff-und Metallteile verstreut lagen und er nur noch die Reste des abgebrochenen Halses in der Hand hielt.
    Curtis lächelte noch immer.
    »Hier«, sagte er zu Kenny und schleuderte ihm den kaputten Hals entgegen.
    »Verdammte Scheiße.«
    Kenny schwieg, als Curtis auf ihn zuging, und fürchtete wohl – wie ich auch –, dass er nun ihn schlagen würde.Doch das tat Curtis nicht. Er beugte sich nur nach unten, nahm so viel von dem zerstörten Bass auf, wie er konnte, und packte die Teile auf seine Arme, dann streckte er sich wieder, sah Kenny einen Moment lang an und warf ihm die zerstörten Reste einzeln zu. »Hier hast du deinen Bass wieder. Danke, dass wir ihn ausleihen durften.« Ein Holzstück traf Kennys Schulter. »Hoppla«, sagte Curtis. »Pass auf deinen Kopf auf.« Als er noch ein Stück in die Richtung von Kennys Kopf warf, drehte der sich um, duckte sich weg und lief zur Tür.
    »Du bist echt krank, Curtis«, murmelte er. »Verdammte Kacke, du tickst nicht mehr richtig.«
    »Schick mir die Rechnung für die Reparatur, Kenny, okay?«, rief Curtis und lachte jetzt, während er ihm ein großes Teil hinterherwarf. »Und komm jederzeit vorbei, wenn du Lust hast, uns zu sehen … jederzeit.«
    Kenny hatte inzwischen die Tür erreicht. Er blieb einen Augenblick stehen, schaute über die Schulter und wollte gerade etwas sagen, als Curtis vortrat, den Arm schwang und ein Metallstück durch den Raum schleuderte. Kenny beeilte sich, durch die Tür zu kommen, und schlug sie gerade noch rechtzeitig hinter sich zu. Das Metallstück krachte in die Tür und hinterließ eine faustgroße Delle, wo Kennys Kopf gewesen wäre.
    Eine Weile sagte niemand etwas.
    Curtis sah mich an. Er atmete schwer, doch er lächelte noch immer. Ich schaute zurück, zu fassungslos, um etwas zu

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