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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sagen. Und nach einer Weile blickten wir beide zu Stan. Er saß nur da, guckte so leer wie immer, und wirbelte müßig mit einem Schlagstock zwischen den Fingern.
    »Hm …«, sagte ich schließlich.
    Curtis zündete sich eine Zigarette an. »Hm was?«
    Ich zuckte die Schultern. »Dann werd ich mir jetzt wohl selbst einen Bass kaufen müssen.«

11
    Eine neue Bassgitarre zu kaufen war kein Problem. Ich musste nur meine Mutter um etwas Geld bitten, mit Curtis in die Charing Cross Road fahren und ihn den Rest machen lassen. Er kannte sämtliche Musikläden in der Gegend, und nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich wieder so einen Fender Mustang wie den von Kenny wollte und mir egal war, wie viel er kostete, führte er mich zu einem speziellen Gitarrenladen und wir suchten einen nagelneue Fender-Bass aus.
    »Willst du ihn vorher ausprobieren?«, fragte er.
    Der Laden war voller Leute, die Gitarren und Bässe ausprobierten, und alle schauten ganz ernst, als sie ihre Rock ’n’ Roll-Fähigkeiten unter Beweis stellten. Aus irgendeinem Grund spielten die meisten Led Zeppelins Stairway to Heaven .
    »Nein«, sagte ich zu Curtis. »Ich will sie nicht ausprobieren. Lass uns einfach zahlen und dann verschwinden.«
    Meine Mutter hatte mir mehr als genug Geld gegeben, deshalb kaufte ich noch einen schönen festen Gitarrenkoffer und ein paar Ersatzsaiten dazu. Als ich das Geld rüberreichte und der Verkäufer anfing, den Bass in den Kasten zu packen, warf ich Curtis einen Blick zu und sah, wie er den Kopf schüttelte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    Er lächelte. »Nichts … ich hab nur nachgedacht, das istalles. Vielleicht kannst du ja deine Mum fragen, ob sie mir auch eine neue Gitarre kauft.«
    Ich wusste, dass das ein Scherz war oder jedenfalls nur so dahingesagt, doch als er die Worte »deine Mum« aussprach, wurde mir plötzlich bewusst, wie selten er meine Mutter je erwähnt hatte. Abgesehen von Sätzen wie »Musst du wieder deine Mum anrufen?« fragte er nie nach ihr, redete nie über sie und zeigte auch sonst nicht das leiseste Interesse an ihr. Und auch wenn mich das bisher – zumindest bewusst – nie gestört hatte, traf es mich jetzt, und für ein paar flüchtige Sekunden hasste ich ihn.
    »Was ist?«, fragte er und sah mich schief an. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Nein«, antwortete ich und ließ den Moment vorübergehen. »Schon gut … ich hab nur …«
    »Was?«
    »Nichts«, sagte ich und lächelte ihn mit einem frostigen Blick an. »Komm, lass uns gehen.«
    Wir besprachen mit Jake, ob wir als Trio weitermachen oder uns jemand Neuen an der Rhythmusgitarre suchen sollten.
    »Ich meine, es geht zu dritt«, sagte Curtis. »Kein Problem. Es gibt nichts, was wir nicht ohne zweite Gitarre spielen könnten. Nur wirkt eben der Sound bei einigen Songs etwas anders.«
    »Wie anders?«, fragte Jake.
    Curtis zuckte die Schultern. »In bestimmten Passagen vielleicht weniger voll, nicht so prall.«
    Wir spielten ein paar Songs, um Jake zu zeigen, was Curtis meinte, und Curtis hatte recht – es war kein Problem, wir konnten sie als Trio spielen. Die meisten würden wahrscheinlichgar keinen Unterschied hören. Aber wir spürten den Unterschied. Wir wussten, dass die Songs für zwei Gitarren geschrieben waren und mit einer zweiten einfach besser klangen. Das heißt, für uns gab es überhaupt keine Frage.
    »Ich kenn ein paar Leute, die vielleicht gehen könnten «, sagte Curtis. »Aber es geht gar nicht um die Frage, wie gut sie sind. Ich meine, Kenny war schon okay als Gitarrist, trotzdem hat er nicht zu Naked gepasst, oder? Also, keine Ahnung … ich weiß nicht, ob die Leute, die ich kenne, passen würden.«
    »Wir können eine Anzeige schalten«, schlug Jake vor. »Eine Anzeige im NME .«
    »Ja … wenn wir sie diesen Donnerstag reinsetzen, können wir uns nächstes Wochenende im Lagerhaus Leute anhören.«
    »Dann müsst ihr aber diesen Freitag trotzdem zu dritt spielen.«
    »Na ja, wenn’s nicht anders geht …«
    Die Anzeige erschien am Donnerstag, den 5. Februar 1976 im NME unter der Rubrik Musiker gesucht .

    Rhythmusgitarrist für Live-
    Band gesucht. Pistols. Dolls.
    Stooges. Keine Hippies, keine
    Kennies, keine Limits.
    »Keine Kennies ?«, fragte ich Curtis, als ich es sah.
    Er lächelte bloß.
    Ich sagte: »Schreibt man ›Kennies‹ denn so?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Egal.«
    Der Auftritt am Freitag im Conway Arms lief wie gewohnt, und außer dass wir ein etwas kürzeres Set spielten – ein paar

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