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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Songs mussten wir auslassen, weil wir es nicht mehr geschafft hatten, sie auf nur eine Gitarre umzuarrangieren –, funktionierte alles bestens. Es war irgendwie komisch, ohne Kenny zu spielen, und wir mussten jeder ein bisschen härter arbeiten, um die fehlende zweite Gitarre zu ersetzen, doch wir hatten uns bald dran gewöhnt. Und gegen Ende des Sets spürten wir wohl alle, dass uns Kennys Fehlen enger zusammenschweißte. Nicht dass wir unsere Meinung wegen eines zweiten Gitarristen geändert hätten, aber dass Kenny nicht mehr dabei war … na ja, es veränderte irgendwie die Dynamik der Band. Zu viert hatten wir immer das Gefühl gehabt, dass die Band in zwei Teile zerfiel, Curtis und ich auf der einen Seite, Kenny und Stan auf der andern. Jetzt, nur zu dritt, war die Spaltung auf einmal weg. Wir standen jetzt alle auf ein- und derselben Seite, arbeiteten alle zusammen.
    Wir sprachen allerdings nicht so richtig darüber und ich vermutete nur, dass Curtis und Stan es genauso empfanden. Natürlich konnte ich mich auch irren. Ich versuchte zwar nach dem Auftritt, Curtis zu fragen, doch der musste sich wie immer unter die Leute mischen und hatte keine Zeit für mich. Er quatschte mit Leuten, gab Autogramme, trank Bier, warf Drogen ein … und an dem Abend musste er auch noch potenzielle Rhythmusgitarristen treffen. Zumindest behauptete er das. Und ich sah, wie er mit zwei vage vertrauten Gesichtern sprach, die nach Stans Aussage beide »in irgendeiner beschissenen kleinen Band aus Paddington« gespielt hatten. Doch später, als ich nach unten auf die Toilette ging, sah ich, wie Curtis mit Charlie Brown redete.
    Sie saßen zusammen in einer kleinen Nische hinter der Bar, und wenn sie auch nicht allein waren – eine von Charlies Freundinnen war auch da –, saßen sie doch für mein Gefühl viel zu eng nebeneinander. Und so, wie sie miteinander sprachen – Auge in Auge, vertieft und intensiv –, hätten sie auch allein dasitzen können. Während ich von der andern Seite der Bar zu ihnen hinüberstarrte, schaute Curtis plötzlich hoch und sah mich. Für einen kurzen Moment wirkte er ertappt – ein schnelles Aufblitzen von Überraschung, Verlegenheit, Panik –, doch gleich darauf begann er freundlich zu lächeln und winkte mich rüber. Ich hielt seinen Blick nur eine Sekunde lang fest und gab so wenig wie möglich in meinem Gesicht preis, dann schaute ich weg und ging zur Toilette.
    Keiner von uns erwähnte die kleine Episode, bis wir ein paar Stunden später in Curtis’ Zimmer zusammen im Bett lagen. Es war gegen zwei Uhr morgens und ausnahmsweise war es im Haus relativ still. Irgendwo spielte jemand Akustikgitarre und zupfte ein paar entspannte Blues-Riffs, aber sie kamen von ein paar Stockwerken tiefer, außerdem war es ein ganz beruhigender Klang.
    Ich fühlte mich zwar noch immer nicht wohl in dem Haus, doch inzwischen war es nicht mehr ganz so schlimm, weil Curtis sich Mühe gegeben hatte, den Raum etwas angenehmer zu gestalten. Er hatte ihn zwar hauptsächlich mit Sperrmüllsachen möbliert – es gab einen schmuddeligen alten Sessel, ein verhältnismäßig sauberes Sofa, einen alten Küchentisch und ein paar harte, ungepolsterte Stühle – und der Raum fühlte sich immer ein bisschen klamm an und roch leicht moderig. Doch alles in allem war es nicht so schlecht.Das Bett war nicht wirklich ein Bett, sondern bloß eine gebrauchte Matratze auf einer Holzpalette. Aber immerhin war es unsere gebrauchte Matratze. Und noch einmal: Es war nicht so schlecht, wie es klingt.
    Curtis war wie immer nach unseren Auftritten zu aufgedreht, um zu schlafen, und während ich dalag und meine Gedanken im Kopf hin und her wälzte, saß er neben mir im Bett, rauchte einen Joint und las ein Buch über Paul Verlaine. Mir war klar, dass es im Grunde keinen Sinn hatte, irgendwas wegen Charlie Brown zu sagen, denn egal was ich vorbringen würde und wie ich es formulierte, er hätte eine Antwort parat. Deshalb sagte ich mir ständig: Vergiss es, denk einfach nicht mehr dran, halt die Klappe und schlaf. Aber ich wusste, es ging nicht.
    »Curtis?«, sagte ich leise.
    »Ja …?«
    »Hattest du Glück heute Abend?«
    Sein Atem stockte einen Moment. »Was ist?«
    »Du hast doch gesagt, du wolltest dich mit ein paar Gitarristen treffen. Ich hab mich nur gefragt, wie es gelaufen ist.«
    »Ach so, klar …«, sagte er und atmete aus. »Ja, ich hab mit ein paar Leuten gesprochen, die ich kenne …« Er zog an seinem Joint. »Ich glaub zwar

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