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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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erklären?«
    »Warum wir sie absichtlich draußen warten lassen.«
    »Nein, Lili hat recht«, sagte Curtis und lächelte mir zu. »Hol sie rein, Jake. Es gibt keinen Grund, sie draußen stehen zu lassen.«
    »Ja, aber –«
    »Tu’s einfach, okay?«
    Es wurde ein langer und ziemlich öder Tag. Jake bat die Gitarristen einen nach dem andern, ans Mikro zu treten und ihr Instrument anzuschließen. Nachdem er ein paar simple Fragen gestellt hatte – Wie heißt du? Woher kommst du? Wo hast du gespielt? –, übernahm Curtis. Seine Vorgehensweise war ziemlich direkt.
    »Alles okay?«, fragte er.
    Und die Schüchternen murmelten irgendwas zurück – »Ja, danke« oder bloß »Ja …« –, während die Selbstbewussteren versuchten, ein Gespräch anzufangen – »Hey, ja … wie geht’s so? Ist übrigens echt super … also, ich hab Naked schon so oft gesehen …« Curtis ließ sie in dem Fall einfach so lange weiterschwafeln, bis ihnen aufging, dass sie viel zu viel redeten.
    Dann sagte er nur: »Okay, spiel was.«
    Anfangs fand ich das irgendwie grausam – und auf gewisse Art war es das auch –, doch im Lauf des Tages begriff ich, dass es eine ganz effiziente Methode war, um herauszufinden, was wir wissen mussten, denn jeder Gitarrist ging auf seine Weise mit der Situation um.
    Einige schauten bloß verwirrt.
    Andere fragten: »Was soll ich denn spielen?«
    Die, die uns am besten gefielen – die kapiert hatten, dass wir einen Rhythmus gitarristen suchten –, nickten nur irgendwie, schauten auf ihre Gitarre und spielten Akkorde, manche klimperten nur ein bisschen, andere hämmerten richtig drauflos und wieder andere boten uns eine Mischung aus beidem.
    Die, die uns am wenigsten gefielen, waren Leute, die sich gleich wichtigmachten und echt schwierige Sachen spielten, Gitarrengenie-Zeug, oder solche, die einfach bloß Note für Note andere Bands nachspielten … einer, der Damon hieß, brachte es allen Ernstes fertig, den Smoke on the Water -Riff zu spielen, echt. Sobald Curtis das merkte – was ungefähr zwei Sekunden dauerte –, stand er auf und sagte bloß: »Ja, danke, Damon. Wir melden uns.«
    Aus den dreizehn Kandidaten blieben nur zwei, von denen Curtis meinte, es würde sich lohnen, sie noch mal zu hören. Beide waren etwa achtzehn, neunzehn und ziemlich gut. Curtis ließ sie Platz nehmen und brachte ihnen kurz bei, Naked zu spielen – was von allen unseren Songs derjenige war, der sich mit Abstand am leichtesten lernen ließ –, und sobald sie es raushatten, baten wir jeden, den Song mit uns zusammen ein paarmal ganz durchzuspielen.
    »Kein Problem, wenn ihr’s vermasselt oder den Faden verliert«, erklärte Curtis. »Wir spielen einfach weiter und ihr steigt wieder ein, wenn ihr so weit seid, okay?«
    Nachdem wir mit beiden Naked durchgespielt hatten – zweimal mit dem einen und dreimal mit dem andern –, bedankten wir uns für ihr Kommen, nahmen ihre Daten auf und sagten, sie würden von uns hören. Es war spät und ich war ziemlich müde. Curtis und Jake hatten sich fast den ganzen Tag über Speed reingezogen, deshalb waren sie voller Energie, aber Stan und ich hatten nichts genommen und gähnten andauernd. Chief hatte sich so gut wie überhaupt nicht bewegt. Er saß noch immer hinten im Raum auf dem Fußboden und starrte schweigend in seinen Batman-Comic.
    »Und … was sagt ihr?«, fragte Curtis.
    Die allgemeine Meinung lautete, dass die zwei Typen, die wir herausgepickt hatten, tatsächlich die einzigen waren, über die es sich lohnte nachzudenken, aber auch wenn sie beide in musikalischer Hinsicht wohl gut genug waren, wohnte der Erste leider in Colchester, was fast hundertzwanzig Kilometer entfernt war, und er hatte klipp und klar gesagt, dass er auf keinen Fall nach London ziehen würde.
    »Und wenn wir ihn tatsächlich für die Band haben wollten?«, fragte ich.
    »Er hat gemeint, er würde pendeln «, sagte Jake mit einem höhnischen Grinsen.
    Wir waren uns einig, dass einer, der pendelt, in der Band nicht tragbar wäre. Und wir waren uns ebenfalls einig, dass der andere Gitarrist, auch wenn er wahrscheinlich der bessere war, einfach unangenehm wirkte. Irgendwie patzig, zu sehr von sich überzeugt und ohne jeden Sinn für Humor.
    »Außerdem ist er echt hässlich«, sagte Curtis.
    »Das ist nicht fair«, fing ich an.
    »Aber es stimmt doch, oder?«, sagte Curtis mit einem Grinsen. »Ich meine, der Typ sieht doch aus wie ein verdammter Gargoyle .«
    »Mag sein«, stimmte ich zu. »Aber

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