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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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runterzuhauen.
    Doch dann, ganz plötzlich, merkte ich, dass es mir nicht mehr wichtig war. Er war Curtis, er war so, wie er war. Undmehr gab es dazu nicht zu sagen. Ich konnte ihn entweder nehmen, wie er war … oder ich konnte Schluss machen.
    »Okay«, seufzte ich. »Was willst du wegen William unternehmen?«
    So wie Curtis die Lage sah, brachte es nichts, wenn wir alle vor Ort blieben und darauf hofften, dass William irgendwann aufkreuzte. Einer von uns sollte lieber zur West Green Road fahren und schauen, ob er ihn irgendwo fand.
    »Ich weiß, es ist ziemlich aussichtslos«, sagte Curtis, »und wahrscheinlich vergeuden wir nur unsere Zeit … aber wie gesagt, wir müssen ja nicht alle hier rumhängen.«
    »Sicher nicht …«
    »Und wenn du jetzt gleich mit Chief losfährst –«
    »Ich?«
    »Ja …«
    »Wieso ich?«
    »Weil …«
    »Weil was?«
    »Weil … wenn ich fahre und ihn finde und es stellt sich heraus, er hatte bloß keinen Bock, rechtzeitig herzukommen, oder womöglich hat er das Ganze vergessen und so … du weißt doch, wie ich bin. Wahrscheinlich brüll ich ihn an und er wird sauer …« Curtis sah mich an. »Aber dich mag er, Lili. Auf dich hört er.«
    Einen Moment lang war ich sprachlos. Ich hatte Curtis noch nie so erlebt … was immer so hieß. Es schien fast, als würde er sich wie ein normaler Mensch verhalten – vernünftig, ehrlich, sich seiner Fehler bewusst. Natürlich konnte es auch sein, dass er sich nur so gab, wie ich ihn seiner Vorstellung nach haben wollte, um an sein Ziel zu kommen …
    »Und, was hältst du davon?«, fragte er mich und schaute auf seine Uhr. »Wenn ihr jetzt losfahrt, müsstet ihr gegen zehn in der West Green Road sein. Es kann ja nicht allzu schwer sein, dieses scheiß Cranleigh-Farm-Dingsbums zu finden, und dann braucht ihr ja bloß noch rumzufragen, ob irgendwer weiß, wo Billy wohnt –«
    »Und was ist, wenn wir’s nicht rauskriegen?«
    »Dann sind wir immer noch nicht schlechter dran als jetzt, oder? Ich meine, solange ihr gegen elf dort wieder aufbrecht, seid ihr etwa um halb zwölf wieder hier, und wenn er bis dahin immer noch nicht aufgekreuzt ist … na ja, dann müssen wir eben wirklich ohne ihn spielen.« Curtis sah mich an. »Aber ich finde, den Versuch ist es wert.«
    Ich hatte einen langen, ermüdenden Tag hinter mir und fühlte mich ausgelaugt und leer. In einem beschissenen alten Ford Transit durch London zu kurven war das Letzte, was ich in dem Moment wollte … doch ich musste Curtis recht geben. Wahrscheinlich würde ich William zwar nicht finden, aber es leuchtete mir ein, dass wir nichts unversucht lassen durften. Und abgesehen davon hieß die Alternative, die nächsten paar Stunden mit Curtis und Jake in einem Raum voller Roadies, Möchtegerns, Sex Pistols, halb nackter Punkgirls und gruseliger Männer in Anzügen zu verbringen …
    »Okay«, sagte ich zu Curtis. »Ich versuch’s.«
    Während Curtis losging, um Chief zu suchen, rief ich von einem Münztelefon im Flur zu Hause an. Mum schlief noch, sagte mir Laura, alles sei okay … kein Grund zur Sorge. Ehrlich gesagt reichte es mir langsam, andauernd zu hören, ich hätte keinen Grund zur Sorge, doch ich wusste, dass Laura es gut meinte und dass ich nur gereizt war, deshalb bedankteich mich bei ihr, sagte, ich würde in etwa einer Stunde noch mal anrufen, und legte auf.
    Als ich mich umdrehte, stieß ich fast gegen Chief. Er stand so dicht vor mir, dass ich einen Schritt zurück machen musste, um nach oben in sein Gesicht zu sehen.
    »Hi«, sagte er.
    »Hi, Chief«, antwortete ich und schaute mich nach Curtis um. »Wo ist Curtis?«
    Chief zuckte nur mit den Schultern. »Der Wagen steht hinten.«
    »Okay …«
    Er sah mich einen Moment an, dann nickte er und ging los.
    Ich folgte ihm, den Flur entlang, durch eine Doppeltür und durch weitere Gänge – bis wir endlich zu einer alten Brandschutztür kamen, die aus dem Gebäude rausführte. Die Nachtluft war immer noch warm, doch es fing gerade an zu regnen, und als wir zu dem Transit hinüberliefen, krachte ein Donnerschlag los und fast im selben Moment klatschte auch schon der Regen runter. Ich hatte keine Jacke an – nur ein T-Shirt und Jeans –, und bis wir den Wagen erreichten, war ich nass bis auf die Haut. Chief schien eine Ewigkeit zu brauchen, um die Tür aufzuschließen, und als ich nachschaute, wieso, sah ich ihn neben dem Wagen stehen und zu Boden schauen.
    »Komm schon, Chief«, rief ich durch den Regen. »Mach endlich die

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