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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ich Jake, der sich gerade einen Joint drehte und mit einem älteren Anzugtypen, den ich noch nie gesehen hatte, über irgendwas lachte. Ich brauchte eine Weile, bis ich Curtis entdeckte, doch schließlich sah ich ihn – er saß am Rand auf dem Boden und unterhielt sich angeregt mit Mick Jones und Paul Simonon von The Clash.
    Anstatt mich zwischen den Menschen durchzuschlängeln, rief ich von der Tür aus seinen Namen. Und als er hochschaute, sah ich an seinen Augen – die ihm förmlich aus dem Kopf knallten –, dass er jede Menge Speed genommen hatte.
    »Lili«, rief er und sprang auf die Beine. »Gott sei Dank, dass du da bist.«
    Als er durch den Raum auf mich zustürmte und seine Amphetamin-Augen wild in der Gegend umherzuckten, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich binnen einer halben Stunde von einem Extrem ins nächste geraten war. Von Mum zu Hause, die sich vor lauter Beruhigungsmitteln kaum mehr rühren konnte, zu Curtis, der vom Speed total überdreht war.
    Und wozu das alles?, fragte ich mich.
    Ehe ich darüber nachdenken konnte, kam Curtis auf mich zugetaumelt, packte mich am Arm, sagte: »Ich muss mit dir reden«, und schleppte mich raus auf den Flur.
    »Okay«, sagte ich. »Ganz ruhig. Kein Grund zur –«
    »Hast du eine Ahnung, wo er wohnt?«
    »Wer?«
    »Billy … ob du weißt, wo er wohnt?«
    »Wieso?«
    »Scheiße, er ist nicht da , kapierst du? Es ist nach neun und das kleine Arschloch ist immer noch nicht hier.« Curtis schüttelte den Kopf. »Ich wusste , dass man ihm nicht trauen kann … verdammt, ich wusste es.«
    »Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung«, sagte ich. »Er ist wahrscheinlich nur –«
    »Nein«, sagte Curtis wütend. » Gar nichts ist in Ordnung. Er hat gesagt, spätestens um acht ist er hier.«
    »Und er hat auch nicht angerufen?«
    »Das hätte ich dir doch gesagt , oder?«
    »Okay«, antwortete ich und versuchte ruhig zu bleiben. »Ich wollte nur –«
    »West Green Road, stimmt’s? Da wohnt er doch – irgendwo an der West Green Road.«
    »In Cranleigh Farm«, sagte ich.
    Curtis sah mich an.
    »Das ist eine Siedlung an der West Green Road«, erklärte ich ihm.
    »Und da wohnt Billy?«
    Ich nickte. »Also, ich weiß natürlich nicht, wo da, in welcher Wohnung oder so –«
    »Woher weißt du, dass er dort wohnt?«
    »Er hat’s mir erzählt.«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich, nicht ganz sicher, weshalb ich log und mir schuldig vorkam. »Er hat es mal erwähnt, das ist alles … ich weiß nicht mehr, wann …« Ich sah Curtis ins Gesicht. »Ist das wichtig?«
    Er zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an.
    »Wie auch immer«, sagte ich. »Ich bin sicher, er taucht bald auf. Ich meine, es ist erst gerade halb zehn. Solange er vor Mitternacht da ist –«
    »Und was, wenn nicht?«
    »Dann müssen wir eben ohne ihn spielen. Das haben wir doch schon einmal gemacht … als Trio spielen. Dann machen wir es eben wieder so.«
    »Ja«, sagte Curtis. »Aber es ist nicht dasselbe. Ich meine, ohne Billy …« Er zögerte, paffte an seiner Zigarette. Was er da sagen wollte, behagte ihm gar nicht. »Wir brauchen ihn doch, oder?«
    »Das muss dir nicht peinlich sein«, sagte ich.
    »Was?«
    »Was du empfindest.«
    »Was ich empfinde?«
    »Wegen William … ich meine, nur weil er dich nervt –«
    »Das Einzige, was mich im Moment interessiert, ist der Gig, klar? Alles andere ist irrelevant.«
    »Hast du mich deshalb auch nicht nach meiner Mum gefragt?«
    »Was ist?«
    »Meine Mum … sie ist sehr krank, du erinnerst dich?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du hättest wenigstens so tun können, als ob es dich interessiert.«
    »Es interessiert mich ja.«
    »Nein, tut es nicht. Du hast noch nicht mal gefragt, wie es mir geht.«
    »Ja, ich weiß, aber …« Er blies die Luft aus den Wangen. »Ich hab überhaupt keine Zeit gehabt nachzudenken.«
    »Genug Zeit, dir haufenweise Speed reinzuziehen, hattest du aber schon.«
    »Na ja … ich muss ja auch alles allein organisieren.«
    »Du Ärmster.«
    Das mochte er gar nicht und für einen Moment fürchtete ich, er würde die Beherrschung verlieren, doch es gelang ihm, sich einigermaßen im Zaum zu halten.
    »Du solltest ab und zu vielleicht mal versuchen, nicht bloß an dich zu denken«, sagte ich. »Du bist nämlich nicht der Einzige, der Probleme hat, verstehst du?«
    Er senkte demonstrativ den Blick, um mir zu zeigen, wie zerknirscht er war.
    Es war erbärmlich.
    Und für einen Moment war mir echt danach, ihm eine

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